Ravanas Rueckkehr
die sowohl Buffy als auch Willow zunächst ängstigten, bis ihre Furcht dann plötzlich von einem Gefühl der Erleichterung abgelöst wurde. Denn die Stimmen erzählten jeder von ihnen, was für ihre Probleme verantwortlich war... und wie jede von ihnen sich davon befreien konnte.
5
Gegen Morgen hörte es auf zu regnen. Die Wolken verzogen sich und gaben den Blick auf einen klaren und erstaunlich blauen Himmel frei, ohne jedoch ganz zu verschwinden, so, als überlegten sie, ob sie ihre Tätigkeit nicht doch wieder aufnehmen sollten. Als die Sonne den Wolkenstreifen durchdrungen hatte, erwärmte sie rasch die kalte Luft und trocknete die Wasserperlen, die zuvor auf dem Laub der Bäume geglitzert hatten.
Während die Schüler der Sunnydale High sich mit Bussen und Autos oder zu Fuß auf den Weg zum Unterricht machten, traten zwei ältere Männer in dem gepflegten Wohnviertel Clover Circle auf ihre Veranden. Es war das älteste Wohngebiet in Sunnydale; viele der Menschen, die hier lebten, waren bereits hergezogen, als es errichtet wurde, und lange genug geblieben, um gemeinsam mit dem Stadtviertel alt zu werden.
Tom Niles und Delbert Kepley gehörten zu diesen Bewohnern. Sie lebten bereits seit über vierzig Jahren Tür an Tür. Als sie jünger gewesen waren, waren sie und ihre Frauen zusammen zum Tanzen oder ins Kino gegangen, zum Zelten oder Wandern ...
sie hatten einfach alles zusammen gemacht. Als sie älter wurden, hatten sie angefangen, Bridge zu spielen; Tom und Delbert gingen einige Male im Jahr angeln, und ihre Frauen verbrachten die Nachmittage oft gemeinsam häkelnd vor dem Fernseher. Als Toms Frau starb, hatten Delbert und seine Frau Madge ihm geholfen, sein Leben allein in den Griff zu bekommen. Tom und Fran hatten zwei Kinder großgezogen, die längst aus dem Haus waren und inzwischen eigene Kinder hatten.
Madge konnte keine Kinder bekommen, und sie und Delbert hatten über eine Adoption nachgedacht, aber irgendwie war es nie so weit gekommen.
Ihre Gärten waren makellos, tagaus, tagein von liebender Hand gepflegt. Perfekt gestutzte Sträucher wuchsen an dem weißen Lattenzaun, der jede der großen Rasenflächen vor den Häusern umgab, und in den Jahren nach dem Tod von Toms Frau hatte Madge sich um die Blumenbeete auf beiden Seiten des Zaunes, der ihre Grundstücke voneinander trennte, gekümmert.
Die beiden Männer standen jeder auf seiner Veranda und blickten auf ihre Gärten hinaus. Aber anders, als sie es üblicherweise zu tun pflegten, gingen sie an diesem Tag nicht die Stufen hinunter, um einander zu begrüßen oder über den Zaun hinweg zu plaudern. So wenig, wie sie es am Vortag oder dem Tag davor getan hatten. Kälte hatte sich zwischen die beiden Freunde geschlichen, plötzlich und ohne ersichtlichen Grund.
Madge hatte Delbert nach Tom gefragt, als dieser nicht wie sonst gekommen war, um mit ihnen zusammen das >Glücksrad< und >Jeopardy< im Fernsehen anzusehen, aber seine Antwort hatte sich auf ein Stirnrunzeln, ein Kopfschütteln und ein paar gebrummte Worte beschränkt, die vage besagten, Tom hätte wohl anderes zu tun. Sie nahm an, er würde schon mit ihr sprechen, wenn er dazu bereit war, vorausgesetzt, dieser Zustand dauerte überhaupt so lange an; was auch immer zwischen den beiden Männern stehen mochte, würde sich, wie immer, aller Wahrscheinlichkeit nach schon bald in Luft auflösen.
Als Tom in seiner Garage verschwand, ging Delbert noch einmal ins Haus und kehrte mit einem tragbaren Radio und einem Becher dampfend heißen Kaffees zurück. Auf der überdachten Veranda standen zwei alte, abgenutzte Stühle. Delbert setzte sich in den | Schaukelstuhl, stellte seinen Kaffee auf dem Geländer der Veranda ab, suchte sich einen Sportsender im Radio und platzierte es neben dem Becher. Dann lehnte er sich zurück, zufrieden damit, ein wenig zu schaukeln, an seinem Kaffee zu nippen und der Fußballdiskussion zu lauschen, die der Radiomoderator mit seinen Hörern per Telefon führte.
Er wollte gerade den Becher zum Mund führen, als nebenan ein so gewaltiger Lärm losbrach, dass er erschrocken zusammenzuckte, was wiederum den knarrenden alten Schaukestuhl in heftige Bewegung versetzte, worauf er den Kaffee über seinen Schoß goss. Delbert beugte sich vor, stellte den Becher ab und lauschte leise, während er sich die Nässe von der Hose wischte. Der Lärm dauerte an: ein unangenehmes Grollen, so laut, dass Delbert beim Aufstehen noch die Vibrationen der Verandabretter unter seinen
Weitere Kostenlose Bücher