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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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gestanden. Das konnte einfach nicht sein – tot! Er musste seine Geschwister anrufen.
    „Grant, wir fliegen sofort nach Hause.“ Sagte er mit fast tonloser Stimme. „Dad hatte einen tödlichen Unfall.“
    „Was ist denn passiert?“
    „Ich weiss auch nicht mehr, Mutter hat angerufen und braucht unsere Hilfe. Ich wollte die Sache mit ihr nicht am Telefon besprechen. Sie hat geweint.“ Die Worte tönten abgehackt.
    „Oh nein, Dad – “
    „Sagst Du den anderen Bescheid?“
    „Was ist mit den Pferden?“
    „Die nehmen wir mit.“
    „Und Flora? Scott kümmert sich im Moment weiterhin um sie.“
    „Bringt sie ebenfalls mit. Ich weiss nicht, wie lange Lea noch im Spital bleiben muss. Man hat mich immer noch nicht zu ihr gelassen.“
    „Oh, Ewan.“
     
    ***
     
    Langsam streckte ich meinen linken Arm aus und fühlte auf dem Kissen neben mir, ob Ewan noch da war oder ob das Kissen wenigstens noch warm war. Nur, dass da kein Kopfkissen war. Da war gar nichts. Ich griff ins Leere und öffnete erschrocken die Augen. Wo war ich? Ach ja, das Spital.
    Ich vermisste Ewan so sehr, dass es schmerzte. Wo war er? Warum besuchte er mich nicht? Mir war elend zumute. Völlig entkräftet stand ich immer noch unter den Nachwirkungen des Schocks, vielleicht trugen zusätzlich die Medikamente dazu bei – was auch immer Schuld daran war, ich fing bitterlich zu weinen an. Dieses Häufchen Elend, das ich bot, entdeckte die Schwester als sie mit einer Tasse dampfendem Tee herein kam.
    „Aber, aber“, sagte sie in mütterlicher Manier. „Was ist denn so schlimm?“
    „Er besucht mich nicht?“
    „Bestimmt kommt er bald. Er hat sie doch jeden Tag besucht, seit Sie hier sind.“
    „Herr Tobler?“ ich sah sie fragend an und sie nickte, „den meine ich nicht. Ich möchte Ewan sehen.“
    „Wer ist denn dieser Ewan?“
    Ja, wer war er? War er mein Freund oder war er bloss mein Schauspielkollege? Hatten seine Geschwister nicht über eine gewisse Alexia gesprochen, mit der er auf irgendeine Art verbunden war? Genau, nun erinnerte ich mich – Alexia: die grosse Schönheit mit langen Beinen, Busen und Hintern. Genau, ich war bloss ein Job gewesen, ein Job, der nun beendet war. Und ausser seinem Vornamen wusste ich nichts von ihm, überhaupt nichts – ich würde ihn nie wiedersehen.
    „Niemand“ sagte ich tonlos und starrte ins Leere während mir die Tränen über die Wangen strömten.
     
    ***
     
    „Lea, heute siehst Du viel besser aus und Du bist wach!“ freute sich Ferdinand Tobler, als er die Türe hinter sich schloss.
    Ausser meinen rot geränderten Augen sah ich tatsächlich schon wieder vorzeigbar aus und diesbezüglich konnte er keine Vergleiche anstellen, da ich bisher im Spital die Augen meist geschlossen hatte.
    „Danke.“ Ich versuchte, ein kleines Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern, obwohl mir zum Heulen zumute war, und es missriet kläglich.
    „Ich habe eine Kopie des Stammbaums mitgebracht. Bestimmt entdeckst Du darauf Namen, die Dir bekannt vorkommen. Wenn Du willst, kannst Du sie behalten. Es ist bloss eine billige Xerox-Kopie. Eine Ausgabe auf edlem Pergament erhältst Du, wenn Du aus dem Spital raus bist.“ Das fand ich irgendwie rührend.
    „Danke.“ Sagte ich wieder und hätte fast ein ‚Grossvater‘ hinten angehängt, aber noch war ich nicht ganz bereit dazu. Nur, war es nicht das, was ich mir in den letzten vier Jahren gewünscht hatte – eine Familie zu haben? Zugegeben, in meiner Fantasievorstellung waren es Brüder und Schwestern in meinem Alter und Eltern und, ja warum auch nicht: Grosseltern. Wenn dieser Mann, der hier an meinem Bett sass und dies nicht nur im Moment – den Aussagen der Schwestern zufolge, hatte er mich mehrmals täglich besucht, um sich zu versichern, dass ich die beste Pflege erhielt und auf dem Weg der Besserung war – wenn dieser liebenswerte alte Mann ein Verwandter von mir war, und was viel wichtiger war: er ein Teil meines Lebens sein wollte – ganz im Gegensatz zu einem gewissen andern Mann – dann sollte ich mich doch freuen und ihm mit offenen Armen entgegentreten.
    „Ich habe niemanden.“ sagte ich schliesslich kleinlaut und die Tränen fingen gleich wieder zu fliessen an und als Ferdinand Tobler mich zu trösten versuchte, hob ich die Hand und fuhr fort: „Wenn Du einen Teil meiner Familie sein willst, freue ich mich. Meine eigenen Grosseltern habe ich leider nie kennen gelernt, da hat es immer nur Mum, Dad und mich gegeben. Sollte es Dir also wichtig

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