Ravanas Rueckkehr
»Dennoch sind uns im Augenblick die Hände gebunden.«
»Ich könnte heute Nacht die Weiden kontrollieren«, schlug Buffy vor.
Giles klappte vorsichtig die drei Bücher auf dem Tisch zu. »Ich glaube, das wäre nur Zeitverschwendung. Bis jetzt ist es nur zweimal an ganz verschiedenen Stellen passiert. Nach allem, was wir bisher wissen, ist es durchaus möglich, dass nichts weiter geschieht. Ich möchte, dass du deine Patrouille auf die üblichen Orte beschränkst, Buffy. Morgen sehen wir dann weiter.« Buffy sagte nichts, sondern dachte im Stillen darüber nach, wie einfach es wäre, einfach loszugehen und ihren Willen durchzusetzen. Sie könnte Oz anrufen, und er könnte sie mit seinem Wagen abholen. Sie könnten sich eine Weide außerhalb von Sunnydale suchen, und dort könnte sie warten ... einfach herumlaufen und warten, bis sich etwas zeigen würde.
Das war es, was Buffy unter anderen Umständen getan hätte, nicht aber unter den gegebenen. Tief im Inneren wusste sie, dass Giles Recht hatte. Sie wussten so wenig -
eigentlich gar nichts - über diese Kreaturen. Sie würde dort draußen nur Zeit vergeuden. Außerdem kam jede Nacht, in der Buffy ihre übliche Route verließ, einer Einladung für diverse andere Bedrohungen gleich.
Schweigend standen die beiden Mädchen mit gespannter Haltung und nachdenklicher Miene in dem Büro. Giles’ Blicke wanderten zwischen ihnen hin und her, während er darauf wartete, dass eine von ihnen etwas sagen oder tun würde. Als nichts geschah, ergriff er selbst das Wort:
»Ich glaube, auf euch kommen bald einige Prüfungen zu, richtig?*
Beide zuckten zusammen, als hätte er sie gewaltsam ihren Gedanken entrissen. »Ja«, sagten Buffy und Willow im Chor.
»Dann schlage ich vor, ihr konzentriert euch auf das Lernen, solange es so ruhig ist.«
Er setzte ein freundliches, aber entschiedenes Lächeln auf, das den beiden deutlich sagte, dass es Zeit war zu gehen.
Der Korridor vor der Bibliothek war dunkel, und die Schritte der beiden Mädchen hallten durch die Stille des verlassenen Gebäudes.
Willow fühlte eine unangenehme Spannung. Sie war schon eine Million Male durch diese Gänge gelaufen, auch bei Nacht, wenn es hier ziemlich unheimlich war. Das war nicht die Ursache. Es war die Art, wie sie sich in letzter Zeit gefühlt hatte, von ihren Freunden kaum beachtet, ganz besonders von ihrer besten Freundin, was dazu geführt hatte, dass sie sich nun in Buffys Gegenwart nicht mehr wohl fühlte. Und es war das Wissen, dass da draußen noch immer etwas war, das ganze Kühe verspeiste, etwas, das sie durch ihren unsicheren Umgang mit der Magie nach Sunnydale gebracht haben könnte, mit diesem uralten, muffigen Zauberspruch, von dem sie nicht einmal wusste, ob er vollständig war.
»Und?«, fragte Willow zögernd mit einem Blick auf Buffy, die stur geradeaus blickte.
»Wirst du jetzt wirklich lernen?«
»Ich werde vermutlich erst meine Runde machen und später lernen.«
Willow nagte an ihrer Unterlippe, während sie überlegte, ob sie die nächste Frage stellen sollte, die ihr auf der Zunge lag. Dann: »Ich könnte dir helfen, wenn du willst.«
Ohne Willow auch nur anzusehen, sagte Buffy: »Nee. Jagdzeit, wird spät werden. Bis dahin wirst du bestimmt schlafen.«
Das war früher nie ein Problem, dachte Willow. Ihre Füße kamen ihr furchtbar schwer vor, als sie die letzten Meter bis zur Tür zurücklegte, wo sich die beiden Mädchen steif einander zuwandten.
»Dann sehen wir uns wohl morgen«, sagte Willow und zwang sich, wenigstens den Anflug eines Lächelns zustande zu bringen.
»Sicher, morgen.« Buffy nickte kurz und ging hinaus. Draußen öffnete sie ihren Regenschirm und stieg die Treppe hinunter.
Willow hatte keinen Regenschirm dabei. Sie sah zu, wie Buffy in der Dunkelheit verschwand, bereitete sich innerlich auf die kalte Nässe vor und hastete ihrerseits durch den Regen.
Was sollte das, fragte sich Buffy, während der Regen laut auf ihren Schirm prasselte.
Es ging nicht um irgendetwas, das Willow getan oder nicht getan hatte ... es ging um das Unbehagen, das sie neuerdings in Willows Nähe empfand, um ihr eigenes Verhalten gegenüber Willow. Sie ist meine beste Freundin, trotzdem habe ich mich gefühlt, als wäre sie eine Fremde ... jemand, den ich nicht in meiner Nähe haben will.
Schlimm genug, dass etwas in Sunnydale umging, das weder ihr noch Giles vertraut war; etwas, von dem sie wusste, das es noch eine Menge Ärger verursachen würde, wenn sie auch
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