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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Maden, das schwöre ich euch! Ich hab's genau gesehen - ich war ja nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Ich bin zur Seite gesprungen, und er ist einfach an mir vorbeigegangen, immer weiter die Straße entlang. Und dann ist er im Nebel verschwunden, wie ein gottverdammtes Gespenst!« Bei diesen letzten Worten überschlug sich die Stimme des alten Konstablers beinahe.
    Pink blickte Willie an. Willie blickte Pink an. Der Ausdruck in ihren Gesichtern sprach Bände. Völlig plemplem.
    »Aber ich bin nicht verrückt!«, protestierte Konstabler Price fast ein wenig verzweifelt. »Ihr habt ihn doch selber gesehen - und wie er aussah ... Das war ein lebender Toter, sage ich euch! Nun glaubt's mir doch endlich!« Er hielt inne, fuhr dann mit ruhigerer Stimme fort: »Hört mal, wir machen doch schon seit einiger Zeit zusammen Dienst, nicht wahr? Könnt ihr euch vielleicht erinnern, dass ich euch jemals etwas Falsches erzählt hätte? Wenn ich sage, ich habe einen Untoten gesehen, dann habe ich einen Untoten gesehen, geht das denn nicht in eure dicken Bauernschädel hinein? Ich weiß ja, wie unglaublich das klingt, aber ...« Den Rest des Satzes ließ er in der Luft hängen.
    Während Willie immer noch äußerst skeptisch dreinblickte, schlich sich in die Miene Pinks immerhin so etwas wie vorsichtiger Zweifel.
    »Angenommen, du hast Recht, Pop«, sagte er langsam und mit geradezu schmerzhafter Bedächtigkeit, »was sollen wir in diesem Fall deiner Meinung nach tun? Die Zentrale davon verständigen, dass hier ein lebender Leichnam die Landstraße unsicher macht? Die werden uns doch einfach nur auslachen. Und wenn wir auf unserer Behauptung bestehen, kriegen wir höchstens noch einen Rüffel und einen Eintrag in unsere Personalakte. ›Missbrauch des offiziellen Funkverkehrs‹, oder wie der entsprechende Passus in den Dienstvorschriften heißt.« Er nagte gedankenverloren an seiner Unterlippe herum. »Und darum sage ich euch: Lasst uns die ganze Sache vergessen, einverstanden?«, schloss er nach einer Weile.
    Konstabler Price schüttelte entschieden den Kopf. Anscheinend hatte ihm die vertraute Umgebung des Streifenwageninneren wenigstens einen Teil seines Selbstbewusstseins zurückgegeben.
    »Das können wir auf keinen Fall machen«, widersprach er energisch. »Wir sind immerhin Polizisten, und als solche sind wir verpflichtet, für die Sicherheit des Bürgers Sorge zu tragen. Könnt ihr euch vorstellen, was passiert, wenn ein harmloser Autofahrer plötzlich diese Schreckgestalt genau vor sich auf der Landstraße aus dem Nebel auftauchen sieht? Ah, ich merke, langsam dämmert's euch, nicht wahr? Und deswe ...«
    Pink, der nervös an seiner Zigarette sog, unterbrach ihn mitten im Wort. »Aber du hast doch selbst gesagt, es wäre ein Gespenst gewesen, Pop. Vielleicht hat es sich längst wieder aufgelöst - in Luft oder in Nebel oder in was auch immer.«
    Der Konstabler nickte langsam. »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, meinte er bedächtig. »Ich bleibe jedenfalls dabei: Was wir gesehen haben, werden andere auch sehen können. Und übrigens war er ja immerhin echt genug, um die Straßensperre umzureißen. Von daher ist der Ausdruck ›Gespenst‹ wahrscheinlich ohnehin falsch.« Ein grimmiges Lächeln flog über sein wettergegerbtes Gesicht. »In einem gebe ich euch allerdings Recht. Die Zentrale muss nicht unbedingt etwas davon erfahren. So kurz vor meiner Pensionierung möchte ich mir meine Personalakte nicht noch mit einem Tadel versauen.«
    Pink und Willie zuckten sichtlich zusammen. »Du willst ...«, begann Willie zögernd, aber der Konstabler ließ ihn gar nicht erst zu Ende reden.
    »Zeit für den Routine-Rundruf«, erklärte er streng und tippte auf die Uhr an seinem Handgelenk. »Erledigen Sie das bitte, Maloney? Ich möchte wissen, ob es irgendetwas Neues hinsichtlich der Gangster gibt.«
    Willie neigte den Kopf. »Jawohl, Sir«, quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er wusste, wann es sich nicht mehr lohnte, zu protestieren. Auch Pink, der hinten neben dem Konstabler saß, die Maschinenpistole immer noch auf den Knien, sackte sichtlich in sich zusammen. Konstabler Price' Lächeln verstärkte sich. In letzter Zeit wurden die Jungs manchmal zu übermütig. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn sie bisweilen einmal eine Lektion in Disziplin erhielten.
    »Wagen Shilford 14 an Zentrale: Bitte kommen! Wagen Shilford 14 an Zentrale: Bitte kommen!«
    »Zentrale an Wagen Shilford 14: Wir

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