Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
Vom Netzwerk:
Schluck. Es könnte etwas bitter schmecken.“
    Das Fläschchen, das Sir George mir entgegenstreckte glich eher einer Zutat fürs Backen als einer Medizin. Wahrscheinlich hatten die Leute vom Sender die Medikamente der Epoche entsprechend verpackt, Dachte ich und hielt den Atem an, als ich die bittere Flüssigkeit in mich hinein kippte.
    Dann holte ich tief Atem und lächelte, damit sich die Umstehenden entspannen konnten. Doch mein Lächeln erstarb. Das Medikament hatte einen deutlichen Nachgeschmack von Mandeln. Bereits fühlte ich, wie sich meine Kehle zuschnürte und das Atmen schwerer fiel.
    „Was war da drin?“ presste ich mit erstickter Stimme hervor.
    „Notfalltropfen, was sonst?“ gab sich Sir George unschuldig.
    Ewan sah meine Reaktion und auch er fiel auf Sir Georges nicht herein, dessen Unschuld viel zu gespielt wirkte, als dass sie hätte ernst genommen werden können. Mit einem Satz packte er ihn am Kragen und schüttelte ihn.
    „Was tun sie da?“ gab Sir George sich herrisch, doch seine Angst war geradezu greifbar.
    „Was war in dem Fläschchen?“ Um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, schüttelte er ihn nochmals kräftig durch. Doch erst als Grant und Scott sich drohend links und rechts von den beiden hinstellten, japste dieser:
    „Es ist zu spät. Sie stirbt. Sie erstickt. Jetzt kann sie mir nichts mehr wegnehmen, die Erbschleicherin!“
    „Was war in dem Fläschchen?“ Ewans Stimme war so laut, die konnte man bestimmt noch bis zur Küste hören.
    „Mandelkonzentrat.“
    Aus dem Nichts schnellte Grants Faust hervor und der falsche Arzt ging reglos zu Boden.
    Morag umklammerte meine Schultern, damit ich aufrecht sitzen blieb. In dieser Stellung würde ich hoffentlich nicht ersticken. Bitte Lieber Gott, betete ich still, ich will nicht sterben, nicht jetzt. Verzweifelt suchte ich den Augenkontakt mit Ewan und war mir gleich reuig, denn den Schmerz, den ich in seinen Augen sah, konnte ich kaum ertragen. Er hob mich hoch und eilte mit mir zu den Stallungen. Drei Reiter standen davor und warteten auf ihre Pferde. Das erste, das gesattelt aus dem Stall herausgeführt wurde, bestieg er und zog mich vor sich auf den Sattel. Ich hörte, wie Scott und Grant die anderen beiden Pferde beschlagnahmten, um uns zu begleiten.
    Mein Atem ging schwerer und schwerer. Ich wusste nicht, ob der Fahrtwind und die Bewegungen des Pferdes meine Atmung noch verschlimmerten oder mir gar halfen, dass ich länger atmen konnte, jedenfalls fing mein Blickfeld langsam an, sich am Rande zu verdunkeln, bis ich nur noch einen kleinen Punkt sah und in diesem kleinen Punkt sah ich den Kopf von unserem Pastoren, von Ferdinand Tobler. Wer war dieser Ferdinand Tobler? War mein letzter Gedanke, bevor alles schwarz wurde.
     
     

 
    ***
     
    Buch II
     
    ***
     
     

 
 
 
 
Kapitel 11
     
    „Wo ist Lea Tobler?“ fragte Ewan die Schwester am Empfang voller Ungeduld.
    „Gehören Sie zur Familie?“
    „Nein.“
    „Dann kann ich ihnen leider keine Auskunft geben.“
    „Aber ich bin ein guter Freund.“
    „Ich darf nur mit der Familie über die Patientin sprechen.“
    „Aber sie ist doch meine Frau!“ rief er verzweifelt.
    „Also sind sie doch Familie?“
    „Irgendwie schon. Haben sie die Regency Reality-Show gesehen?“ Darauf betrachtete die Schwester Ewan genauer.
    „Sie sind Gertruds Ehemann!“ rief sie aus.
    „Genau. Und Gertrud ist Lea Tobler. Darf ich jetzt bitte zu ihr?“ seine Stimme tönte inzwischen flehend. Doch die Schwester liess sich nicht erweichen, Vorschriften waren Vorschriften.
    „Bei uns ist keine Patientin mit dem Namen Gertrud und mit Lea Tobler sind sie nicht verwandt. Keine Verwandtschaft – keine Auskunft.
     
    ***
     
    Schmerzen, Lärm, grelles Licht – das konnte nicht der Himmel sein, also lebte ich noch. Die Helligkeit, die durch meine Augenlider hindurch schimmerte deutete darauf hin, dass mein Sehvermögen wieder besser war. Blinzelnd testete ich mit dem rechten Auge diese Theorie – Yup, ich konnte wieder sehen, aber es war eindeutig zu viel Licht im Zimmer. Also kniff ich die Augen fest zusammen, um mich vom kurzzeitigen Schock der Helligkeit zu erholen. Jemand schien meine Reaktion bemerkt zu haben, denn es wurde gleich angenehm dunkel um mich, als ob jemand die Vorhänge zuzog. Nochmals testete ich mit dem rechten Auge, machte es einen ganz kleinen Spalt weit auf und gleich wieder zu. Ok, es ging. Langsam öffnete ich beide Augen und sah ihn wieder direkt vor mir:

Weitere Kostenlose Bücher