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Regina schafft es doch

Regina schafft es doch

Titel: Regina schafft es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Durst zu löschen…“
    „Du sagst genau dasselbe wie Katrin!“ rief Regina aus.
    „Da siehst du. Deine beiden besten Freunde haben also die gleiche Meinung. Und du, mein kleiner Starrkopf?“
    „Ja, da bin ich störrisch! Siehst du, Gert, fange ich erst an, die Kunst einem Zweck unterzuordnen, dann ist der Weg zu dem, was du Talmi nennst und Katrin Kitsch, gefährlich kurz. Ich habe zu viele Hunde gesehen, durch deren durchlöcherte Köpfe der Pfeffer rieselte, Katzen, denen der Tee aus den Vorderpfoten herausströmte – Nußknacker, die…“
    „Halt, halt jetzt, Regina! Ich spreche nicht von Geschmacklosigkeiten, ich spreche von angewandter, von sinnvoll und schön angewandter Kunst.“
    „Aber versteh doch, Gert, Kunst kann man nicht ,anwenden’. Bildende Kunst ist zum Ansehen, nicht für einen Zweck.“
    Reginas Stimme klang so todernst, daß Gert ablenkte. Wenn man es recht besah, so durfte es zwischen ihnen nicht zu einem Zwist kommen, und am allerwenigsten an diesem letzten Abend.
    „Jaja. Da du nun von Ehrlichkeit sprachst – so war es nicht hundertprozentig ehrlich von mir, als ich sagte, ich sei ganz begeistert von der Brunnenfigur. Es war nur diese – diese Unaufrichtigkeit, die ich aus der Welt schaffen wollte.“
    Bei dem Worte „Unaufrichtigkeit“ war es beinahe, als kippe die Stimme leicht über.
    „Du bist mir schon ein Kauz. Ich möchte doch viel lieber alle Kritik hören, die es zu hören gibt, als daß du mir etwas verschweigen solltest.“
    Nun lächelte Gert ebenfalls.
    „Ja, und außerdem hast du die zäheste Nilpferdhaut, die ein Künstler nur haben kann. Alle Kritik prallt an dir ab, du gehst deinen eigenen Weg, so störrisch wie ein alter Ziegenbock!“
    Regina hob den Kopf, und das kleine Mädchen wuchs vor seinen Augen und wurde stark und sicher.
    „Ja, das tue ich, Gert.“
    „Weißt du, im Grunde gefällt mir das an dir. Und als Künstler mußt du tun, was du willst – die Hauptsache ist, daß wir beide als Menschen das gleiche wollen!“
    Regina lächelte ihn an, groß und warm und glücklich.
    „Das wollen wir doch immer, Gert!“
    Dann war die Abschiedsstunde da, unwiderruflich.
    „Gert, du schreibst mir, nicht wahr?“
    „Bestimmt, aber, Regina, ich bin ein schlechter Briefschreiber! Wenn ich mich hinsetze und das Herz ist mir voll und ich möchte tausend Dinge auf dem Papier festhalten, dann streikt die Feder, dann komme ich mir vor wie ein unbeholfener Schuljunge! Ich bin mehr für das Mündliche!“
    „Das habe ich gemerkt“, sagte Regina, als er sie im selben Atemzug küßte.
    „Aber ein paar Worte werde ich wohl immer zusammenkriegen, etwas wirst du also sicher von mir hören.“
    Regina lehnte sich gegen seine Schulter, und sie schwiegen beide einen Augenblick. Dann redete Gert von neuem, und seine Stimme klang leise, ganz dicht an ihrem Ohr.
    „Kleine Regina – es stimmt schon, daß es nur ein Katzensprung nach Dänemark hinüber ist – , aber vielleicht werden wir monatelang voneinander getrennt sein, und darum möchte ich dir doch sagen – ich möchte versuchen, dir zu sagen – , daß – daß ich dich – daß diese Zeit mit dir so schön gewesen ist – und ich danke dir so viele tausend Mal dafür – , du Liebes!“
    Regina blickte ängstlich zu ihm auf.
    „Es – es klingt so feierlich, Gert – , du machst mir Angst!“
    „Um Gottes willen, das wollte ich doch nicht. Ich dachte nur daran, daß wir… in einer unruhigen Welt leben – und man weiß nicht – , es kann immer etwas passieren… und darum wollte ich dir dies gern gesagt haben, bevor ich reise.“
    Er drückte ihren Kopf gegen seine Brust, und Regina konnte sein Herz klopfen hören.

Weshalb hast du mich belogen?
     
     
    „Wie schön, daß du kommst! Du hast einen sechsten Sinn, Katrin“, sagte Regina.
    „Ich weiß. Und darum komme ich auch. Mein sechster Sinn sagte mir nämlich, daß du hier stehst und an deinem Brunnenkind herumfummelst und es mit deinen Tränen begießt. Stimmt’s?“
    „Nur zum Teil. Ich habe ein paar Tränen geweint, aber das ist jetzt vorbei. Uff, daß man einen Menschen so sehr liebgewinnen kann, Katrin!“
    „Ist das nicht wunderbar, was?“ Regina lächelte. Ihr Blick wurde dunkel und fern. „Doch, Katrin, es ist wunderbar – aber es tut so weh, wenn man sich trennen muß.“
    „Ja, und deswegen bin ich gekommen. Du sollst mitkommen in die Stadt!“
    „In die Stadt?“
    „Ja. Mami hat mich aus dem Hause gejagt. Sie will mich nicht

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