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RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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bin ... Ich ... Keine Sorge, es wird keine Anzeige geben ...«
    Er hielt die Luft an und erstarrte.
    Offensichtlich hatte sie etwas gesagt, dass ihm erneut einen Schwall Tränen in die Augen trieb. Mit dem Ärmel seines Pullovers wischte er sich übers Gesicht und presste die Lippen aufeinander. In diesem verdammten Hinterzimmer gab‘s keinen Sauerstoff zum Atmen. Er japste. »Schon gut ... Ich ... Eine Entschuldigung ist schon mal viel wert, danke ... Wie? ... Wie, du meldest dich nicht wieder? ... Warte, Selin, bitte ...«
    Viktor hatte inzwischen zwei Tassen Kaffee auf den Tresen der selbstgezimmerten American-Bar gestellt und sich auf eins der Hocker gesetzt, während Sabri immer wieder wie ein Tiger auf und ab lief.
    Sabri verstummte mit einem Mal und starrte aufs Handy, als trüge es eine Mitschuld an dem schmerzvollen Telefonat.
    »Sie ... hat das Gespräch beendet«, murmelte er fassungslos. »Sie will sich nicht mehr melden, will keine Sachen von zuhause abholen, will absolut nichts mehr. Sie hat sich entschuldigt ... richtig entschuldigt, Mann, aber sie will nichts erklären ... verdammt ... Sie sagt, sie sei bei Freunden im Ausland, ha, wer‘s glaubt! Ich soll alles andere regeln, sagt sie. Sie meint ... die scheiß Scheidung und so.«
    Sabri sah seinen Freund hilflos an.
    Viktor war klar, dass er von nun an vollen Kumpelnoteinsatz bringen musste, wollte er den Unglücksseligen durch das tiefe Tal der Trübsal geleiten.
    »Hey, Sabri, komm setz dich und trink erstmal den Kaffee, und weißt du was? Wenn ich den Laden nachher dichtgemacht habe, holen wir den Wodka raus und betrinken uns!«
    Der Vorschlag klang nach einem vielversprechenden Rettungsring, auch wenn Sabri Alkohol nicht mochte. »Dafür komme ich in die Hölle«, seufzte er leise.
    Viktor wiegelte mit einer schnellen Handbewegung ab. »Na und, viel schlimmer als hier wär‘s da für dich im Moment auch nicht, oder?«
    Ob er wollte oder nicht, Sabri musste grinsen. Mit einem ungeschickten Schwung hob er eine Pohälfte auf den Hocker und zog die andere mühevoll nach.
    »Na, dann Prost«, sagte er und hob seine Tasse. »Und danke, Mann, dafür, dass du meinen Scheiß erträgst!«
    Viktor gab ihm einen sanften Klaps auf die Schulter. »Hab ich nicht immer gesagt, komm zu mir, bevor du in den Abgrund blickst? Hey, die Welt dreht sich weiter. Lass die Frau ziehen. Häng deine Fahne nach dem Wind! Und hör auf Viktor, verflucht! Ich bin dein Mann, Kumpel, dein verfluchter Weihnachtsmann, ho ho ho!««
    Sie stießen mit ihren dampfenden Kaffeetassen an.
    Später, nachdem alle Angestellten gegangen waren, holte Viktor den guten russischen Wodka aus seinem Versteck, legte serbisch-kroatische Volksmusik auf und setzte Sabri die Weihnachtsmütze auf. Dann erzählte er von der Armut, aus deren Schlund er sich mit eigener Kraft herausgezogen hatte.
    Sabri soff mit ihm, bis nichts mehr weh tat.
    Ohne Widerrede ließ er sich von Viktor weismachen, dass man jedes Ziel erreichen könne, wenn man nur wolle und bereit sei, alles dafür zu geben.
     
    ***
     
    Alex hatte ihr ein schnurloses Telefon gebracht, sie in die Küche geführt und sich anschließend diskret zurückgezogen. Nun saß sie allein am kleinen Küchentisch, auf dem eine geblümte Tischdecke ausgebreitet war, tupfte mit einem Papiertaschentuch über ihre Augen und atmete befreit auf. Zu ihrer großen Erleichterung hatte Sabri putzmunter geklungen, wenn auch - verständlicherweise - nicht sehr glücklich. Und er sah von einer Anzeige ab! Wenn sie ehrlich war, dann passte diese nachsichtige Reaktion durchaus zu seinem Charakter, denn er war noch nie ein rachsüchtiger, nachtragender Mensch gewesen, so wie viele andere es in seiner Situation wären.
    Die jahrelange Aversion gegen ihn hatte für Selin als undurchdringlicher Schutzwall gedient. Der radikale Schlussstrich, den sie gezogen hatte, gab ihm endlich seine Würde zurück und machte die abrupte Trennung zu einem versöhnlichen Abschied - zumindest für sie: Lebe Wohl, dachte sie, aber tu es bitte ohne mich!
    Von jetzt an konnte es nur noch sie selbst geben, irgendeine ganz und gar veränderte Zukunft und diesen Fremden, der vom Himmel gefallen war ... Letzteren zumindest bis morgen ...
    Als Alex im Türrahmen erschien, um nach ihr zu sehen, hob sie lächelnd den Kopf. Sein Anblick ließ ihre Augen glänzen. »Alles erledigt«, verkündete sie.
    Ermutigt von ihrer Ausstrahlung setzte er sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. »Und ... jetzt?«,

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