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Ravanas Rueckkehr

Ravanas Rueckkehr

Titel: Ravanas Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Füßen fühlen konnte. Zornentbrannt ging er die Stufen hinunter und auf das Grundstück seines Freundes zu.
    Tom hockte auf einem Aufsitzrasenmäher, den sein Sohn ihm zum letzten Weihnachtsfest geschenkt hatte. Die Maschine war klein und kompakt, klang in Delberts Ohren aber wie ein ganzes Monstertruckrennen. Davon abgesehen war sie vollkommen überflüssig, denn Toms Rasen war bei weitem nicht so groß, dass es eines solchen Rasenmähers bedurfte.
    Obwohl Tom mit dem Rücken zu ihm saß, brüllte Delbert ihn an, dass es für so ein Spektakel noch zu früh sei, und fügte einige deftige Flüche und Beschimpfungen hinzu. Aber seine Worte gingen im Lärm des Rasenmähers unter, doch als Tom sich umdrehte, sah er, wie Delberts Lippen sich bewegten, sah, wie sein Nachbar wütend die Faust hochreckte. Tom schrie zurück und gestikulierte mit dem ganzen Arm.
    Keiner konnte den anderen verstehen, aber beiden gelang es mühelos, ihren Standpunkt zu verdeutlichen.
    Als Delbert auf die Veranda zurückging, öffnete Madge die Fliegenschutztür und lehnte sich hinaus, ohne das Haus zu verlassen. Sie trug ein geblümtes, grün-gelbes Kleid und band sich eine Schürze um, während sie ihren Mann ansprach.
    »Hast du hier draußen rumgeschrieen, Del?«
    »Ach, es ist nur dieser verdammte Rasenmäher von Tom«, knurrte er, während er nach seinem Kaffeebecher griff. »Der tut, als müsste er da drüben ein Feld umpflügen.
    Zur Hölle damit. Unser Rasen ist größer als seiner.« Dann stieg er die Treppe wieder hinunter.
    »Was ist bloß mit euch beiden los?«, fragte Madge. »Habt ihr euch gestritten?«
    »Das hat nichts zu sagen«, rief er über die Schulter. » Geh wieder rein.«
    »Um Himmels willen, Del«, sagte sie, nun ebenfalls lauter. Ihr seid seit über vierzig Jahren Freunde!«
    »Kümmer dich um dein Geschirr!«, schnaubte er. Dann ging er einige Schritte den Gartenweg hinunter und über den Rasen zum Nachbarzaun. Während er seinen Kaffeebecher auf dem Gras entleerte, fing er erneut an zu brüllen. Tom sah ihn, machte eine obszöne Geste und schrie genauso wütend zurück. Dieser steife Mittelfinger mit den arthritischen Gelenken, der da vor ihm emporragte, regte Delbert noch mehr auf. Er wog seinen schweren Keramikbecher in der Hand, hohe aus, zielte und warf ihn mit aller Kraft. Sein Wurfarm war nicht mehr so kräftig wie früher, aber seine Treffsicherheit war immer noch recht gut.
    Der Becher prallte gegen den Rasenmäher und zersprang in tausend Stücke. Die dicken, schweren Scherben flogen in alle Richtungen davon, und einige von ihnen trafen Tom. Mindestens eine erwischte ihn mitten im Gesicht. Er zuckte zurück und riss instinktiv die Hand hoch, um sein Gesicht zu schützen, während er von dem Rasenmäher fiel und hart auf dem Rasen aufschlug.
    Tief in seinem Inneren ermahnte Delbert eine Stimme, hinüberzugehen und nach seinem Freund zu sehen, sich zu vergewissern, dass er nicht verletzt war. Aber sie erstarb blitzartig wie ein Insekt im blauen Licht einer elektrischen Fliegenfalle. Statt auf sie zu hören, nickte Delbert zufrieden lächelnd mit dem Kopf, als er sah, wie Tom sich langsam auf die Beine mühte.
    Der Rasenmäher lief weiter im Leerlauf. Tom ging um ihn herum, um zu sehen, ob er beschädigt war, und drehte sich dann mit gefletschten Zähnen zu Delbert um. Er kletterte wieder auf seinen Rasenmäher und fuhr los, den finsteren Blick noch immer starr auf seinen Nachbarn gerichtet. Der Rasenmäher änderte den Kurs und hielt jetzt direkt auf Delbert zu.
    Delbert legte den Kopf in den Nacken und lachte, während er mit dem Finger auf Tom deutete. »Ja, klar, komm und hol mich mit deinem großen Rasenmäher!«, brüllte er und brach in erneutes Gelächter aus.
    Ohne das geringste Zögern lenkte Tom den Rasenmäher mitten durch die Blumenbeete und dann durch den weißen Lattenzaun. Der Zaun diente nur optischen Zwecken und war nicht sehr stabil. Unter dem Anprall des Rasenmähers brach er sofort zusammen.
    Das Holz knirschte, als es unter den Rädern zersplitterte.
    Delbert hörte auf zu lachen. Er glaubte nicht, dass Tom das tatsächlich tun würde.
    Aber Tom fuhr noch immer direkt auf ihn zu. «
    »Hey, Tom, hey, hör auf!«, brüllte er, beide Hände hoch erhoben.
    Der Mäher wurde nicht einmal langsamer.
    Delbert wollte zurückweichen, stolperte und fiel. Er versuchte, auf den Ellbogen rückwärts zu kriechen, und schrie: »Nein. Hör auf, Tom, bitte. Es tut mir Leid!« Dann rollte er sich

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