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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder ein wenig zu lockern. Die beiden jungen Polizisten nickten jedenfalls völlig synchron. Beinahe sprach so etwas wie aufkeimende Begeisterung aus dieser Geste. Vielleicht hatte das Jagdfieber auch sie gepackt - genau wie ihn.
    »Einverstanden, Pop«, sagte Willie, während seine Hand bereits zum Zündschlüssel fuhr. »Aber wenn wir bis zum Haus der Devlins nichts Verdächtiges bemerken, kehren wir um, nicht wahr?« Der Wagen setzte sich in Bewegung.
    »So hatte ich es mir gedacht. Und jetzt aufgepasst! Willie, du siehst auf die Fahrbahn - und nur auf die Fahrbahn. Pink, du behältst den linken Straßenrand im Auge. Ich kümmere mich ausschließlich um den rechten. Und immer schön Schritttempo fahren, Willie.«
    Gemächlich rollte der Streifenwagen in die weiße Wand aus Nebel hinein.
    Hätten die drei Männer in seinem Inneren geahnt, was sie am Ende der Straße erwartete, sie wären auf der Stelle umgekehrt.
    Aber sie ahnten es nicht.
    Der Untote hatte die Straße längst verlassen.
    Er war ihr anfangs überhaupt nur gefolgt, weil sie auf ihrem ersten Stück durch einen Zufall genau in jene Richtung führte, in die er ohnehin gehen musste - die Richtung zum Teufelsturm. Die Richtung zur Erfüllung eines vor fünfhundert Jahren gegebenen Versprechens: »Dir wird Gerechtigkeit werden.«
    Die Richtung zu Marian.
    Dann aber machte die Straße eine lang gestreckte Biegung, um sich in Serpentinen den Hang hinaufzuwinden. Der Untote verlor jedes Interesse an ihr. Er ging einfach geradeaus, mit übermenschlicher Beharrlichkeit. Seine fast skelettierten Beine trugen ihn mitten durch einen vom Regen zu einem reißenden Sturzbach angeschwollenen Straßengraben und weiter in den Wald hinein, der schwarz und tot vor ihm aufragte. Der Untote verschwand zwischen den Bäumen.
    Hangaufwärts stieg er, auf dem kürzesten Weg zu seinem Ziel. Dornige Ranken klammerten sich an ihn und zerrten an seinem zerfetzten Fleisch, bemooste Steine kamen unter dem Tritt seiner verfaulten, längst zehenlosen Füße ins Rollen und drohten, ihn zu Fall zu bringen, doch nichts konnte ihn aufhalten. Er spürte keinen Schmerz, und Müdigkeit kannte er nicht. Seine Beharrlichkeit war so gewaltig, dass sie Berge hätte versetzen können.
    Und das musste sie auch sein, denn Amos Prynn stand eine Aufgabe bevor, die jedes menschliche Maß überstieg. Nur sein immenser Wille, sein Hunger nach Gerechtigkeit und seine Liebe zu Marian konnten das Unrechte wieder richten.
    Das und die Macht Ahasvers, des Ewigen Wanderers.
    Und der war schon ganz nah.
    Raven ertrank.
    Rings um ihn war nichts als tintige, undurchdringliche Schwärze. Er hatte das Gefühl, zugleich zu fallen und zu schweben, eine Empfindung, wie es sie nur unter Wasser geben konnte. Er versuchte, sich zu erinnern, wie er in diese Lage geraten war, aber sein Gehirn wollte ihm nicht gehorchen. Es reagierte seltsam träge, beinahe wie unter Drogeneinfluss. Auch Arme und Beine vermochte er nicht wie gewohnt zu bewegen, und dabei war gerade das von größter Wichtigkeit, wenn er sich an die Oberfläche kämpfen wollte - dorthin, wo seine brennenden Lungen frischen Sauerstoff einsaugen konnten, der seinen benommenen Kopf vielleicht etwas klarer machen würde. Sauerstoff bedeutete Leben ...
    Er musste nach oben, wenn er weiterleben wollte.
    Und er musste es allein schaffen. Denn niemand würde kommen und ihm helfen.
    Nicht einmal seine Freunde.
    Seine Freunde ... Jetzt erinnerte er sich plötzlich auch wieder daran, was geschehen war. Er hatte in der dumpfigen Kabine nicht einschlafen können und war deshalb an Deck der AMITA gegangen, um Luft zu schöpfen. Über ihm hatten die Segel der kleinen Sportfischerjacht im böigen Wind geknattert. Er hatte instinktiv nach oben geschaut, hinauf in die Takelage, die sich als schwarze Silhouette vor dem orangenen Mond abzeichnete, und in diesem achtlosen Augenblick war er wie eine blutige Landratte auf einem losen Belegnagel ausgeglitten und kopfüber über die Reling ins nachtschwarze Wasser gestürzt.
    Der Aufprall musste ihm für einen winzigen Moment die Besinnung geraubt haben. Ob irgendjemand seinen Unfall beobachtet hatte? Der Rudergänger vielleicht? Sehr wahrscheinlich war das nicht, und selbst wenn, so würden Robarts und die anderen die Jacht erst stoppen und wenden müssen, bevor sie ihm zu Hilfe eilen konnten. An die Oberfläche kommen musste er schon selbst.
    Er nahm seine letzten Kräfte zusammen und begann, sich nach oben zu arbeiten. Der

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