Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
betrachtete ihr Profil und ihre auffallend schönen Hände mit den wohlgeformten langen Fingern, mit denen sie unbewusst ihre Erklärungen unterstrich. Ihr Vater war Gärtner, ihre Mutter Grundschullehrerin, Rebecca ein wundersames Resultat dieser Verbindung.
    »Da glaubt man, in jemanden verliebt zu sein«, sagte sie nach einer Weile. »Bis man entdeckt, dass gerade derjenige einem den Vater genommen hat.«
    »Wie bist du eigentlich auf diese Idee gekommen?«
    »Ich habe mit angesehen, wie er unseren Widder misshandelte. Ich kam gerade noch rechtzeitig, er hätte ihn sonst wahrscheinlich totgeschlagen. Harry duldete ihn nicht in der Nähe seiner Herde, genau wie unser Hund Lukas ihn immer anknurrte. Auf Tiere kann man sich verlassen, die wissen instinktiv, ob man jemandem vertrauen kann oder nicht. An demselben Abend noch hat Dennis Lukas vergiftet oder betäubt und irgendwohin gebracht, da bin ich mir ganz sicher, weil ich Haare von Lukas in Suzans Auto gefunden habe …«
    Das alles hatte sie bereits beschrieben. »Aber bis zu dem Mord an einem Menschen ist es trotzdem noch ein großer Schritt.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. Für sie war der Schritt keineswegs so groß. »Ich habe Angst vor ihm«, sagte sie dann. »Ich weiß nicht, was er vorhat. Manchmal würde ich ihn am liebsten umbringen.«
    »Das hieße, dein Leben wegzuwerfen.«
    »Klar. Ich versuche einfach, mich ganz normal zu verhalten.« Sie schürzte die Unterlippe und blies eine Locke aus der Stirn. »Er fragt mich andauernd, warum ich nicht mehr zu ihm ins Wohnmobil komme. Er behauptet, er würde sein Geld nur deshalb in die Gärtnerei stecken, weil er mich liebt und weil er davon ausgeht, dass ich ihn auch liebe. Ich tue immer so, als wäre ich noch total durcheinander von dem Ganzen und würde einfach noch Zeit brauchen, um wieder zu mir zu kommen. Ich werde jedes Mal furchtbar nervös, wenn er nur in meiner Nähe ist.«
    »Wird er nicht langsam misstrauisch?«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Ich lasse mir nichts anmerken.«
    Das konnte ich nur hoffen, denn sonst war sie für Dennis genauso ein offenes Buch wie für mich. »Worum ging es bei dem Streit zwischen Suzan und Dennis?«
    »Dennis sagte, er könne ihr helfen, mit einem Mann namens Halpers fertig zu werden. Suzan hat sich sehr darüber aufgeregt und ihn rausgeworfen. Ich habe ihn hinterher gewarnt und gesagt, er solle Suzan in Ruhe lassen, aber er hat mich nur ausgelacht und gesagt, Suzan habe jeden Monat ein Problem und er sei der Einzige, der ihr dabei helfen könne, es endgültig loszuwerden.«
    »War Halpers der Mann, der sie angesprochen hat?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ist Halpers das Problem?«
    »Ich weiß nicht, es hat irgendetwas mit ihrer Vergangenheit zu tun.«
    Sie wollte ganz offensichtlich nicht darüber reden, es war wohl eines der Kapitel, die sie verborgen halten wollte. »Suzan kann es sich aber nicht erlauben, sich mit Dennis zu verkrachen oder ihn rauszuwerfen, denn sie wünscht sich die Gärtnerei doch auch so sehr, nicht nur wegen Rob, sondern auch, damit sie die Vormundschaft über uns nicht an unseren Onkel Dirk verliert. Rob ist zwar inzwischen volljährig, aber ich nicht.«
    Sie hatte Onkel Dirk in ihrem Bericht erwähnt. »Warum sollte Suzan die Vormundschaft verlieren?«
    »Diese Woche ist eine Frau vom Jugendamt bei uns gewesen, das war alles ein bisschen komisch. Sie wollte mit Suzan unter vier Augen sprechen.«
    Suzans Vergangenheit. »Wie haben Suzan und dein Vater sich eigentlich kennen gelernt?«
    »Das weiß ich nicht, ich war damals erst dreizehn. Irgendwann war sie einfach da. Suzan ist unheimlich lieb und die beiden waren glücklich miteinander. Für uns würde Suzan durchs Feuer gehen. Sie hat früher in einer Gaststätte gearbeitet, ihre Schwester Els ist Sekretärin bei einem Notar in Culemborg.«
    »Das steht ja schon alles in deinem Bericht.« Ich klopfte auf die Mappe und machte mir noch ein paar Notizen. In einer Gaststätte. Der Paragraph über die moralische Eignung eines Vormunds galt bis heute. Ich hatte das Gefühl, dass meine Klientin mehr darüber wusste, aber ich wolle sie nicht in die Enge treiben. Das Ganze gestaltete sich komplizierter als erwartet, wie üblich.
    »Wo ist Dennis im Moment?«
    »Als ich losgefahren bin, war er mit Rob im Stall.«
    »Haben sie dich nicht gefragt, wo du hinwolltest?«
    »Nein, ich bin einfach losgefahren. Es ist mir auch niemand gefolgt.« Das Lächeln kehrte wieder, diesmal mit einer Prise

Weitere Kostenlose Bücher