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Raumschiff 5 - Carialle

Raumschiff 5 - Carialle

Titel: Raumschiff 5 - Carialle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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den Ackerrand und streichelte liebevoll sein Bein, bevor sie ihre Pflichten aufnahm. Sie hatte ihre Sorge vom Vorabend tatsächlich vergessen. Ebenso sein Vater. Brannel verübelte es den Eltern nicht. So war es dem Volk schließlich schon immer ergangen. Seltsam daran war nur, daß er selbst sich noch erinnern konnte. Das Gestern war nicht in einem
    undifferenzierten Grauschleier der Erinnerung versunken.
    Alles, was er gehört oder gesehen hatte, war ihm noch so deutlich, als würde es gerade erst geschehen. Und der einzige Unterschied zwischen dem gestrigen und dem heutigen Tag bestand darin, daß er gestern nichts gegessen hatte…
    Seitdem hatte Brannel es wann immer möglich vermieden, das Essen des Volkes zu sich zu nehmen. Er hatte mit eßbaren einheimischen Pflanzen experimentiert, die unten am Fluß wuchsen, ernährte sich jedoch überwiegend vom Diebstahl rohen Gemüses und Getreides auf dem Acker oder aus den Futtervorräten des Ackerviehs. So war er größer und stärker geworden als alle seine Artgenossen. Wenn seine Mutter es überhaupt einmal bemerkte – nämlich dann, wenn der
    undeutliche Schleier der Erinnerung sich mal kurz lüftete –, war sie nur dankbar dafür, daß sie dem Gebieter einen so prächtigen, starken und großen Sohn geboren hatte, der für ihn arbeiten konnte. Brannels Verstand schärfte sich, und er konnte sich an alles erinnern, was er jemals hörte. Er wollte diese Fähigkeit nicht verlieren, indem er sich mit dem Essen des Volks vergiftete. Bisher hatten die Zauberer keinen Anlaß für den Verdacht gehabt, daß Brannel anders sei als die anderen Dorfbewohner. Und er war vorsichtig genug, nicht
    ungehorsam zu sein oder anderweitig ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Das schlimmste Schicksal, daß er sich vorstellen konnte, wäre der Verlust seiner geistigen Klarheit gewesen.
    Im Augenblick rätselte Brannels klarer Verstand an Keff herum: War er nun ein Zauberer oder nicht? Er besaß zwar Gegenstände der Kraft, sprach aber keine Zauberersprache.
    Sein Hausfamiliar beherrschte ihre Sprache ebensowenig, benutzte aber dieselben Mittel wie der Zauberer Klemay, um ihn zu vertreiben, so wie die Arbeiter in seiner Höhle jeden Tag ihres Lebens durch gräßlichste Geräusche ans Werk getrieben wurden. Keff schien über Macht zu verfügen, und doch hatte ihn der Donnerkeil der Zauberer unverhofft niedergestreckt. Ob Keff den Donnerkeil vielleicht nicht kommen gespürt hatte?
    Als er auf der gegenüberliegenden Seite des Ackers
    angelangt war, schlüpfte Brannel zwischen den Sträuchern zu dem Hang hinüber, der ihn zu seinem Versteck in der Nähe des Flusses führte. Nur von ein paar Grünkugeln beobachtet, aß er etwas von den rohen Wurzeln aus dem Vorrat, den er dort zwei Nächte zuvor im Stroh versteckt hatte. In diesem Jahr waren alle Ernten gut gewesen. Niemand hatte gemerkt, wie viele körbevoll Brannel zur Seite geschafft hatte, und falls doch, erinnerten sie sich nicht mehr daran. Ihre Vergeßlichkeit gereichte ihm zum Vorteil.
    Nachdem er seinen Hunger gestillt hatte, kehrte Brannel wieder zur Höhle zurück, um sich die bemerkenswerten Tagesereignisse anzuhören, von dem neuen Zauberer zu vernehmen und davon, wie dieser niedergestreckt worden war.
    Niemand kam auf den Gedanken, die Frage zu stellen, was aus dem Zauberer geworden sein mochte, und Brannel teilte es den anderen auch nicht mit. Bis zum nächsten Morgen hätten sie es ohnehin wieder vergessen. Als es dunkel wurde, schwärmten alle in die warme Höhle zurück. Als sie auf ihrem Nachtlager Platz nahmen, musterte Alteis seinen Sohn, die Stirn angestrengt gerunzelt, während er versuchte, sich an etwas zu erinnern, das er Brannel hatte fragen wollen. Doch schließlich, eine ganze Weile später, gab er diese Bemühung auf.

KAPITEL 4
    Auf den ersten Blick schien sich im Ratsraum des Hochhexers des Südens nur ein einziger Mann zu befinden, Nokias selbst, der auf dem thronähnlichen Schwebesessel in der Mitte ruhte, von den schräg einfallenden Strahlen der Nachmittagssonne erfaßt. Als Plennafrey ihr schwebendes Spähauge durch den Palastsaal lenkte, fiel ihr auf, daß hier allerdings doch mehr und Mächtigeres gegenwärtig war als irgendwo sonst auf Ozran. Sie war stolz darauf, zu jenen zu gehören, die man Nokias zurechnete, stolz, aber auch von Angst erfüllt.
    Dem Rücken des Schwebesessels am nächsten hingen die schlichten Silberkugeln der vertrautesten Hauptgefolgsleute Nokias, bereit, dem Hochhexer zu Diensten zu

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