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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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sein, dass ich Dich Grossvater nenne, geht das für mich in Ordnung.“ Und um das Wort zu testen fügte ist leise hinzu: „Grossvater“.
    Nun heulten wir beide. Bestimmt weinten beide vor Glück und vor Schmerz. Während wir unsere neue Verbundenheit begrüssten, betrauerten wir diejenigen, die für immer verloren waren. Meine Eltern gehörten zu den Menschen, die ich für den Rest meines Lebens vermissen würde, aber inzwischen wurde dies alles überschattet von einem tiefen Schmerz in der Herzgegend, der laut nach Ewan schrie und eine verlorene Liebe betrauerte.
    „Aber von Deinem vielen Geld will ich nichts.“ Es war mir wichtig, dass er das wusste. „Ich habe mir immer eine Familie gewünscht, deshalb freue ich mich über einen Grossvater mehr, als Du Dir vorstellen kannst. Mit Geld hat das Ganze gar nichts zu tun.“
    Es sah fast aus, als schämte sich mein frisch gebackener Grossvater, wie er so da sass und auf unsere ineinander verwobenen Hände starrte. „Das kann ich von mir leider nicht behaupten.“ gab er schliesslich kleinlaut zu.
    „Vor einigen Monaten hatte ich einen Herzinfarkt. Danach lag ich wochenlang im Spital. Erst konnte ich nicht einmal mehr aufstehen, weil ich einseitig gelähmt war. Mit der Zeit heilte ich und die Therapie, die ich Tag täglich in Angriff nahm, half auch. Aber es war hart.“
    Er sah mich um Verständnis bittend an. „Ich hatte nie Familie, meine Firma, die ich aus dem Nichts zu einem Weltkonzern aufgebaut habe, das war stets mein Ein und Alles. Nachdem ich dem Tod so nah gewesen war, hatte das alles plötzlich seinen Inhalt verloren. Wozu hatte ich meine Firma aufgebaut? Damit sie von gierigen Finanzheinis nach meinem Tod wie eine Weihnachtsgans auseinander gerupft würde? Ich wollte mein Erbe in guten Händen wissen.“
    Nun lächelte er mir zu. „Das war, als ich anfing, nach Deinem Vater zu suchen. Du wirst ihn auf dem Stammbaum auch wiederfinden.“ Er seufzte schwer. „Es war der Gedanke an Deinen Vater, der mir wieder Kraft gab, der mir den Mut und die Ausdauer verlieh, die ganze Therapie durchzustehen.“
    „Ach Grossvater, das ist so Herz zerreissend. Weisst Du was, ich denke Du hättest Dad gemocht. Er war toll. Stets nahm er sich Zeit für die wichtigen Dinge im Leben und fast täglich versicherte er Mum und mir, dass wir beide das Wichtigste überhaupt seien.“
    „Siehst Du, Dein Vater war ein weiser Mann. Ich musste über siebzig Jahre alt werden, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.“
    Lächelnd sahen wir einander an und Grossvater drückte meine Hände.
    „Das Geld wirst trotzdem alles Du kriegen.“ sagte er schliesslich mit einem schelmischen Lächeln in die Stille hinein. „Aber dass Du es nicht haben willst, macht Dich zur perfekten Erbin. Du wirst nämlich nicht nur ein Milliardenvermögen zu verwalten haben sondern auch die Verantwortung für viele Menschen übernehmen. Jeder einzelne meiner Mitarbeiter ist darauf angewiesen, dass er auch morgen noch einen Arbeitsplatz hat. Dafür braucht es ein mitfühlendes Herz und menschliches Denken.“
    „Das könnte ich doch nie und nimmer. Ich bin professionell ausgebildete Schauspielerin. In Mathe hatte ich einen Fensterplatz und in einem Wirtschaftsstudium würde ich es keinen Tag lang aushalten.“
    „Was es in meinem Beruf braucht ist eine gute Menschenkenntnis und ein gesunder Menschenverstand. Alles andere ist überbewertetes Zugemüse. Du hast für alles und jedes einen Spezialisten. Wichtig ist nur, dass Du Dir die richtigen Speziallisten aussuchst, denen Du volles Vertrauen schenken kannst. Aber das wirst Du alles sehen. Wir haben Zeit. Ich möchte gerne noch eine Weile Leben und habe keinesfalls vor, mich völlig aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen. Solange eins und eins bei mir immer noch zwei ergeben, ist mit Ferdinand Tobler zu rechnen.“
    Rührend, diese Rede. Aber ich war nicht überzeugt. Die Verantwortung für einen Grosskonzern, das überstieg sogar meine Vorstellungskraft. Aber wenn mir genügen Zeit mit Grossvater blieb, könnte ich vielleicht wirklich einiges dazulernen und dabei die Nähe meines neuen Grossvaters geniessen.
    „Ich schau gerne mal bei Dir in der Firma vorbei. Aber noch habe ich keine Ahnung, wie meine unmittelbare Zukunft aussieht. Wahrscheinlich muss ich mich mit dem Sender zusammensetzten.“
    Etwas verlegen sah ich zu Grossvater auf. „Etwas Geld könntest Du mir vielleicht leihen – ich schulde dem Sender nämlich eine horrende Busse, weil ich

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