Rebecca
sagte Rob. »Für die Stecklinge der holzigen Gewächse, mit denen können wir im Juli schon anfangen, für die brauchen wir nur ein paar Kästen.«
»Was für eine Art Sand?«, fragte Dennis.
»Einfach groben Sand, den holen wir bei der Baufirma. Thijs van Beek nimmt uns Viburnum und Cotoneaster ab, und Skimmia, die bringt uns fünf oder sechs Euro pro Stück. Ich kenne ein Landgut, wo wir Rhododendren kriegen, aber die werden erst später gesetzt.«
Rebecca hatte dafür gesorgt, dass Suzan in Roelofs Stuhl saß, bevor Dennis und ihr Bruder zum Mittagessen hereinkamen. Dennis hatte ihr Manöver natürlich durchschaut und warf ihr ein ironisches Lächeln zu, bevor er sich auf den Stuhl links neben Suzan setzte.
Geheimnisse, dachte Rebecca. Ja, die hatten sie immer noch, sie und Dennis, genau wie am Anfang, aber sie wurden immer unangenehmer. Sie ignorierte sein aufreizendes Lächeln, schenkte Suzan ein Glas Milch ein und rutschte zu Rob auf die Bank.
Suzan sah deprimiert aus. Sie kam gerade von einem Besuch bei Kees Halpers zurück. Sie hatte ihm die tausend Euro gebracht, um ihn für ein paar Monate ruhig zu halten. Rebecca sah ihr an, dass dieses Treffen sie sehr belastete. Noch mehr Geheimnisse, dachte sie. Sie teilte Geheimnisse mit Suzan und mit Dennis. Aber keine mit Robbi. Robbi verschwieg sie nur alles Mögliche.
Draußen schien die Sonne. Touristenboote schaukelten auf der Linge. Rebecca hatte Lust, schwimmen zu gehen, mal für eine Weile hier rauszukommen. Sie wünschte, Atie wäre da. Vielleicht kriegte sie Betsy so weit, mit ihr an den Veluwestrand zu fahren, aber sie konnte sie nicht anrufen, solange Dennis dabei war. Er würde sofort vorschlagen, sich einen netten Nachmittag zu machen und gemeinsam zu fahren, mit Rob zusammen, damit sie sich nicht weigern konnte, und Rob würde natürlich darauf hereinfallen, weil er nichts Böses ahnte. Sie konnte nicht so weitermachen und ihn aus allem heraushalten, als sei er ein Fremder, dem sie nicht über den Weg traute. Sie und Rob hatten noch nie Geheimnisse voreinander gehabt und jetzt missbrauchte sie ihn, um Dennis in dem Glauben zu lassen, dass alles in Ordnung sei, niemand etwas ahnte und er ungehindert seinen Plan verfolgen konnte. Rob würde ihr das niemals verzeihen.
Dennis saß ihr schräg gegenüber, aß ein Schinkenbrot und machte sich Notizen auf seinem unvermeidlichen Schreibblock. Er saß zwar nicht aufs Roelofs Stuhl, aber diese Art, wie er, ohne sie auch nur anzuschauen, seine Tasse zu ihr hinschob und mit vollem Mund sagte: »Noch eine Tasse Kaffee, bitte«, mit dem ›bitte‹ als eine Art überflüssige Formalität hinten dran gehängt – als sei er der Chef und sie das Dienstmädchen. »Und was ist mit dem Pflügen?«, fragte er dann.
Rebecca stand von der Bank auf und nahm die Kaffeekanne aus der Maschine. Sie sah, wie Suzan Dennis einen merkwürdigen Blick zuwarf.
»Am liebsten würde ich anfangen, sobald die Kabel verlegt sind«, antwortete Rob. »Der Boden muss eine Weile ruhen, bevor wir mit dem Pflanzen beginnen. Van Beek kennt bestimmt jemanden von einer Gartenbaufirma, der das nebenbei macht.«
»Lass uns heute Nachmittag mal bei van Beek vorbeischauen«, schlug Dennis vor. »Ich würde mich gern mal mit ihm unterhalten. Bin gespannt, ob er seine Versprechen auch einhält. Die Leute versprechen ja viel, wenn der Tag lang ist.«
Suzan sagte schroff: »Thijs hält immer Wort.«
»Umso besser«, sagte Dennis. Rebecca schenkte ihm Kaffee nach.
»Heute Nachmittag kann ich nicht«, wandte Rob ein und lächelte Rebecca an. »Rutger kommt mich gleich abholen, wir proben bei ihm zu Hause in Geldermalsen. Er wollte wissen, ob du vielleicht Lust hast mitzukommen?«
Dennis drehte sich in seinem Stuhl um. Rebecca beschloss spontan, mit Rob zu fahren, das war ihre Chance, endlich mit ihm zu reden und ihre Schuldgefühle loszuwerden, doch bevor sie antworten konnte, ertönte ein unbekannter Klingelton. Sie schauten Dennis erstaunt an, der ein Handy aus der Tasche zog.
»Hallo?« Er meldete sich nicht mit Namen, hörte zwei Sekunden zu, runzelte die Stirn und sagte: »Jetzt nicht. Ich rufe dich später zurück.« Er unterbrach die Verbindung und steckte das Handy wieder ein.
»Deine Freundin?«, fragte Rob neckend.
»Was? Ach …« Dennis trank von seinem Kaffee. »Ja, von ganz früher. Wenn du nicht kannst, muss Suzan mich eben zu van Beek begleiten.«
Rebecca blieb an der Anrichte stehen. »War das das Mädchen aus dem
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