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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sollen? Sie war ohne Begleitung und in einem gewagten Kostüm zu dem Maskenball erschienen und hatte mit ihm geflirtet. Oder hatte er all ihre Blicke falsch gedeutet? Hatte sie ihn absichtlich an der Nase herumgeführt - oder war er der unüberlegte Jäger gewesen? »Ich habe sie nicht entehrt«, sagte er schließlich tonlos, dann verließ er den Raum.
    *
    Nicole wünschte sich, ihre beste Freundin, Martha Huntingdon, die Vicomtesse Serie, würde aus London heimkehren, denn sie hatte sonst niemanden, dem sie sich hätte anvertrauen können. Es kam ihr alles so unwirklich vor, sie konnte es kaum fassen: Der charismatische, gut aussehende Herzog von Clayborough machte ihr den Hof, groß und schlaksig, wie sie war, eine jämmerliche Versagerin als Debütantin und schließlich durch den Skandal völlig ruiniert. Denn das tat er doch schließlich, oder? Er hatte sie zu sich eingeladen, und zwar nicht nur einmal, nein, sogar zweimal! Und er hatte sie geküsst. Er hatte ihr gesagt, dass sie wunderschön sei. Ganz offenkundig hatte sie ihn ebenso stark beeindruckt wie er sie. Wies nicht all sein Tun darauf hin, dass er ihr den Hof machte?
    Nicole wusste, dass sie in Bezug auf Männer höchst unerfahren war, aber sie war sich fast sicher, dass er um ihre Hand anhalten würde, und zwar bald. Sie träumte von diesem Moment, und sie träumte davon, seine Herzogin zu werden. Sie sah sich mit seinem Kind auf dem Arm, sie sah ihn, wie er sie und das Baby mit einem liebevollen Lächeln betrachtete.
    Die schwachen Zweifel, die sich in ihr regten, die winzigen Keime der Verwirrung, die blasse Erinnerung an sein boshaftes Lächeln und seinen Ton schob sie weit weg.
    An diesem Abend kehrten ihr Vater und Chad aus Frankreich zurück, nachdem sie ihre Geschäfte dort erfolgreich abgewickelt hatten. Ed, ihr jüngerer Bruder, weilte in Cambridge, wo er Jura studierte. Sie begrüßte den Grafen und Chad mit einem strahlenden Lächeln und einer stürmischen Umarmung.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Chad, dessen hübsches Gesicht sich argwöhnisch verzog. »Was führst du im Schilde, Schwesterchen?«
    Chad war fast dreißig. Sein Haar war dunkel wie das seines Vaters, sein Teint hell wie der seiner Mutter, der ersten Gattin des Grafen. Er war ein Patrizier durch und durch. Der Graf dagegen hatte eine etwas dunklere, gefährlichere Ausstrahlung. Nicole ärgerte sich ein wenig über ihren Bruder. »Nichts führe ich im Schilde«, erwiderte sie nur. »Schließlich bin ich nicht diejenige, die jeden Abend ausgeht und erst in den frühen Morgenstunden heimkehrt!«
    »Du bist ja auch kein Mann«, erklärte Chad munter.
    »Schluss damit«, sagte der Graf milde und betrachtete seine Tochter liebevoll. »Du glühst ja richtig, Nicole. Hast du mir etwas zu erzählen?« Seine Frage klang ganz beiläufig.
    Ihr Vater kannte sie nur zu gut. Sie war das erste Kind, das die Gräfin Jane ihm geschenkt hatte, und sie hatte so viel Zeit auf seinen Knien verbracht wie sonst keines ihrer Geschwister. Weder Chad noch Ed oder Regina standen dem Vater so nahe wie sie. Das enge Band zwischen ihnen war schwer zu erklären, obwohl die Mutter einmal behauptet hatte, es wäre wohl das wilde Blut in den Adern der beiden und die daraus resultierende Missachtung von Konventionen. Nicole hatte diese Bemerkung für einen Scherz gehalten und sich darüber amüsiert, doch der Graf schien ob der kühnen Behauptung seiner Frau etwas verärgert.
    Jedenfalls hatte er sie immer wie seinen Augapfel gehütet, und Nicole wusste das auch sehr gut. Er kannte sie einfach durch und durch, und außerdem war er sehr klug - sie konnte ihm nie etwas vormachen. Aber sie war noch nicht so weit, jemandem aus ihrer Familie zu verraten, dass sie einen Verehrer hatte, und schon gar nicht, dass es sich um den Herzog von Clayborough handelte. Allerdings hatte sie auch noch nicht gewagt, sich zu fragen, warum sie diese Affäre geheim halten wollte; bisher hatte sie vor ihrer Familie nie Geheimnisse gehabt. Zum zigmillionsten Mal an diesem Tag dachte sie daran, was an dem Bächlein passiert war, und errötete. »Nein, Vater«, sagte sie schließlich so zurückhaltend wie möglich. »Ich freue mich nur, dass ihr wieder da seid. Ich habe euch schrecklich vermisst.« Rasch umarmte sie ihn ein weiteres Mal, auch wenn sie damit nicht die Zweifel beseitigen konnte, die in seinem Blick lagen.
    Am nächsten Morgen ließ sich Nicole wieder von zwei Dienerinnen helfen, um sich für ihr Rendezvous mit dem

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