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RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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einen Haufen Verwandte, die ich ... Also, es hört sich vielleicht unschön für Sie an, aber ich bin gerade dabei, mich von meiner Familie zu lösen. Deswegen würde ich gerne irgendwohin, wo man mich nicht vermutet und nicht sucht.«
    Was sollte Sylvie jetzt mit all diesen Informationen anfangen? Mit dem Zeigefinger tippte sie grübelnd auf ihr Kinn. Ihrem Gesichtsausdruck konnte man leicht entnehmen, wie sich Fragen in ihrem Kopf bildeten, Hypothesen und Mutmaßungen, wie sie zwischen den Polen Mitgefühl und Skepsis mit einer Prise Ablehnung nach einer passenderen Empfindung suchte, einer mit mehr Verständnis.
    Nach einer Pause, in der die Stille um sie herum beinah mit den Händen greifbar war, legte sie den Kopf schief und sagte: »Nun ja, wenn das so ist, dann lassen Sie sich vielleicht einfach mal in einem Reisebüro beraten?« In ihrem Tonfall schwang Unsicherheit mit, aber Selin begrüßte den Vorschlag dennoch. »Ja, sowas in der Art wäre wahrscheinlich ganz gut«, erwiderte sie gelöst.
    Rasselnde und dumpfe Geräusche an der Wohnungstür ließen beide überrascht aufhorchen. Ihre hektischen Blicke kreuzten sich mehrfach.
    Alex war zurück.
    Sylvies Lachfältchen bildeten sich reflexartig. »Oh, er ist da, Selin. So wie er gesagt hatte, wer hätte das gedacht!?«
    Selins Herzschlag beschleunigte sich. Aufgeregt streckte sie die Beine aus und setzte sich möglichst aufrecht hin.
    Als er schließlich im Türrahmen erschien, versuchte sie, gefasst auszusehen, bemühte sich um ein nettes, unverfängliches Lächeln, das vor allem höflich wirken sollte, konnte aber das Funkeln in ihren Augen nicht verbergen, wusste ja nicht mal, wie sehr sie ihm entgegen leuchteten. Wie zwei Fixsterne.
    »Hi, Mama! Selin! Habt ihr mal nach draußen gesehen? Es schneit wie verrückt«, sagte er. Strich sich mit den Händen durch die feuchten Haare, sah dabei zu seiner Mutter, der es offensichtlich ganz gut ging, dann zu Selin, die ihn freundlich anlächelte.
    Sie war noch da!
    Diese Augen , dachte er sofort, musste daraufhin wegsehen, spürte ein wohliges Ziehen in seiner Brust, schob nuschelnd ein »Ich geh mich umziehen« nach und verschwand hastig.
    Sylvie drehte den Kopf zum Fenster und registrierte die dicken Schneeflocken. »Tatsächlich!«, rief sie. »Es will wohl gar nicht mehr aufhören zu schneien.« Ihr Blick wanderte weiter zu der runden Wanduhr, die zu den ältesten und unverwüstlichen Gegenständen in der Wohnung gehörte, und seit ihrem ersten Tag über der Balkontür hing.
    »Oh, schon so spät. Wissen Sie, Selin, ich lese für mein Leben gern im Bett und schlafe danach mit der Hoffnung ein, schöne Geschichten zu träumen. Von mir aus dürfen sie auch kitschig sein, aber nur allzu oft träume ich wirres Zeug und kann mir schon lange nichts mehr merken. Besser als Albträume ist es aber allemal, nicht wahr. Was ich sagen will, ist, ich werde mich jetzt mal in die Heia begeben, da Alex ja auch wieder da ist, haben Sie sicher nichts dagegen?«
    Selin schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten, bitte.«
    »Es war sehr schön, mich mit Ihnen zu unterhalten, Liebchen, wirklich«, sagte Sylvie. »Ich danke Ihnen dafür.« Diesmal erhob sie sich weitaus flinker aus ihrem Sessel, als noch vor ein paar Stunden, was Selin staunend registrierte. Die Suppe hat der Dame wirklich gut getan , dachte sie zufrieden.
    Nachdem sich Sylvie in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, stellte sich Selin vor das Wohnzimmerfenster und sah dem Schneetreiben zu. Die Welt da draußen hüllte sich gerade in einen kuscheligen weißen Wintermantel und sah so friedlich aus, als könne sie keiner Menschenseele etwas zu Leide tun.
    Okay, wie ging‘s jetzt weiter?
    Sie zitterte, obwohl ihr durch und durch warm war und sie am liebsten ihren Pulli ausgezogen hätte.
    Selins Herz puckerte weiterhin zu schnell und zu laut ... zu aufgeregt, seit er zurück war. Freudig aufgeregt, ängstlich aufgeregt, mutig aufgeregt und immer wieder sehnsuchtsvoll nach etwas, das sie hinter dem Horizont vermutete. Aber vielleicht war es viel näher, als sie dachte? Wie oder wo auch immer, da musste sie jedenfalls hin.
    Die Nacht lag vor ihr wie eine Sneak-Preview, unbekannt und einladend. Sie fühlte sich mindestens so aufgedreht und lebendig wie sie sich ausgelaugt und erschöpft fühlte, Geist versus Körper eben, spürte immer stärker dieses sagenhafte Gefühl von ... Freiheit, Ungebundenheit ... seit sie sich

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