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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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erzählte.
    „Vor einigen Jahren entdeckte eine Putzfrau die alten Stühle und war entgeistert, dass sie nicht gebraucht wurden. Sie kam mit ihrer ungewöhnlichen Idee direkt zu mir und ich beförderte sie kurzerhand zur Innendekorateurin. Sie hat diesen Raum ganz neu gestaltet. Er ist toll, nicht wahr? Man kann sich der momentanen Laune entsprechend verhalten. Ist Dir heute nach Pink zumute, setzt Du Dich dort hinten hin. Bist Du müde und abgekämpft, suchst Du nach einem freien Massagestuhl. – Heute ist mir nostalgisch zumute. Also habe ich diesen Hocker gewählt.“
    Es war wirklich ein ungewöhnliches Konzept, das mir bei näherer Betrachtung immer wie besser gefiel.
    „Was ist aus der Innendekorateurin geworden, nachdem sie hier fertig war? Arbeitet sie wieder als Putzfrau?“
    „Keineswegs. Ich habe bei Geschäftspartnern von ihren Ideen geschwärmt, einige waren auch begeistert, als ich sie hier zum Essen eingeladen hatte. So hat sie sich als Innendekorateurin inzwischen selbständig gemacht. In zwei anderen Tobler-Gebäuden steht gerade ein Auftrag für sie an.“
    „Du unterhältst Dich also tatsächlich mit all Deinen Mitarbeitern und hörst ihnen auch wirklich zu, nimmst ihre Anliegen ernst und setzt sich für sie ein.“
    „Genau das ist es, was ich von meiner Nachfolgerin erwarte – Menschlichkeit. Du wirst eines Tages eine perfekte Konzernchefin sein.“
    Wir lächelten beide. Er war sichtlich froh, mich gefunden zu haben, warum aber lächelte ich? Bestimmt nicht wegen der Aussicht, einen Grosskonzern zu leiten. Das jagte mir nämlich eine Heidenangst ein. Nein, ich lächelte, weil Grossvater an mich glaubte. Meine Lippen zogen sich weiter nach oben.
    „Die Konferenz zieht sich leider länger hin, als ich geplant hatte. Ich werde heute Nachmittag keine Zeit mehr haben Dich herumzuführen. Wenn Du willst, kannst Du bereits nach Hause fahren. Fred wird Dich fahren.“
    „Ich kann nicht, noch nicht. Aber ich verspreche Dir, Dich zuhause zu besuchen, sobald ich zurück bin. Hast Du übrigens einen Pferdestall, wo ich Flora zwischenzeitlich unterbringen könnte? Nicht? Dann werde ich mir einen Mietstall suchen. Aber erst muss ich sie holen gehen.“
    Nun schwang die ganze Empörung in meiner Stimme mit, die ich empfand: „Die Idioten vom Sender haben doch tatsächlich meine Flora nach Schottland geschickt! Ich werde  mich direkt auf den Weg machen und sie zurückholen.“
    „Das kann ich verstehen. Du hängst sehr an ihr nicht wahr?“ Es wusste inzwischen wahrscheinlich die ganze Welt, was ich für Flora empfand. Als Gertrud hatte ich täglich, beziehungsweise nächtlich, irgendwie einen Weg gefunden, Zeit mit ihr zu verbringen und war so oft wie möglich ausgeritten.
    Grossvater drückte mir noch eine Kreditkarte in die Hand, bevor wir uns verabschiedeten und bestand darauf, dass ich sie auch benutzte. Das Geld würde ich ihm locker zurückzahlen können, sobald der Geldregen vom Sender kam. Wischte er meine Einwände beiseite.
     
     

 
 
 
 
Kapitel 14
     
    „Was heisst, sie ist nicht da? Bis vor wenigen Stunden war sie nicht zu erreichen, weil sie schlief und jetzt ist sie weg?“ Das gab’s doch nicht. Lea war aus dem Spital entlassen und das Personal hatte keine Ahnung, wohin sie gegangen war.
    Entnervt knallte Ewan den Hörer auf die Gabel. Er musste Tobler anrufen. Bestimmt wusste der wo sie war. Jetzt, da er sie gefunden hatte würde dieser sie mit Sicherheit nicht mehr aus den Augen verlieren.
    „Bitte verbinden Sie mich mit Ferdinand Tobler. Es ist mir egal, ob er in einer Sitzung ist. Es ist wichtig. Selbst aus der Sitzung mit dem Premier Minister müssten sie ihn herausholen – ja ich warte.“ So einfach liess er sich nicht abwimmeln.
    „Tobler“ meldete dieser sich knapp.
    „Hier Mclean. Wo ist Lea? Sie ist nicht mehr im Spital.“
    „Sie ist weg. Ich weiss nicht wohin sie gefahren ist, aber in wenigen Tagen will sie zurück sein.“
    „Wollen Sie mir allen Ernstes weiss machen, dass Sie sie einfach haben gehen lassen, nachdem Sie mich monatelang nach ihr und ihrem Vater haben suchen lassen?“
    „Hören Sie. Lea ist eine erwachsene, selbständige Frau. Wenn ich sie zu sehr einschränke, werde ich sie in die Flucht schlagen.“ verteidigte sich Tobler und fügte etwas trotzig hinzu: „Sie hat versprochen, dass sie wiederkommt.“
    „Wann?“
    „Ich weiss nicht, sie hat gesagt, sie braucht ein paar Tage.“
    Schien sich denn alles gegen ihn verschworen zu haben?

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