Ravanas Rueckkehr
linksherum auf den Bauch und versuchte aufzustehen.
Der Rasenmäher traf ihn auf der rechten Körperseite, drückte ihn erneut rücklings auf den Rasen. Ein Rad rollte über Delberts Hüfte.
Madge kam aus dem Haus und rannte die Stufen der Veranda hinunter. Sie setzte gerade an, Tom zuzubrüllen, da klatschte etwas Schweres, Feuchtes gegen ihren Leib.
Sie sah an ihrer weißen Schürze herunter. Rote Flüssigkeit tropfte von ihr herab.
Madge schrie, doch Delbert hörte sie nicht mehr.
6
Willow hatte das Gefühl, der Tag würde sich ewig hinziehen. Jede Unterrichtsstunde schien länger zu dauern als die vorangegangene, und jeder Lehrer schien unendlich langsam und bedächtig zu sprechen. Sie war sicher, dass niemand außer ihr so empfand, denn ihre Mitschüler wirkten völlig zufrieden, standen mit ihren Freunden zusammen, unterhielten sich, lachten und aßen gemeinsam zu Mittag. Nur für Willow schien die Zeit einfach nicht weiterzugehen. Sie nahm an, dass sie an ihrer miesen Laune selbst schuld war, aber sie konnte einfach nichts dagegen tun.
Im Lauf des Tages hatte sie Buffy einige Male gesehen, immer in Eile, ständig unterwegs, dauernd mit anderen Dingen beschäftigt und dreimal zu spät dran zur nächsten Unterrichtsstunde. Willow hatte schon morgens vermutet, dass Buffy ziemlich aufgewühlt sein dürfte, denn in der vergangenen Nacht waren erneut Rinder getötet worden. Ihr war klar, dass ihre Freundin genauso wie Giles wegen dieser Sache äußerst besorgt war, vor allem, weil sie die Vorkommnisse nicht einordnen konnten. Doch Willow glaubte nicht mehr daran, dass dies der Grund für Buffys Verhalten ihr gegenüber war. Willows Magen krampfte sich langsam zusammen, erst unter dem emotionalen Schmerz, der sie erfüllte, dann vor Zorn. Buffy ging ihr einfach aus dem Weg, das war alles. Sie machte es sich nur leichter, indem sie so tat, als wäre sie beschäftigt und in Eile.
Willow war allein auf dem Korridor, während in den Klassenräumen noch unterrichtet wurde. Sie hatte gerade den Kurs für amerikanische Literatur besucht und einen Test hinter sich gebracht. Die Lehrerin, Mrs. Youngblood, war der Ansicht, ein Test sei ein gutes Hilfsmittel zur Vorbereitung auf die Prüfungen in der nächsten Woche.
»Wenn ihr diese Fragen nicht ohne größere Schwierigkeiten beantworten könnt«, hatte sie gemeint, »dann solltet ihr bis nächsten Dienstag noch fleißiger lernen.« Etwa zu diesem Zeitpunkt war auch Buffy aufgetaucht, und die Lehrerin musste alles noch einmal erklären. Willow hatte versucht, Augenkontakt zu ihr herzustellen, doch Buffy konzentrierte sich ausschließlich auf den Fragebogen, der vor ihr auf dem Tisch lag.
Erleichtert merkte Willow, dass sie zumindest mit den Fragen kein Problem hatte, und war lange vor den anderen mit dem Test fertig. Nachdem sie ihre Antworten überflogen hatte, erlaubte ihr Mrs. Youngblood flüsternd, zu gehen.
Im Korridor ging eine Tür auf, und Willow sah jemanden mit einem aufgerollten Poster in Händen. Es war die neue Studienberaterin, Promila Daruwalla. Eigentlich war sie gar nicht neu, denn sie hatte zuvor schon über ein Jahr lang einen Teilzeitjob im Schulbüro gehabt. Aber bei dieser Arbeit war sie für die Schüler größtenteils unsichtbar geblieben. Als der alte Studienberater, Mr. Platt, vor einem Monat getötet worden war, war Ms. Daruwalla zunächst als Vertreterin eingesprungen, bis bekannt wurde, dass sie für diese Arbeit qualifiziert war. Noch am Nachmittag desselben Tages war aus dem Vertretungsposten eine feste Stelle geworden.
Willow hatte nie mit Mr. Platt gesprochen, aber Buffy hatte ihn gemocht. Auch Ms.
Daruwalla war Willow noch nicht begegnet, und sie kannte auch niemanden, der sich schon einmal mit ihr unterhalten hätte, trotzdem wusste sie, dass die neue Studienberaterin sehr beliebt war.
Promila Daruwalla stammte aus Indien und war unglaublich schön. Sie war groß -
mindestens 1,70 Meter, vielleicht sogar noch größer -, sah aus und bewegte sich wie ein Model, als hätte sie früher als Mannequin gearbeitet. Ihre Figur, die langen Beine, kombiniert mit der kakaobraunen Haut, dem dicken, schimmernden schwarzen Haar, das fast bis zur Hüfte reichte, und einem perfekt geschnittenen Gesicht, brachte die meisten männlichen Schüler der Sunnydale High vollkommen aus der Fassung. Wo Ms. Daruwalla auch auf dem Campus auftauchte, stets folgte ihr eine Woge geflüsterter Kommentare, die zwischen liebevoller Bewunderung und
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