Rausch der Unterwerfung
über die nächsten Worte nachzudenken, bevor er sie aussprach. „Sie bekam … ein Hauptgericht. Drei Wochen später war sie tot.“
„Das …“ Anne starrte ihn an, sie fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. „Das hatte doch aber nichts mit …“
„Nein.“ Miguel schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Lara war einfach krank, unheilbar. Irgendetwas im Blut, irgendwas Seltenes, ich weiß es nicht genau. Als sie mir davon erzählte, hörte ich nicht zu.“
„Es wäre also so oder so passiert?“
Er nickte. „Es gab keine Behandlung, nur ein paar Medikamente, die es ihr leichter machten. Ich will nicht wissen, wie zugedröhnt sie manchmal war, aber … nicht einmal das habe ich bemerkt. Sie hat nie aufgehört, mir etwas vorzuspielen, einen ganzen Monat lang. Erst als es nicht mehr weiterging, als sie es nicht mehr verbergen konnte, da hat sie mir die Wahrheit gesagt.“ Er unterbrach sich erneut und lachte leise, jedoch ohne allen Humor. „Kurz bevor sie ging, sagte sie, ich hätte die Lara gefunden, die ich finden wollte, die Lara, die sie gern gewesen wäre. Sie sagte, es wäre ihre … Abschiedsvorstellung gewesen. Und als sie das sagte, da habe ich ihre Angst gesehen. Sie hatte furchtbare Angst. Ende der Geschichte.“
Anne presste ihre Lippen aufeinander und erstickte die Fragen, die sich in ihrem Kopf türmten. So schroff, wie Miguel die letzten drei Worte hervorgebracht hatte, bestand kein Zweifel, dass er nichts mehr zu diesem Thema hören wollte. Er wirkte verärgert, als hätte er bereits zu viel gesagt, und er schien sich noch immer Vorwürfe zu machen, als wäre Laras Schicksal seine Schuld.
Anne senkte den Blick und schaute auf ihre Hände, die noch immer ein wenig gerötet waren. Sie verstand plötzlich, was ihm in der Cueva Negra solche Angst gemacht hatte. Er brauchte die Gewissheit, jederzeit die Kontrolle über alles zu haben, nur dann fühlte er sich sicher bei dem, was er tat. Und Anne hatte ihm ein Stück dieser Sicherheit genommen.
Ihr war bewusst, dass es noch eine letzte Session geben würde. Das Finale. Es war ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für Zweifel, vor allem von seiner Seite.
Sie blickte zu ihm auf und sah, dass er lächelte. Dann streckte er ihr eine Hand entgegen.
„Komm her!“
Als Anne vor ihm stand, griff er nach der Kordel ihrer Hose und zog sie auf.
„Zieh das aus, ich will nicht, dass du mir noch einen Hitzschlag bekommst.“
„Aber …“
„Willst du mir widersprechen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Herr.“
Miguel hatte die Hose samt dem Wulst an ihren Knien bereits bis zu den Knöcheln gezogen und begann, ihre Schuhbänder aufzuknüpfen. Das Shirt, das Anne trug, war ohnehin zwei Nummern zu groß und fast so lang, dass man es als Minikleid gelten lassen konnte.
„Besser?“, fragte er, als er sie endgültig von der Hose befreit hatte.
„Ja, Herr, danke.“
Während sie wieder in ihre Schuhe schlüpfte, winkte Miguel nach der Rechnung.
Kapitel 9
Nachdem sie sich von Pepe verabschiedet hatten, fuhren sie ein ganzes Stück zurück Richtung Meer, aber dann nahm Miguel eine Strecke, die Anne nicht kannte. Sie hatte gehofft, dass er wieder zur Finca fahren würde. Dort fühlte sie sich wohl, dort konnte sie seine Gegenwart ganz für sich genießen, und genau das wollte sie in den letzten Stunden, die ihr mit ihm blieben, auch tun.
Aber er schien schon wieder Pläne zu haben.
Sie durchquerten ein paar kleinere Orte und bogen schließlich auf eine unbefestigte Straße ein, die auf einem ebenso wilden Parkplatz endete.
Miguel zog Anne aus dem Wagen und dann in Richtung einiger Felsen, zwischen denen sich ein Pfad hindurchschlängelte. Der Pfad endete in einer kleinen, gelbsandigen Badebucht, in der sich, im Gegensatz zu den überfüllten Stränden, die sie bisher gesehen hatte, nur wenige Sonnenhungrige tummelten.
„Du sollst nicht sagen müssen, dass du in Spanien warst, ohne auch nur ein Mal im Meer gewesen zu sein“, sagte er und zwinkerte ihr zu.
„Aber ich hab kein …“
Anne verstummte, als sie bemerkte, dass die Sonnenanbeter auf ihren Handtüchern und die Badenden im Wasser allesamt nackt waren.
„Ein FKK-Strand in Spanien?“, fragte sie verwundert.
Miguel lachte. „Sachen gibts!“
Er ließ Annes Hand los und zog sich noch im Gehen das weiße Tankshirt über den Kopf.
Sie warfen ihre Sachen nahe dem Ufer auf einen Haufen und stürzten sich wenig später in die sanften Wellen, die auf den Strand
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