Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
Vom Netzwerk:
andere Wahl, als sie anzusehen.
    Einen Augenblick lang suchte er Halt in ihren dunklen Pupillen ... fand aber keinen.
    Er fühlte, dass die gestrige Nähe zwischen ihnen verloren ging, was ihm einen unerwartet heftigen Stich versetzte. Was war auf einmal los? Hatte sie gemerkt, dass er nur ein gewöhnlicher Kerl mit gewöhnlichen Bedürfnissen war? War er so durchsichtig? War das überhaupt die ganze Wahrheit? Dass er sie gerne ... Er konnte es nicht leugnen! Aber war da nicht noch etwas, warum er nicht wollte, dass sie weiterzog ...
    Ein Schuss Tragik lag in ihrem Gesichtsausdruck. Oder war es seine Einbildung? Das hinreißende Lächeln, das ihm immer schonungslos durch Mark und Bein gegangen war, schien verschwunden.
    Selin sah ihn fragend an, hob ungeduldig die Brauen und wartete auf eine Antwort. Er sah kurz auf den Bildschirm und dann wieder zu ihr. »Man kann bei kurzfristigen Flügen mit Kreditkarte buchen ...», sagte er und kniff die Lippen zusammen.
    »Sowas hab ich nicht, Alex«, wendete sie schnell ein. »Ich hab nicht mal ein eigenes Konto. Nur Bares.«
    Er nickte, fuhr sich durch die Haare und sagte: »Wir ... ähm ... können online reservieren, du müsstest dann das Ticket spätestens drei Stunden vorher, also 15 Uhr, vom Flughafenschalter abholen.«
    Selin legte plötzlich eine Hand auf seine Schulter. »Kannst du die Reservierung für mich machen, bitte?«
    Er hätte gerne die Augen geschlossen, um die Intensität ihrer Berührung voll auskosten zu können.
    »Klar könnte ich«, sagte er tonlos, spielte den Coolen. »Du kannst aber auch, wenn du magst, deine persönlichen Daten selber eingeben.«
    Selin schüttelte den Kopf und zog ihre Hand zurück. »Nein, das würde sicher ewig dauern, bis ich alles richtig eingetippt habe«, entgegnete sie, jetzt mit einem kleinen Schmunzeln um den Mund.
    »Okay, dann mach ich es für dich«, gab er zurück und fragte sich gleichzeitig, warum er sie nicht aufzuhalten vermochte?
     
    ***
     
    Sylvie hatte sich einen süßen Pfefferminztee zubereitet und trank ihn heiß und in großen Schlucken, während sie am Küchenfenster lehnte. Sie spürte, wie eine Ruhe in sie einkehrte und das Zittern in ihrer Seele linderte. Es war eine wundersame Ruhe, die gepaart mit einer Ernsthaftigkeit daherkam und sie zum Nachdenken anhielt.
    Sie fühlte sich nicht mehr so ... hilflos ... gelähmt ... und wunschlos unglücklich ... etwas in der Art eben.
    Neugierig brannte sie darauf, von Alex zu erfahren, wie es in der Bank gelaufen war, musste sich jedoch, wie es schien, noch gedulden. Was machten die beiden eigentlich?
    Sie wollte nicht in sein Zimmer platzen!
    Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass sie eine Grenze überschreiten würde, und fragte sich gleichzeitig, weshalb sie es vorher immer so selbstverständlich getan hatte? Überhaupt musste sie sich erschrocken wundern, weshalb sie nach Agnes‘ Tod sich und Alex so systematisch in eine Sackgasse manövriert und dort den Kopf in den Sand gesteckt hatte, um ja nichts mehr mitzubekommen ... von der ungerechten, bösen Welt da draußen, die ihr keinen Lotteriegewinn zugestehen wollte ... im übertragenen wie auch im wortwörtlichen Sinne - sie hatte es so lange probiert, bis sie unter einem Schuldenberg begraben waren - ... Und Alex ... hatte sie mit all ihrer spinnerten Verdrehtheit nicht allein gelassen!
    War das nicht ihr großes Glück inmitten des Desasters, das sich ihr Leben nannte?
    Und war es nicht an der Zeit, dieses Leben nicht mehr als Desaster zu sehen, auch wenn sie ein paar mehr oder weniger große Dummheiten begangen hatte?
    Sylvie machte den tiefsten Seufzer, der ihrem Herzen zu entlocken war. Fünfundzwanzig Jahre waren seit Irland vergangen ... Nicht zu glauben! Ein Vierteljahrhundert! Das hörte sich wahrlich nach einer Menge Jahren an. Nach viel zu vielen ...
    Wie alt war sie jetzt? Richtig, soviel älter als damals und doch noch keine fünfzig, oder? Das hieß dann wohl, es könnten ihr gut gerne noch dreißig, vierzig Jahre bevorstehen ...
    In weniger als drei Wochen würde 2005 zu Ende gehen.
    Kalenderrechnungen waren doch nichts weiter als Konstrukte, aber konnte man auf diese Weise nicht viel leichter psychologische Wendepunkte setzen?
    Und war es das, was in ihr zu drängeln begonnen hatte? Der aus dem Koma erwachte - oder geweckte - Wunsch nach einem Wendepunkt?
    Sie trank die letzten Schlucke von ihrem Tee in einem kräftigen Zug und dachte kindischerweise an den kleinen Schutzengel in ihrer

Weitere Kostenlose Bücher