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Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)

Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)

Titel: Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kachelmann , Miriam Kachelmann
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auspackte, was die Polizei Schwetzingen und die Staatsanwaltschaft Mannheim ihr über die Wochen und Monate so alles gesagt und versprochen hatten – bis dahin, dass glaubhaft vermittelbar sein solle, dass sich die Sportsfreunde Vater Dinkel und Richter Seidling angeblich noch nie gesehen hätten. So hielt Claudia Dinkel bis zum Jubel über den Freispruch im Saal 1 des Landgerichts Mannheim durch – und darüber hinaus. Sie hatte nichts mehr zu verlieren, eine lose Kanone auf dem Schiffsdeck, und vermutlich unter ihrem Druck hat die Staatsanwaltschaft Mannheim etwas getan, was sie eigentlich nicht tun wollte: Revision einzulegen.

    Abb. b

Geballter Schwachsinn
    Dinkels Basislager waren die wenigen Frauen, die in den Internetforen nibelungentreu allein deshalb zu ihr hielten, weil sie eine Frau ist, und die, getreu dem Motto, dass eine Frau immer das Opfer ist, alles vergaßen, was mit Rechtsstaat zu tun hat. Alice Schwarzer und ihre Vasallinnen stehen schon lange nicht mehr auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, sie streiten nicht für die Gleichstellung der Geschlechter, sondern für die Privilegierung eines Geschlechts und die Kriminalisierung des anderen. Zusammen mit Verlagen, die wie Springer und Burda regelmäßig Persönlichkeitsrechte verletzen, entfalten sie eine fatale Öffentlichkeitswirkung. Kommt dann noch, wie in Mannheim, eine völlig losgelöste Polizei und Justiz hinzu, bilden sie eine echte Gefahr für den Rechtsstaat.
    Miriam fiel es schwer, den geballten Schwachsinn und den Hassfuror der erfundenen Existenzen in den Foren stillschweigend zu ertragen, wie verlogen all die Mythen waren, die in den Medien herumgereicht wurden, von meinen angeblich gezielt gelöschten Handydaten bis zum ominösen Zeitloch in der Nacht der erfundenen Tat – alles Dinge, die es nie gegeben hat, die auch in öffentlicher Verhandlung aufgeklärt wurden, was aber keinen Niederschlag in den Medien fand. An der Berichterstattung über mich und den Prozess hat so gut wie nichts gestimmt. Der Fall war nicht kompliziert, er war einfach und sonnenklar. »Überraschende Wenden« im Prozess gab es nur für diejenigen Medien, die unkritisch den dramaturgischen Vorgaben der Staatsanwaltschaft gefolgt waren, soweit sie nicht sogar selbst bewusste Akteure einer Verurteilungskampagne waren. Es gab schon immer keine DNA am Messer. Es gab schon immer die Unwahrheit der belastenden Aussage. Es gab schon immer den Verdacht der Selbstverletzungen des »Opfers«.
    Und hätten die Gerichtsreporter nicht kritiklos alles übernommen, was von einem Beamten kommt, hätten sie sich selbst Fragen gestellt. Zum Beispiel die, warum unbekannt geblieben ist, was man auf meinem beschlagnahmten Laptop gefunden hat, der in minutiöser Kleinarbeit ausgewertet worden war. Man hat im Gerichtssaal nichts von dieser Auswertung gehört. War ja auch bloß ein abermaliger Fehlschlag der wackeren Nicht-Ermittler der Wahrheit aus Mannheim. Der Angeklagte hat im Gegensatz zur Nebenklägerin nichts gelöscht. Hat keine seltsamen Sachen gegoogelt. Hatte jeden Tag schlichte Normalität auf dem Rechner. Und war wegen des Auslands aufenthalts auf diesen einen Rechner angewiesen – im Gegensatz zur Nebenklägerin, die noch Zugang zu ihrem Rechner im Büro und dem ihres Vaters hatte (beide Computer wurden nicht ausgewertet). Solche Untersuchungsergebnisse wurden verschwiegen, und die Presse fragte nicht einmal nach. Nachträglich kann ich noch dankbar sein, in der Zeit nach der angeblichen Tat nicht über ein Auswandern in die USA nachgedacht und ein bisschen zum Thema rumgesurft zu haben. Hätte ich das getan, wäre es ganz sicher im Gerichtssaal laut und deutlich verkündet, als vernichtendes Indiz gegen mich verwendet und logischerweise eins zu eins von den Medien übernommen worden. Sieht so die kritische Begleitung der Justiz durch die Presse aus?
    Andere Ermittlungsergebnisse, die dem Jagdinstinkt der einseitig fixierten Ankläger einen Dämpfer verpasst hatten, waren ebenfalls sang- und klanglos in den Akten verschwunden. So gab es ein Haargutachten vom erfundenen Tatort, wo systematisch nach Haaren der Nebenklägerin gesucht wurde, schließlich sollte ich sie ja an den Haaren durch die Gegend gezogen haben. Das Gutachten hat diese Darstellung leider nicht gestützt. Und hat man auch nach Haaren des Beschuldigten gesucht, um sich zu vergewissern, ob seine Darstellung zutrifft? Nein, das war vorsichtshalber nicht in Auftrag gegeben worden.

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