Rebeccas Traum
ihrer Art, wie sie alles mit offenen Armen aufnahm, was ihr über den Weg lief.
Stephanos schaute sich in der kleinen Bucht um, als hätte er sie lange Jahre nicht mehr gesehen. Er konnte die Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche tanzen sehen, die kleinen Wellen, die sich durch ihre Bewegungen um Rebecca herum ausbreiteten. Etwas weiter weg lag der schmale Sandstrand. Bunte Schmetterlinge flatterten darüber hin, ansonsten war er leer. Es herrschte Stille, beinahe eine unwirkliche Stille, nur die leichten Wellen schlugen mit einem immer gleichen Geräusch ans Ufer.
Und er fühlte sich entspannt und eins mit sich und seiner Umgebung. Vielleicht habe ich auch vergessen, was es bedeutet, jung und verrückt zu sein, dachte er.
Aus einem Impuls heraus hob er die Hand und drückte Rebecca unter Wasser.
Hustend kam sie wieder an die Oberfläche und schüttelte sich das Wasser aus den Haaren. Stephanos lachte sie nur an und trat weiter Wasser.
»Es hat mich gereizt. Es war so einfach.«
Sie hob den Kopf und sah ihn herausfordernd lächelnd an. »Das nächste Mal wird es nicht so leicht sein, das kannst du mir glauben.«
Sein Lächeln wurde breiter. Als er sich dann bewegte, tat er es mit der Eleganz und Geschwindigkeit eines Delfins. Rebecca hatte gerade noch Zeit, Luft zu holen, dann trat sie nach ihm. Er packte ihr Fußgelenk, aber sie war bereit.
Anstatt sich zu wehren, als er sie unter Wasser zog, schlang sie die Arme um seinen Oberkörper und verwickelte ihn in einen Unterwasserringkampf.
»Wir sind quitt«, rief sie prustend und lachend, als sie beide wieder auftauchten. Sie rieb sich das Wasser aus den Augen.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Wenn wir auf einer Matte gerungen hätten, hättest du mit dem Rücken am Boden gelegen«, klärte sie ihn auf.
»Gut, einverstanden.« Er fühlte, wie sich ihre Beine ineinander verschlangen. »Aber jetzt würde ich gern etwas anderes machen.«
Rebecca wusste, er würde sie gleich küssen. Sie sah es in seinen Augen, und sie war zu ihrer Bestürzung nur allzu gern bereit, sich küssen zu lassen.
»Stephanos?«
»Ja?« Seine Lippen waren nur noch Zentimeter von ihrem Mund entfernt. Dann fand er sich plötzlich unter Wasser wieder, und seine Arme waren leer. Im ersten Moment war er verärgert. Als er auftauchte, sah er jedoch Rebecca wenige Meter entfernt bis zu den Schultern im Wasser stehen. Ihr Gelächter klang zu ihm herüber.
»Es war so einfach!« rief sie ihm übermütig zu.
Stephanos warf sich ins Wasser und legte los. Er schwamm, als wäre er im Wasser geboren worden. Auch Rebecca war keine schlechte Schwimmerin. Beinahe wäre es ihr gelungen, ihm zu entwischen, aber sie musste immer noch lachen und schluckte dabei Wasser. Als sie nach Luft rang, fühlte sie kräftige Arme um ihre Taille. Stephanos schleppte sie erbarmungslos in seichteres Wasser.
»Ich gewinne gern.« Rebecca sah ein, es war sinnlos, ihm entkommen zu wollen. Sie hob die Hand zum Zeichen, dass sie aufgab. »Ich weiß, es ist eine Schwäche. Manchmal mogle ich deswegen sogar beim Canasta.«
»Beim Canasta?«
Er konnte sich diese lebhafte, sexy Frau in seinen Armen nur schwerlich bei einer gemütlichen Canasta-Partie vorstellen.
»Ja, leider, ich kann einfach nichts dagegen tun. Ich habe da keine Disziplin«, tat sie zerknirscht und legte den Kopf an seine Schulter.
»Mir geht es manchmal ähnlich.«
Ehe sie sich’s versah, hatte er sie mit einem kräftigen Stoß von sich geworfen, und sie flog durch die Luft. Mit lautem Klatschen landete sie wieder im Wasser und ging prustend unter.
Gleich darauf tauchte sie wieder auf. »Das habe ich wohl verdient«, meinte sie lachend und watete zum Ufer. Dort legte sie sich so hin, dass sie halb im erfrischenden Wasser lag. Der feine weiße Sand klebte ihr an Haut und Haaren, aber sie kümmerte sich nicht darum.
Stephanos folgte ihr langsam und legte sich dann neben sie. Sie griff nach seiner Hand.
»Ich kann mich nicht erinnern, wann ich einen schöneren Tag verlebt habe«, sagte sie träumerisch.
Er sah auf ihre Hände und wunderte sich, dass diese stille Geste zugleich beruhigend und erregend auf ihn wirkte.
»Er ist schon fast vorbei.«
»Meinetwegen bräuchte er niemals zu enden.«
4. K APITEL
Rebecca meinte es aufrichtig. Sie wünschte, dieser Tag möge niemals vergehen. Es war so traumhaft. Blauer Himmel, das Meer. Mit Stephanos zu lachen, ihn zu betrachten. Im klaren kühlen Wasser zu baden. Stunden, die endlos erschienen. Es
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