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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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versuchte, ihr zu gefallen. »Du musst lediglich mir, Mrs. Veig oder Woodward Bescheid sagen, was du anders haben möchtest.«
    Nicole nickte, die Augen groß auf ihn gerichtet.
    Er zögerte. In ihrem Blick lag so vieles, so vieles, dass er noch nicht einmal darüber nachzudenken wagte, was er sah. Er biss die Zähne zusammen, als ihm der absurde Gedanke kam, sie zum Abschied zu küssen. Es würde sicher kein höfliches Küsschen auf die Wange sein, sondern pure Leidenschaft. Mit großem Bemühen hielt er sich zurück.
    Doch er bedauerte es den ganzen Tag.

29
    Es entwickelte sich schon bald eine tägliche Routine.
    Nicole wachte gewöhnlich spät auf, wenn Hadrian längst das Haus verlassen hatte. Sie sah ihn erst vor dem Abendessen in der Bibliothek im Erdgeschoss wieder. Wie sie erfuhr, ritt er täglich schon kurz nach Sonnenaufgang zu seinen Gütern. Dort blieb er zwar nur bis zum Nachmittag, doch er zog sich dann in sein Arbeitszimmer zurück, und Nicole hielt es für klüger, ihn in seinem Heiligtum nicht zu stören, so gern sie es auch getan hätte.
    Sie hatte also praktisch den ganzen Tag für sich. Nach einem gemütlichen Bad - es bestand keinerlei Eile - zog sie sich unter Mrs. Veigs Leitung an. Dann ging sie nach unten und traf sich mit dem Küchenchef, um mit ihm die Gerichte des Tages durchzusprechen. Dies schien für alle von größter Bedeutung zu sein; doch danach gab es nichts mehr, was ihre Aufmerksamkeit noch unbedingt erfordert hätte. Mrs. Veig und Woodward führten das Haus und das Personal mit größter Effizienz. Hätte Nicole gewünscht, sich hier einzumischen oder gar die Leitung zu übernehmen, sie hätte nicht gewusst, wo sie anfangen müsste. Ihre einzige weitere Pflicht schien in der Entscheidung zu bestehen, was sie zum Abendessen anziehen sollte. Dies teilte sie Annie mit, die dann Mrs. Veig informierte, welche wiederum ein Dienstmädchen anwies, das entsprechende Kleid zu bügeln, damit es faltenfrei war.
    Ihre Lebensumstände waren zu neu, als dass Nicole Langeweile hätte empfinden können. Das Haus war so riesig groß, dass sie die Erkundungen, mit denen sie am ersten Tag begonnen hatte, einfach fortsetzte. Und das brauchte Zeit. In den wenigen Stunden bis zum Abendessen konnte sie nicht einmal ein ganzes Stockwerk gründlich durchforschen, doch das ganze herrschaftliche Haus hatte sechs Stockwerke.
    Es kam ihr in den Sinn, dass sie am Ende vielleicht ihr ganzes Leben mit der Erforschung ihres neuen Heims zubringen musste.
    Sie dachte aber auch, dass es schön wäre, Hadrian bei den Ausritten zu seinen Pächtern, Landwirtschaftsbetrieben und Züchtern zu begleiten.
    Doch diese Vorstellung verbannte sie aus ihren Gedanken. Sie musste nicht erst fragen, um zu wissen, dass Herzoginnen sich nicht um die Verwaltung von Gütern kümmerten. Wahrscheinlich verbrachten sie auch nicht ihre ganze Zeit damit, ihr eigenes Zuhause zu erforschen. Aber Nicole kam um alles in der Welt nicht darauf, was sie denn taten.
    Um ein Uhr aß sie allein. Am ersten Tag war ihr im offiziellen Speisesaal aufgetragen worden, doch das war ziemlich entnervend gewesen. Der Raum hatte die Länge von zwei Tennisplätzen - und entsprechend groß war der Tisch. Sie war am Fuß dieser Tafel gesessen, und ein ganzer Schwarm von Dienern hatte ihr ein Sieben-Gänge-Menü serviert, wobei Woodward ständig um sie herum war und ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen versucht hatte. Unglücklicherweise war Nicole keine große Esserin, und sie hegte diesbezüglich auch keine großartigen Wünsche. Danach hatte sie bestimmt, ihr Mittagsmahl künftig im Musikzimmer einzunehmen, einem hellen, freundlichen Raum, der im Vergleich zu dem gigantischen Speisesaal gemütlich war. Hadrian hatte schließlich gesagt, sie könne schalten und walten, wie sie wolle.
    Nachmittags ritt sie aus. Der Stallmeister war ein schroffer, kleinwüchsiger Ire namens William O’Henry. Anfangs hatte er darauf bestanden, dass sie eine Eskorte aus sechs livrierten Dienern mitnahm, doch dagegen hatte sie heftig protestiert. Und da ihr Gatte eindeutig klargestellt hatte, dass sie alles, was nicht ihre Zustimmung fand, ändern könne, bestand sie darauf, allein zu reiten. Darüber war Mr. O’Henry entsetzt gewesen. Schließlich einigten sie sich auf einen Kompromiss, allerdings nur, weil er meinte, der Herzog würde ihm den Kopf abschlagen (und ihn umgehend entlassen), wenn er sie unbeaufsichtigt ausreiten ließe. O’Henry begleitete sie persönlich.

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