Ravanas Rueckkehr
sprach vollkommen aufrichtig mit ihr, doch seine Stimme klang beinahe flehentlich, so sehr, dass Willow fast gelacht hätte. Sie erstickte ihren Heiterkeitsanfall unter einem breiten, aber angespannten Lächeln. »Ich verspreche es, Giles.« Dann reichte sie ihm den Block.
Er nahm ihn und stand auf. »Und ich hoffe, du verstehst... ich hoffe, du glaubst mir, dass ich weiß, du kannst alles begreifen, womit du dich ernsthaft befasst, ob du nun ein Teenager bist oder nicht.«
»Danke, Giles. Aber ich werde bestimmt gar nichts mehr begreifen, wenn ich nicht endlich nach Hause gehe und lerne, damit ich irgendwann ins Bett kann.«
»Ja, wir sollten langsam gehen.« Er klemmte sich den Block unter den Arm. »Ich werde mir diesen Zauberspruch heute Nacht noch ansehen, um herauszufinden, ob ein Zusammenhang besteht.«
Gemeinsam verließen sie die Bibliothek und gingen den Korridor hinunter.
»Giles, was gerade passiert ist, als wir beide so wütend geworden sind, könnte das auch eine Auswirkung davon sein?«
Giles senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Genau darüber habe ich gerade nachgedacht, Willow. Es war wirklich ziemlich ... nun, sonderbar. Eine Woge des Zorns, die ganz plötzlich aufgetaucht und ebenso schnell wieder verschwunden ist. Ist es dir auch so gegangen?« Er blickte Willow an, und sie nickte. Giles seufzte. »Wie es aussieht, werde ich mich eingehender mit meinen Büchern beschäftigen müssen, als ich angenommen hatte.«
Der Vampir ließ sich Zeit mit Buffy, deren Befreiungsversuche samt und sonders fehlschlugen. Er ließ seine Zunge über ihren Hals bis hinauf zu ihrem Ohr gleiten, strich vorsichtig mit den Fangzähnen über ihre Haut, ehe er seinen Kopf hob, die Zähne fletschte und sein dunkles, wulstiges Zahnfleisch entblößte.
Dann war er plötzlich fort. Jemand war kaum ein paar Zentimeter von ihrer Nase entfernt über Buffys Gesicht gesaust und gegen den Angreifer geprallt. Und der Vampir war nicht mehr da.
Andere Geräusche, ein schwerer Aufprall, dann löste sich das Gewicht, das auf Buffy lag. Sofort nahm sie die Gelegenheit wahr. Ihre Fäuste und Fußsohlen prallten auf Fleisch und Knochen, und ihr Pflock brach vampirische Herzen.
Jemand kämpfte an ihrer Seite. Buffy konnte ihn nicht sehen, aber das war auch nicht nötig. Ihr Beschützer bewegte sich zu schnell und kraftvoll, um nur irgendjemand zu sein.
»Pflock!«, rief Buffy, während sie Angel einen ihrer Pflöcke zuwarf.
Er fing ihn im Flug, rammte dem Angreifer seinen Ellbogen ins Gesicht und den Pflock ins Herz.
Vampir um Vampir löste sich in einer explodierenden Staubwolke auf. Auf dem Weg zum Boden verloren sie gemächlich ihre Kontur und verschwanden. Doch es kamen immer neue grinsende Fangzahngebisse und gekrümmte Klauenfinger aus der Dunkelheit auf sie zu.
Dann, als hätten sie eine stumme Verabredung getroffen, begannen die verbliebenen Blutsauger, sich zurückzuziehen. Buffy und Angel pfählten die letzten beiden, ehe sie sich - die Knie leicht gebeugt, die Arme erhoben und bereit zum Angriff- in der Umgebung umsahen.
Die Vampire waren fort.
Der Regen hatte nachgelassen und war in leichtes Nieseln übergegangen, doch keiner von ihnen hätte sagen können, seit wann; sie hatten nicht auf das Wetter geachtet.
Angel trat näher an Buffy heran und legte eine Hand auf ihren Oberarm. »Alles in Ordnung?«
Buffy nickte.»Alles in Ordnung, aber... furchtbar müde. Findet hier ein Konvent aller Vampire der Stadt statt oder so was? Ich meine, hier gibt es so oder so schon genug von denen, aber heute ging es hier ja zu wie bei einem Weihnachtsbasar! Wie viele waren das?«
Angel schüttelte den Kopf. »Es waren nicht mehr als sonst. Sie werden nur mutiger.«
»Was?«
»Sie sind aktiver... aggressiver.«
»Willst du damit sagen, sie haben irgendeinen von diesen Motivationstrainern angeheuert?« Buffy stemmte herausfordernd eine Hand in die Hüfte.
»Fühlst du das denn nicht auch? Ich dachte, du würdest es spüren.«
Buffy nagte an der Unterlippe. Beinahe hätte sie gefragt: Fühlen, was? Sie behielt es aber für sich - und fand schnell einige Antworten.
Nichts schien richtig zu sein. Nichts, was sie tat, schien angemessen zu sein. Das ging nun schon ein paar Tage so, als hätte jeder Tag seine eigene schlechte Laune mitgebracht, und jeder war ein bisschen schlimmer als der vorige. Hatte das etwas mit den Gefühlen zu tun, die sie neuerdings Willow gegenüber hegte? Gefühle, irgendwo zwischen Verunsicherung und
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