Raumschiff 3 - Tia
bald wieder gesund werden, wie?«
»Ich kann dir nichts anderes versprechen als die
Schmerzmittel, Hank«, sagte Tia sanft.
»Ja.« Er fuhr sich mit der Zunge über die rissigen,
geschwollenen Lippen. »Hört mal, begebt euch doch in mein Schiff. Schaut einmal, ob das gottverdammte
Aufzeichnungsgerät vielleicht doch funktioniert hat. Holt euch die Holos, wenn ihr daran erkennen könnt, wo ich sie gemacht habe. Ihr beide seid KD, dem KD kann man vertrauen, das weiß ja jeder. Und wenn ich da irgend etwas rausholen kann, seht mal, was ihr tun könnt, ja?«
»Hank, soviel kann ich dir garantieren – du hast kooperiert, und der Gesundheitsdienst erteilt Leuten Belohnungen, die dabei helfen, Seuchen einzudämmen«, sagte Alex, nachdem er kurz die Vorschriften überprüft hatte. »Dazu gehört die gesamte medizinische Versorgung – einschließlich Prothesen und Rehabilitationsmaßnahmen
– sowie eine volle
Entschädigung für beschlagnahmtes oder vernichtetes
persönliches Eigentum. Das sollte dein Schiff und die Fracht einschließen. Wenn wir können, werden wir dabei vom echten Wert deiner Fracht ausgehen.«
Hank seufzte leise – aber es klang erleichtert. »Gut«, erwiderte er, und seine Stimme wurde immer schwächer vor Erschöpfung. »Wußte ich doch, daß ich… dem KD trauen
kann. Hört mal, kann ich jetzt vielleicht etwas Schmerzmittel bekommen?«
Tia aktivierte die Servokrankenschwester. »Kommt schon, Hank«, meldete sie. Der Mann drehte leise den Kopf, als er das Winseln des Motors hörte, und sein Blick folgte dem
Hypospray, bis es seinen Arm berührte. »Von jetzt an kannst du den Servo mit der Stimme aktivieren – du brauchst nur
›RZ-Tia‹ zu sagen, dann weiß er, was er dir geben soll.« Sie vernahmen ein Zischen – und dann verzogen sich seine
geschwollenen Lippen zu einer Art Lächeln. Tia speicherte die
›Rezept‹-Autorisation ein und beendete die Verbindung. Diese Anordnung konnte jetzt nur noch vom Gesundheitsdienst der CenCom aufgehoben werden.
In der Zwischenzeit hatte Alex sich mit dem Dockdienst in Verbindung gesetzt und ihn schließlich dazu gebracht, ihnen Zugang zu den Kontrollen der Dockservos und ferngesteuerten Apparaturen zu gewähren. Als dieser Zugang erst einmal
hergestellt war, brauchte Tia allerdings nur noch wenige Augenblicke, um die Kontrolle über einen mit einer Kamera ausgerüsteten Servomechanismus zu übernehmen, der sich
immer noch im unter Quarantäne stehenden Gebiet befand, und ihn ins Schiffsinnere zu schicken.
Sie suchte sich den vielseitigsten Roboter aus, der zur Verfügung stand: mit einer Kriechplattform, mehreren
Greifarmen von unterschiedlicher Größe sowie einer
leistungsfähigen optischen Aufzeichnungseinrichtung. »Wir wollen ihnen doch wohl noch nicht verraten, daß das harte Vakuum die Erreger abtötet, oder?« fragte sie, während sie den Servomechanismus aktivierte und ihn auf das verlassene Dock zukriechen ließ.
»Machst du Witze?« Alex schnaubte. »So, wie die hier den Schwarzen Peter herumreichen, erzähle ich es ihnen vielleicht nie. Soll Kenny es doch tun, wenn er will, aber ich wette, sobald wir es ihnen mitteilen, sperren sie das Gebiet ab, brechen die Siegel auf und plündern alles aus Hanks Schiff, bevor wir Gelegenheit zur Inventur bekommen haben.«
»Die Wette gehe ich lieber nicht ein«, erwiderte Tia, während sie den Kriechroboter die Rampe hinauf zur offenen
Luftschleuse führte.
Hank hatte nicht übertrieben, als er sein Schiff als Wrack bezeichnete. Es hatte mehr zusammengeschusterte Teile, als sie bei einem funktionstüchtigen Raumschiff für möglich gehalten hätte. Auf der Innenseite der Luke fehlte die Hälfte der Wandplatten, und die Bodenplatten waren von drei
verschiedenen Farben. Und als sie den Kriecher in die
Kontrollkabine führte, gewann sie den Eindruck, daß
wahrscheinlich das ganze Schiff in diesem Zustand war.
Überall lagen lose Drähte herum; die ursprünglichen
Kontrollpaneele waren schon vor langer Zeit durch Konsolen ersetzt worden, die aus mindestens einem Dutzend Schiffen ausgeschlachtet worden waren. Kein Wunder, daß das Schiff stets drohte, aus dem Hyperraum zu fallen; Tia war überrascht, daß es überhaupt jemals im Hyperraum blieb, wenn sie an die ganzen falschen Signale dachte, die von diesen Paneelen übermittelt werden dürften.
»Meinst du, das Aufzeichnungsgerät hat dort funktioniert, wo er war?« fragte Alex zweifelnd, als er sich den Bildschirm anschaute. Die
Weitere Kostenlose Bücher