Rebellin der Leidenschaft
nur noch viel schlimmer!«
Isobel stutzte, dann führte sie die verzweifelte Nicole zum Sofa. Sie setzten sich. »Meine Liebe, denkst du vielleicht, dass ich etwas gegen dich habe?«, fragte sie.
»Etwa nicht?«, fragte Nicole zurück.
»Überhaupt nicht.«
Nicole war sprachlos.
»Im Gegenteil«, fuhr Isobel lächelnd fort, »ich bin sehr für eure Beziehung. Ich bin sogar überzeugt, dass du für meinen Sohn die beste Ehefrau bist, die er kriegen konnte.«
Nicole konnte es nicht glauben. »Wirklich? Aber wieso denn?«
»Du bist eine unabhängige Frau, meine Liebe, deshalb. Du bist wagemutig und unkonventionell. In mancher Hinsicht hast du vieles mit meinem Sohn gemeinsam, in anderer hingegen gar nichts. Und genau diese Art von Ausgleich ist es, worauf ich bei euch zähle.«
Jetzt war Nicole absolut verblüfft. »Wirklich?«
Isobel tätschelte ihre Hand. »Ihr liebt beide das Land und das einfache Leben. Gemeinsame Interessen sind wichtig. Aber Hadrian ist viel zu prüde und selbstbeherrscht, und das ist überhaupt nicht gut für ihn. Du bist in dieser Hinsicht ganz anders. Er braucht ab und zu etwas, was ihn so richtig durcheinander wirbelt. Ja, ihr beide werdet sehr gut zurechtkommen.«
Nicole konnte es noch immer nicht glauben. »Aber ich fürchte, heute habe ich ihn etwas zu sehr durcheinander gewirbelt!«
»Na ja, sich in eine Schlägerei einzumischen, war wohl etwas leichtsinnig«, meinte Isobel munter. »Aber ich werde es keiner Seele weitersagen.«
Hadrian war wohl noch nie in seinem Leben so verärgert gewesen. Will O’Henry war nicht mehr bewusstlos; er hatte ihm bis ins kleinste Detail alles erzählt, was sich am Vormittag zugetragen hatte. Mit großen Schritten eilte der Herzog nun zurück in die Bibliothek.
Er baute sich in voller Größe vor Isobel und Nicole auf, die zusammen auf dem Sofa saßen. »Mutter, heute wäre es nicht gut, wenn du zum Essen bliebest.«
Isobel stand auf. »Ich verstehe. Sei nett zu ihr, Hadrian. Sie hat heute wirklich viel mitgemacht.«
»Das ist nichts im Vergleich zu dem, was sie noch mitmachen wird.«
Nicole verkrampfte sich.
»Sei tapfer«, munterte Isobel sie auf und küsste sie auf die Wange. Ihrem Sohn warf sie noch einmal einen warnenden Blick zu, bevor sie das Zimmer verließ.
Schweigen füllte den Raum, nur die große Wanduhr zählte laut die Sekunden. »Kannst du dich erklären?«, fragte Hadrian schließlich.
»Es tut mir Leid«, sagte Nicole.
»Es tut dir Leid?« Hadrian konnte es nicht glauben. »Du warst kurz davor, vergewaltigt zu werden, und du sagst mir, es tut dir Leid?« »Wir werden nicht mehr auf öffentlichen Straßen reiten«, murmelte sie ängstlich.
Hadrian explodierte. »Du wirst überhaupt nirgends mehr reiten, verdammt noch mal!«
Nicole sprang auf. »Hadrian, sei vernünftig!«
»Sei vernünftig! Wieso sollte ich vernünftig sein, wenn du immer nur unvernünftig bist!«
»Ich habe dieses Abenteuer nicht gewollt.«
»Abenteuer!«, brüllte er völlig außer sich. »Nur Sie, werte Gattin, können etwas, das einer Vergewaltigung verdammt nahe kam, als Abenteuer bezeichnen!«
»So habe ich es nicht gemeint!«, schrie sie.
Am liebsten hätte er sich die Haare gerauft. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Ich habe getan, was ich konnte - von Anfang an -, um dich vor selbst verschuldetem Unglück zu bewahren. Aber jedes Mal, wenn ich dir den Rücken zukehre, sitzt du wieder im Schlamassel! Und das ist nun wirklich nicht mehr zu fassen! Deine Gesundheit - dein Leben - hätte ernstlich gefährdet werden können!«
»Und es tut mir Leid!«, schrie Nicole zurück. Tränen rannen über ihre Wangen.
Hadrian war nicht mehr zu bremsen. «Schau dich an!«, tobte er. Er schüttelte sie und ignorierte ihre Versuche, sich von ihm loszureißen. »Du siehst aus wie ein Stalljunge - bloß dass du ganz eindeutig kein Junge bist! Mein Gott! Ebenso gut könntest du gleich nackt herumlaufen! Hast du je daran gedacht, wie es mir wohl geht, wenn meine Frau Sachen trägt, die so eng sind, dass jeder Mann sie sich nackt vorstellen kann?«
Zorn loderte in ihrem Blick. »Du übertreibst maßlos!«
»Ach ja? William hat mir alles erzählt, Nicole. Du hast bei diesen Männern die schlechtesten Absichten provoziert. Wenn du anständige Reitkleidung angehabt hättest - wenn du eine Eskorte gehabt hättest, wie es sich gehört -, dann hätten sie es nie gewagt, dich anzugreifen - die Herzogin von Clayborough!« Er war völlig außer sich. »Oder
Weitere Kostenlose Bücher