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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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Er brauchte Lea! Wo war sie?
     
    ***
     
    Zum dritten Mal stieg ich nun bereits um. Es wäre einfacher gewesen, ein Auto zu mieten. Aber ich hatte mir nicht zugetraut, auf der falschen Strassenseite zu fahren. Bestimmt würde ich einen Unfall bauen und in einem Strassengraben landen. Also kaufte ich mir ein Zugsticket und versuchte das Beste aus der Situation zu machen. Bei diesem Gedanken musste ich lachen. Als ich kürzlich in ähnlichen Bahnen gedachte hatte und das Beste aus einer blöden Situation herauszuholen versuchte, war ich an ein Bett gebunden.
    Ewan – mit der wachsenden räumlichen Distanz zu Grossvater, der eine tolle moralische Stütze war, wuchs auch meine Sehnsucht nach Ewan. Fast hätte ich meinen nächsten Zugsanschluss verpasst, weil ich durch die Tränen hindurch die Schilder schlecht lesen konnte.
    Ob irgendwann in meiner fernen Zukunft ein Mann vorgesehen war, den ich so sehr lieben konnte wie Ewan? Ja, ich liebte ihn. Das gestand ich mir inzwischen ein. Das Abstreiten der Wahrheit liess den Schmerz um seinen Verlust nicht geringer erscheinen. Also was machte es für einen Sinn, es weiter zu leugnen? Ich liebte ihn.
    Für den letzten Streckenabschnitt nahm ich mir ein Taxi. Möglich, dass ein Bus in die Nähe der Stallungen fuhr, wohin ich wollte, aber das mühselige Suchen zum Schluss der Reise wollte ich mir ersparen. Schliesslich hatte ich nun eigenes Geld, da lag eine kurze Taxifahrt bestimmt drin.
    „Das ist das Anwesen des Earls of Ayrshire?“ Ich machte grosse Augen.
    „Aye, lass.“ antwortete der schottische Fahrer und bedankte sich für das grosszügige Trinkgeld.
     
    ***
     
    Die Stallungen bestanden aus mehreren Gebäuden und waren viel grösser als diejenigen auf dem Filmset. Ohne Führer würde es nicht einfach, Flora zu finden. Hilfe suchend sah ich mich um.
    „Kann ich Ihnen behilflich sein?“ ein bärtiger Mann Mitte Dreissig kam aus einem der hinteren Ställe auf mich zugeschritten.
    „Hallo, ich bin Lea Tobler und ich will mein Pferd abholen. Eine wunderschöne Araberstute. Sie wurde vor wenigen Tagen fälschlicherweise hierher transportiert.“
    „Flora?“ Der Mann kannte den Namen meines Pferdes. Wie war das möglich? Hatte sie irgendwelche Papiere bei sich gehabt?
    „Geht es ihr gut?“
    „Och, der geht’s prima. Sie ist mit ihren Freunden auf der Koppel.“ Schön zu wissen, dass sie neue Freunde gefunden hatte.
    „Bitte führen Sie mich zu ihr.“
    „Der Chef will sie erst sehen. Gehen Sie dort durch die Türe. Die führt in die Küche. Bestimmt weiss Charlotte, wo der Chef ist.“ damit wandte er sich wieder seiner Arbeit zu und liess mich unschlüssig stehen.
    Wen er wohl meinte mit ‚Chef‘? Doch hoffentlich nicht den Earl. Ich war noch nie einem echten Grafen vorgestellt worden. Bestimmt würde mir vor lauter Aufregung wieder etwas Peinliches passieren. Lieber wollte ich auf eigene Faust Flora finden und mit ihr davonreiten.
    Nach längerer Suche gab ich schliesslich auf. Wohin das Auge reichte, waren Koppeln, Stallungen, eine Manege – alles was ein Pferdeherz und Reiter wie mich erfreute. Wäre es nicht interessant, den Mann kennen zu lernen, der Pferde so sehr liebte, dass er davon gleich mehrere Hundert besass? Entschlossen schritt ich auf die Küchentüre zu, die mir gewiesen worden war.
    „Hallo ich suche den Earl, wissen Sie, wo ich ihn finde?“ fragte ich eine rundliche Dame fortgeschrittenen Alters mit roten runden Wangen und vergnügten Augen. Wahrscheinlich war das Charlotte.
    „Der Earl ist in seinem Büro. Gehen Sie die Treppe rauf und den Gang entlang. Das Büro ist die fünfte Türe auf der rechten Seite.“
    Mit einem leichten Nicken bedankte ich mich und machte mich auf die Suche nach dem mysteriösen Earl.
    ‚Die Treppe rauf‘ hatte sie gesagt, das war einfach. ‚Dann den Gang entlang‘, jetzt wurde es schon schwieriger. Sollte ich den rechten oder linken Gang wählen? Dieses Haus war riesig. Vor wenigen Wochen hatte mich das Anwesen für die Regency Reality-Show überwältigt, aber im Vergleich hierzu, war es ein Puppenhaus.
    In meiner Handtasche fischte ich nach einem Geldstück und warf es hoch. Kopf bedeutet links, Zahl rechts – dachte ich und griff gespannt nach der am Boden liegenden Münze. Also links. Ich fing an, die Türen auf der rechten Seite zu zählen. Als ich bei der dritten angelangt war, hörte ich ein Geräusch und sah, dass eine Türe auf der linken Seite offen stand. Die Neugierde trieb mich, einen

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