Rebellin der Leidenschaft
dass sie herkommt und mit uns speist.«
»Du hast sie eingeladen, mit uns zu speisen?«, fragte er entgeistert.
»Natürlich. Hätte sie denn alleine essen sollen? Ich war ja erst davon ausgegangen, dass sie gar nichts zum Essen mitbringen würde. Ihr war klar, dass ich wusste, dass ihr Korb nicht besonders gefragt sein und das Ganze ziemlich peinlich für sie werden würde. Aber dessen ungeachtet wollte sie schließlich doch einen Korb mitbringen. Sie hat so viel Stolz - ich bewundere sie sehr!«
Hadrians Miene verdüsterte sich. »Du brauchst sie nicht zu bewundern«, sagte er, auch wenn er insgeheim den Verdacht hegte, dass es ihm genauso ging. Doch das konnte er unter den gegebenen Umständen natürlich nicht zugeben. Zudem konnte er sich durchaus vorstellen, dass einige der hier anwesenden Herren mit Freuden ihren Picknick-Korb ersteigern würden, um den Nachmittag mit ihr in einem abgeschiedenen Hain zu verbringen, ungeachtet des alten Skandals. Schließlich hatten sie Augen im Kopf. Er stellte fest, dass ihm die Vorstellung, Nicole Shelton würde mit irgendeinem dahergelaufenen Adligen ein Picknick einnehmen, überhaupt nicht gefiel.
»Trotzdem bewundere ich sie«, fuhr Elizabeth fort. »Ich wünschte, ich wäre ihr etwas ähnlicher.«
»Du bist perfekt, so wie du bist.«
»Ach Hadrian, sei nicht so galant. Ich muss gestehen, ich mache mir Sorgen, dass niemand ihren Korb ersteigern will.«
»Sie hat sicher den einen oder anderen Verehrer.«
»Hadrian, du bist sehr lieb, aber einfach nicht auf dem Laufenden. Wie solltest du auch, wo du so selten in der Stadt bist. Nicht, dass ich dir daraus einen Vorwurf mache«, setzte sie rasch hinzu. »Du weißt ja, wie stolz ich darauf bin, dass du geschäftlich so versiert bist. Aber in unseren Kreisen vergisst man nicht so schnell. Manchmal können die Menschen sehr grausam sein.«
»Jetzt übertreibst du aber«, sagte er. Er war sich sicher, dass die anwesenden Herren eifrig um Nicole Sheltons Gesellschaft buhlen würden.
Elizabeth schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. »Ich hoffe, dass du Recht hast, aber ich habe bereits Vorkehrungen getroffen, falls die Dinge so laufen, wie ich vermute. Ich habe unseren Cousin Robert gebeten, ein Gebot abzugeben, und er hat es mir versprochen, auch wenn er es sicher nicht aus Menschenfreundlichkeit tun wird.
»Robert«, wiederholte der Herzog finster. Robert war Stacys Bruder, ein gut aussehender, leichtlebiger Frauenheld. Es würde sicher nicht lange dauern, bis Robert sich über sie hermachte. »Er ist nicht vertrauenswürdig!«
Elizabeth blickte ihn erstaunt an. Sie wunderte sich über seine Heftigkeit. »Robert wird sich schon zu benehmen wissen, aber ich sehe ihn nirgends. Ach, Hadrian, dort drüben ist sie! Sie ist wirklich gekommen!«
Der Herzog war merkwürdig atemlos. Langsam drehte er sich um, Elizabeths erfreutem Blick folgend. Nicole stand hoch erhobenen Hauptes neben ihrer Schwester, die beiden hielten sich etwas abseits, ln ihrem pfirsichfarbenen gestreiften Kostüm und einem mit einer leuchtend korallenroten Rose geschmückten Strohhut wirkte sie betörend schön. Ihre Blicke trafen sich.
Der Herzog atmete tief durch. Diese Situation war einfach unerträglich. Wie konnte er nur hier neben seiner Verlobten stehen, die er sehr mochte, und gleichzeitig eine andere Frau begehren, die er nicht haben konnte? Diese Betörung, dieser Wahn währte schon viel zu lange. Aber wie zum Teufel sollte er ihm ein Ende setzen?
*
Nicole wünschte sich, sie könne sich einfach unbemerkt aus dem Staub machen. Regina plauderte munter mit zwei jungen Damen und ihren Verehrern, doch sie hatte zu dem Gespräch nichts beizutragen. Sie bemühte sich nach Kräften, den Herzog nicht anzuschauen, aber es gelang ihr nicht.
Verstohlen wanderte ihr Blick immer wieder zu ihm, und immer wieder erschrak sie, denn auch sein Blick ruhte auf ihr.
Nicole zitterte. Warum nur war er nur so herrlich? Warum fiel es ihr immer wieder auf? Warum musste er heute hier sein und einer weiteren ihrer Demütigungen beiwohnen? Und warum, warum nur war er Elizabeth versprochen?
Die Versteigerung hatte begonnen. Nicole bekam am Rande mit, dass soeben ein blau-weiß bemalter Korb mit einer rosa Schleife für fünfundzwanzig Pfund an einen jungen Mann ging. Grauen überfiel sie.
Sie hätte doch noch einen Rückzieher machen sollen. Es war der Gipfel der Torheit, dass sie einen Picknick-Korb mitgebracht hatte. Niemand würde ihn kaufen.
Inzwischen waren
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