Rebellin der Leidenschaft
ich Ihnen erzählen, was ich soeben erfahren habe. Zwei Mitglieder dieses Clubs haben eine Wette abgeschlossen.«
Der Herzog horchte auf. »Was für eine Wette?«
»Eine Wette von der Art, die eine Wiedergutmachung fordert. Lord Hortense und Lord Kimberley haben gewettet, dass Ihre Braut Ihnen innerhalb der nächsten neun Monate ein Kind gebären wird.«
Hadrian schien ungerührt. Seine Miene war unbewegt und wie Granit, doch eine Woge des Zorns überrollte ihn. Als er sich wieder in der Gewalt hatte, bedankte er sich bei Ravensford für die Information. Eine Minute später war er verschwunden.
Noch am selben Abend traf er Hortense in dessen Haus an, gerade im Begriff, auszugehen. Die Aussprache war kurz und auf den Punkt gebracht. Ein gut gezielter Schlag lockerte mehrere von Hortenses Zähnen. Die darauf folgende Drohung wurde beherzigt. Hortense entschuldigte sich kleinlaut.
Lord Kimberley traf exakt das gleiche Schicksal.
Diese Aktionen führten zu weiterem Klatsch und noch mehr skandalträchtigem Gerede, doch es sprach alles für den Herzog. Da er Nicoles Ruf und Ehre verteidigte, hatte er ehrenvoll gehandelt; die beiden anderen Gentlemen hingegen waren ohnehin längst als Schurken bekannt. Außerdem, flüsterten die Ladys hinter vorgehaltener Hand, war es einfach so romantisch!
Das Einzige, was in dieser Woche nicht gut lief, war ein Gespräch mit dem Marquis von Stafford - Elizabeths Vater.
Hadrian besuchte seinen untröstlichen Freund in der Hoffnung, ihm das Unerklärliche irgendwie erklären zu können. Stafford hatte sich praktisch in seinem Haus eingeschlossen; er war so sehr vom Kummer überwältigt, dass er niemanden empfangen wollte. Da er seit der Beerdigung niemanden gesehen hatte, wusste er noch nichts von Hadrians Verlobung. Aber weil dieser für ihn wie ein Sohn und zudem der langjährige Verlobte seiner Tochter gewesen war, empfing er ihn, obwohl er sonst für niemanden zu sprechen war.
»Ich frage Sie lieber nicht, wie es Ihnen geht, George«, begann Hadrian halblaut.
»Besser nicht.« Stafford wirkte hager und ausgemergelt; unter seinen Augen waren rote Ringe zu sehen. »Ich verzehre mich vor Kummer, ich kann einfach nicht damit aufhören.«
»Ich weiß, es klingt banal, aber mit der Zeit werden Sie es schaffen, an sie zu denken, ohne vom Schmerz überwältigt zu werden.«
»Nein«, widersprach Stafford, »das kann ich nicht. Dieser Schmerz wird nie mehr aufhören.«
Hadrian verstummte. Er fühlte sich extrem unbehaglich. Wie konnte er diesem Mann beibringen, dass er eine andere Frau heiratete - so kurz nach Elizabeths Tod? Aber er musste Stafford persönlich davon in Kenntnis setzen, bevor er es aus anderer Quelle erfuhr. »George, ich vermisse Elizabeth auch, und ich werde sie immer vermissen.«
Stafford begann zu weinen und konnte sich nur mit großer Mühe wieder fassen. »Ich weiß«, sagte er matt.
Hadrian schloss für einen kurzen Moment die Augen. In Wirklichkeit fiel es ihm extrem schwer, sich Elizabeth jetzt vorzustellen, so sehr er sie auch gemocht hatte und so traurig ihr Tod auch für ihn war. »Sie ist glücklich, George. Sie hat nach all ihren Schmerzen ihren Frieden gefunden. Denn wenn es ein Paradies gibt, dann ist sie jetzt dort.«
Stafford begann erneut zu weinen. Hadrian reichte ihm sein Taschentuch; er fragte sich, ob er nicht doch wieder gehen sollte und Stafford erst im Nachhinein von der Hochzeit informieren sollte.
»Ja«, sagte der Marquis schließlich mit zitternder Stimme. »Elizabeth ist im Himmel. Niemand hat den Himmel mehr verdient als sie.«
Als der Marquis nach einigen Minuten wieder gefasster wirkte, versuchte Hadrian es noch einmal. »George, es tut mir schrecklich Leid, aber ich muss Sie über etwas in Kenntnis setzen, obwohl der Zeitpunkt nicht unpassender sein könnte. Glauben Sie mir, wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, würde ich Ihren Kummer nicht auf diese Weise stören.«
»Hadrian, mein Bester, Sie sind hier immer willkommen.«
Hadrian zitterte. Einen Augenblick lang fühlte er eine Schuld, die er nicht empfunden hatte, seit er seine Leidenschaft mit Nicole erfüllt hatte. Und plötzlich sah er Elizabeth kristallklar, als würde sie vor ihm im Raum stehen, hinter ihrem Vater. Sie lächelte ihm liebevoll zu; ihre Miene ließ keine Anschuldigung eines Verrats erkennen. Die Augen des Herzogs weiteten sich, und er setzte sich kerzengerade auf - doch es war ein Produkt seiner Phantasie, was er sah, ein halluzinierter Geist, denn in
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