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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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sind die Einschaltquoten völlig zusammengebrochen.“
    So viel Lob war mir regelrecht peinlich, zumal ich ja gar nicht wirklich gespielt hatte. Bescheiden schlug ich die Augen nieder und hoffte, dass er bald mit seinen Fragen beginnen möge.
    „Wann haben die Zwischenfälle angefangen? Erst als sie in der Show auftraten oder schon davor?“
    Das war eine gute Frage. Was hatte ich davor gemacht? Ich hatte Theater gespielt – meine erste grosse Hauptrolle und dann – „Das Theater brannte nieder!“ rief ich aus und wunderte mich, ob das Feuer kein Zufall gewesen und ich darin hätte umkommen sollen.
    „Welches Theater brannte nieder? Von einem Theaterbrand habe ich gar nichts gehört.“
    „Das glaube ich gerne. Das war in Österreich. Ich bin in einem kleinen Theater aufgetreten, als Maria Stuart, im gleichnamigen Theaterstück. Drei voll besetzte Abendvorstellungen hatten wir erst hinter uns und die gesamte Saison mit verschieden Theaterstücken war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Dann eines Morgens wurde ich benachrichtigt, dass in der Nacht das gesamte Theatergebäude in Schutt und Asche lag.“
    „Ich benötige die genauen Angaben mit Adresse, und Datum von dem Vorfall, damit ich mich mit den örtlichen Behörden in Verbindung setzen kann. Sonst noch etwas?“
    „Vor der Reality-Show war ansonsten nichts Besonderes los, an das ich mich im Moment erinnern könnte. Vielleicht lassen Sie mir Ihre Karte hier, falls mir später noch etwas einfällt.“
    „Gut, dann zu den Vorfällen der letzten Wochen. Erst sind Sie vom Pferd gefallen – nackt, wenn ich es richtig notiert habe.“
    Nun lief ich doch tatsächlich bereits wieder rot an. „Das gehörte nicht zu dieser Art von Unfällen. Mein Kleid blieb am Sattel hängen, mein Pferd erschreckte sich und als sie einen Sprung nach vorn machte, riss sie meinen Rock weg. Ausser meiner Würde wurde dort aber nichts verletzt.“
    „Das dachte ich eigentlich auch. Der Stolperer am Ball war dann wohl auch ein echter Unfall?“ Der Polizist konnte die eine Augenbraue ja genauso hochziehen, wie Ewan. Wo Ewan nur blieb? Ich hatte ihn längst erwartet. Oder war er zurück zur Show gegangen, weil ihn der Sender sonst verklagen könnte?
    „Unfall“ kommentierte ich knapp und konzentrierte mich auf einen Punkt in der Decke, weil es zu demütigend war, an alle meine Peinlichkeiten erinnert zu werden.
    „Aber beim Sprung mit dem Pferd über die Mauer hatte Bell erstmals die Hand im Spiel, nicht wahr?“
    „Wer ist Bell? Ist das der Mann, der den Arzt, Sir George gespielt hat?“
    „Mit richtigem Namen heisst er Antonin Bell.“
    „Wissen Sie sonst noch etwas über ihn? Können Sie mir sagen, warum er versucht hat, mir etwas anzutun? Ist er irre? Ich hatte den Mann vorher noch nie gesehen.“
    „Die Geschichte ist verzwickt. Und ich würde meinen Ihre Frage nach seinem geistigen Zustand ist berechtigt. Wahrscheinlich hat er tatsächlich nicht alle Tassen im Schrank.“ Johnson zog seinen Stuhl etwas näher und lehnte sich bequem nach hinten, als ob er sich für eine längere Geschichte einrichtete.
    „Bells Mutter arbeitet seit vielen Jahren für Tobler Inc. Sie ist eine der Putzfrauen im Hauptgebäude, wo Ferdinand Tobler sein Büro hat. Fast jeden Abend, wenn sie zur Spätschicht erschien, kreuzten sich die beiden im Gang, grüssten und wechselten ab und zu ein paar Worte.“ Johnson räusperte sich. „Nun müssen Sie wissen, dass Bells Vater während seiner gesamten Kindheit hinter Gittern sass, bevor er kürzlich im Gefängnis starb.“ Hier legte er eine kleine Kunstpause ein und betrachtete durstig mein Wasserglas, während er sich abermals räusperte. Ich drückte ihm das volle Glas in die Hand und forderte ihn zum Trinken auf. Bestimmt könnte ich jede Menge Flüssigkeit nachbestellen. Er sollte aber mit seiner Geschichte endlich vorwärtskommen. Ich war unheimlich gespannt, wie ein völlig fremder Mann einen so grossen Hass auf mich entwickeln konnte, dass er mich umzubringen versuchte.
    „Der kleine Antonin hatte eine blühende Fantasie. Er wuchs ohne Vater auf und ab und zu erzählte seine Mutter zuhause von ihrer Arbeit und vom grossen Herrn Tobler, der sich nicht zu schade war, mit der kleinen Putzfrau zu reden. In Antonins Vorstellung wuchs dieser unbekannte Ferdinand Tobler zum Mustervater heran, bis er selber daran glaubte, dass er sein Sohn sei.“
    „Und ist es möglich, dass die beiden verwandt sind?“
    „Unmöglich, das haben mir sowohl

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