Rausfliegen mit Erfolg
welcher Funktion Sie unfreiwillig ausgeschieden sind. Je höher die Hierarchieebene und die damit verbundene Remuneration, desto weniger Motivation verspüren Arbeitnehmervertreter, ihre Kraft für Sie in die Waagschale zu werfen. Je weiter weg der Sitz der Unternehmenszentrale liegt, sowohl geographisch als auch kulturell, desto riskanter ist es, sich mit Ihrer Firma anzulegen. Denn desto mehr wird die Auseinandersetzung von Anwaltspositionen dominiert.
Ein Match âMensch gegen juristische Personâ verlangt dem freigesetzten Mitarbeiter grundsätzlich einiges ab. Auch wenn Sie am Ende als moralischer Sieger dastehen, Sie werden mit Sicherheit einige Schrammen abbekommen, weil
die Dauer der Auseinandersetzung schwer einschätzbar ist, der Streit auf Dauer zermürbend wird,
die zur Verfügung stehenden Zeugen, auch wenn sie früher Ihre besten Kollegen waren, immer für das Unternehmen sprechen werden,
Ihre Anwaltskosten den vielleicht erfochtenen Mehrertrag überwiegen könnten,
das Geld erst am Ende des Verfahrens bezahlt wird, was einen massiven Liquiditätsengpass in Ihrem Privatleben bewirken könnte,
der gröÃte Geldbetrag nicht die physischen und psychischen Belastungen begleichen kann, denen Sie während des gesamten Prozesses unter Umständen ausgesetzt sind.
Unangenehmer Nebeneffekt einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit Ihrem früheren Arbeitgeber ist der sogenannte âOutlaw-Statusâ. Coachs berichten von Klienten, die mit der Klage unwissentlich ihren Namen auf die âSchwarze Listeâ gesetzt haben. Während des Prozesses und lange danach hatten sie keine Chance auf einen Job in ihrer Branche. Wer will schon einen Rebellen in seiner Belegschaft?
Wenn Sie sich als Arbeitnehmer nun in die Enge getrieben sehen, seien Sie beruhigt. Auch Unternehmen scheuen das Licht der Ãffentlichkeit, wenn es um einen dienstrechtlichen Streit geht. Denn allzu oft werden derartige Verhandlungen von Vertretern offizieller Stellen genutzt, um über Medien publikumswirksam ihre politischen Botschaften zu übermitteln. Dafür übernehmen sie gerne auch die Kosten. Immer vorausgesetzt, Sie waren in Ihrem früheren Leben nicht Mitglied der Geschäftsführung.
Auch bei privaten Trennungen steht natürlich das Einvernehmen im Vordergrund der Bemühungen. Bevor es zu einem Gerichtstermin kommt, lassen sich immer mehr Paare auf eine Mediation ein. Idealerweise schafft dabei ein genderausgeglichenes Team, bestehend aus Rechtsanwalt und Psychotherapeut, eine angenehmere Atmosphäre, als Sie diese bei Gericht vorfinden. Ziel der Mediation ist es, die Kommunikation auf eine gemeinsame, konstruktive Ebene zu bringen, um
ein schnelleres, für beide Seiten annehmbares Ergebnis zu erzielen,
die Interessen (Was willst du?) vor die Positionen (Was wirfst du mir vor?) zu stellen,
Lösungen zu finden, nicht Gewinner zu ermitteln.
Die Vorgehensweise klingt durchaus vernünftig und empfiehlt sich eigentlich auch für ein Trennungsgespräch am Arbeitsplatz. Lassen Sie mich einen Augenblick auf dem imaginären Mediatoren-Stuhl Platz nehmen, um die Atmosphäre einer Mediation zwischen Ihnen und Ihrem Arbeitgeber zu reflektieren.
Wir gehen dabei die einzelnen Phasen einer Mediation 8 im Falle einer Scheidung durch und projizieren die Situation auf das Arbeitsumfeld.
Phase 1: Das Vorgespräch
Der Mediator erklärt den Ablauf und die Regeln, die die Klienten dann vereinbaren.
Also in unserem Fall würde der Arbeitgeber lieber seinen eigenen Mediator, meist einen Repräsentanten aus der Personalabteilung mitnehmen. Denn in den meisten Fällen hat der Arbeitnehmer ja nicht einmal eine Ahnung, warum er zum Chef gerufen wurde, wie kann er da den Mediator mitbestimmen. Sollte das Gespräch in den ersten Minuten tendenziös anmuten, ist die erste Pause gefragt. Trinken Sie den Kaffee am besten mit Ihrem Betriebsrat.
Phase 2: Darstellung des Konflikts
Die Konfliktpartner stellen ihre Sichtweisen dar, der Mediator erhält so einen Ãberblick über die Problematik und unterstützt die Parteien, ein Einverständnis über die zu bearbeitenden Punkte zu erzielen.
Es wäre durchaus interessant, ob der Arbeitgeber eine für den Mediator verständliche Sichtweise für die Notwendigkeit Ihrer Freisetzung vermitteln kann. Das würde Ihnen für das weitere Gespräch sicher helfen. Im Gegensatz zu einer privaten Scheidung
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