Rausch der Unterwerfung
startete den Motor, parkte aus und fuhr mit quietschenden Reifen los. Anne klammerte sich erschrocken an ihren Sitz, aber schon wenig später verlangsamte er das Tempo und fuhr gesittet über die schmale Straße, die am Meer entlangführte.
Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten und endete an einem schmiedeeisernen Tor, das er mit Hilfe einer Fernbedienung öffnete.
„Das Tor zur Hölle, kleine Jungfrau“, sagte er, während das schwere Eisengitter langsam zur Seite glitt, und bedachte sie wieder mit diesem ernsten, fast drohenden Blick, der Annes Herz erneut ins Rutschen brachte, zumindest, bis er anfing zu grinsen und sich über ihren Gesichtsausdruck offenbar köstlich amüsierte.
„Ha“, meinte sie gespielt vergnatzt und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „So leicht ist Satans Braut nun auch nicht einzuschüchtern.“
„Sieh mal einer an!“, antwortete er daraufhin wie erstaunt. „War da etwa ein aufmüpfiger Unterton in deiner Stimme?“
Alarmiert schaute sie auf und schüttelte den Kopf.
„Nun, das hoffe ich.“ Er lachte leise. „Es sei denn, du legst es darauf an, gleich am ersten Abend gezüchtigt zu werden. Ich hatte eigentlich etwas anderes mit dir vor.“
Während Anne noch überlegte, ob Miguels Worte sie erschreckten oder vor kurz aufflammender Lust so erbeben ließen, hörte sie neben sich ein leises Summen. Offenbar hatte er schon wieder ein Foto von ihr gemacht. Er schob die Kamera in seine Hosentasche zurück und lachte erneut, als er ihren angespannten Gesichtsausdruck sah, dann legte er den Gang ein und fuhr an.
Während der Jeep langsam über die Auffahrt zum Haus rollte, schaute Anne sich fasziniert um. Der Garten, oder das, was man vielleicht darunter verstehen sollte, war mit nichts zu vergleichen, was sie je an Landschaftskultur gesehen hatte. Es war ein wilder Stilmix, der sich jeglicher Ordnung oder gar Planung entzog. Es gab Flächen aus kreisförmig geharktem Kies, wie Anne sie einmal in einem japanischen Garten gesehen hatte, doch in der Mitte der meisten Kieskreise ragten bizarre Gebilde auf, die sie im ersten Moment als willkürlich verschweißten Schrott bezeichnet hätte. An anderer Stelle sah Anne meterhoch wucherndes Unkraut, umgeben von kleinen Bänken, als hätte jemand Interesse daran, vor diesem ungepflegten Wildwuchs in stille Andacht zu verfallen. Es gab einen kleinen Pool, doch anstatt mit Wasser war er bis zur Hälfte mit Erde gefüllt und mit Büschen, Kakteen und Küchenkräutern bepflanzt. Wie willkürlich verstreut wuchsen hier und da einige Zitrusbäume und Koniferen, ein paar Skulpturen witterten vor sich hin, und im Zentrum der Parkschleife am Ende der Auffahrt stand ein kleiner, runder Springbrunnen, aus dem jedoch kein Wasser floss. Anne entdeckte einen Baum, der fast vollständig von einem dicken Seil umwickelt war, ein dünneres Seil spannte sich zwischen den Astspitzen und bog die Zweige in unnatürliche Richtungen. Ein Bondage-Baum, dachte sie und versuchte, sich ein Lächeln zu verkneifen. Miguel sollte nicht denken, dass sie lustig fand, was auch immer er hier trieb. Sie war im Gegenteil begeistert, weil der Garten seinen mutmaßlichen Gestalter recht gut widerspiegelte, seine Selbstsicherheit, sein unkonventionelles Verständnis für Normen, seine Sprunghaftigkeit, seinen Witz, aber auch dieses beunruhigende, nicht greifbare, das er ausstrahlte.
Als der Jeep zum Halten kam, wandte Anne ihren Blick zum Haus. Offenbar war es sehr alt, vielleicht eine restaurierte Finca, obwohl man den Eindruck hatte, es wäre passend zum Garten gebaut worden und nicht umgekehrt.
Miguel stieg aus, und Anne wartete diesmal, bis er die Beifahrertür öffnete und ihr aus dem Wagen half.
„Willkommen in meinem bescheidenen Heim“, sagte er und setzte seiner Galanterie auch noch die Krone auf, indem er ihr einen flüchtigen Kuss auf den Handrücken gab. Anne stöhnte innerlich auf. Wenn er so weitermachte, würde sie ihn noch anflehen, sie wieder in die Nippel zu kneifen oder zu etwas zu nötigen, was sie gar nicht wollte. Als er sie daraufhin belustigt musterte, fragte sie sich jedoch, ob er Letzteres nicht gerade eben getan hatte. Hatte sie ihm nicht davon erzählt, dass sie dieses altromantische Getue nicht mochte?
Er öffnete die Haustür und ließ ihr den Vortritt, und im selben Moment, als Anne das Haus betrat, schnappte sie nach Luft.
Nein, das hatte sie nicht erwartet, nicht, nachdem sie den Garten und das Haus von außen gesehen hatte. Das Innere
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