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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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eigenwilliger Schlaftrunk. Passt zu Ihnen. Also bitte, nach Ihnen.« Er öffnete die Tür zum Restaurant.
    Im Gastraum saß Blanka Horáková an einem Tisch und las in einem Magazin. Als sie eintraten, sah sie auf und erhob sich. »Frau Khek, guten Abend … Was für eine Überraschung …« Sie lächelte Anděl alias Trojan zu. »Ich dachte nicht, dass ich Sie so schnell wiedersehen würde, Herr Trojan. Gut, dass Sie wiederkommen. Sie haben nämlich neulich etwas in Ihrem Zimmer vergessen.«
    »Könnten wir noch einen Kaffee bekommen, Frau Horáková?«, fragte Larissa.
    »Natürlich. Auch noch etwas anderes, wenn Sie wollen. Ein Gläschen Wein vielleicht?«
    »Sie können uns ja eine Flasche bringen, mal sehen, ob wir sie anbrechen. – Was habe ich denn vergessen?«, fragte er, als sei es das Selbstverständlichste der Welt.
    »Nur einen Umschlag. Ich kann ihn gleich holen, wenn Sie wollen.«
    »Wenn Sie so nett wären. – Und sagen Sie, haben Sie noch ein Zimmer frei für heute Nacht?« Er hatte keine Lust, in dem angesäuselten Zustand zu Valeskas Hof zurückzufahren. Jedenfalls war das auch ein Grund, sich hier ein Zimmer zu nehmen.
    »Selbstverständlich. Ich bringe Ihnen gleich den Schlüssel.« Sie verschwand im Durchgang zur Rezeption.
    Larissa und Anděl setzten sich an einen Tisch in der Ecke.
    »Also, was halten Sie von der Geschichte? Ich finde sie ja ziemlich abgefahren. Absurd.« Eigentlich brannte sie darauf, ihn endlich zu fragen, was diese seltsame Maskerade sollte. Aber sie verkniff es sich. Das Spiel machte ihr zu viel Spaß.
    »Ja, so hört sie sich an. Zweifellos.« Was ihn aber weit mehr beschäftigte, war die Reaktion des Försters gewesen. Er war nicht schlau daraus geworden. Hatte Mottl ihn erkannt? Er konnte es beim besten Willen nicht sagen. Der Förster hatte fast nichts zum Gespräch beigetragen, sondern nur ihn, Anděl, nicht aus den Augen gelassen.
    »So, die Herrschaften, wenn Sie noch etwas brauchen, ich bin nebenan. Hier ist auch Ihr Schlüssel, Herr Trojan. Den Papierkram können wir morgen erledigen.« Blanka Horáková stellte die Tassen, zwei Gläser und eine Weinflasche auf den Tisch, legte den Zimmerschlüssel daneben und reichte Anděl einen großen, dicken Umschlag. Als sie gegangen war, öffnete er ihn und warf einen Blick hinein. Ein dicker Packen Papier und ein kleiner Umschlag. Er zog beides heraus und legte es auf den Tisch.
    »Was ist das?«, fragte Larissa neugierig. »Sieht aus wie ein Manuskript oder so was.« Der Packen Papier hatte kein Deckblatt, und der Text war nicht fortlaufend, sondern bestand aus kurzen Absätzen. Eigentlich nur aus jeweils einem oder mehreren Sätzen. »Oder ein Tagebuch? Aber es fehlen Datumsangaben.«
    »Hm.« Er überflog die ersten Absätze des deutsch geschriebenen Textes. »Das ist ja interessant … ich dachte …« Er kannte den Text. Oder doch dessen Übersetzung. Er griff in seine Jackentasche, zog ein Büchlein heraus, schlug es auf und legte es neben den deutschen Text. »Tatsächlich. Hm.« Er lehnte sich nachdenklich in seinem Stuhl zurück.
    »Was ist interessant? Ich verstehe nicht …« Sie sah ihn fragend an. »Was ist das für ein Buch?« Sie griff danach. Vrhač nožů , stand auf dem Titel, Messerwerfer .
    »Kennen Sie das Buch? Nein? Nun, ich dachte, Honza Krásnohorský habe es geschrieben. Jedenfalls hat er das behauptet. Aber wie es aussieht, war er es nicht. Das hier«, er deutete auf den Packen Papier, »scheint das deutsche Original zu sein, von dem im Nachwort des Verlegers die Rede ist.«
    »Krásnohorský? Mein ehemaliger Chef?« Honza Krásnohorský, alias Jay Beaumont, war der stellvertretende Chefredakteur der Prague Post gewesen. Bis seine unrühmliche Vergangenheit ihn im Fall der Mumie aus der Metro eingeholt hatte. Sie hatte nicht gewusst, dass er auch Schriftsteller war. Offenbar tatsächlich ein Hansdampf in allen Gassen.
    Er nickte.
    »Aber auf dem Buch steht Solo Lovec … und hier auf dem Manuskript auch.«
    »Ein Pseudonym. Das kommt vor. Ich frage mich, wie er an das Ding gekommen ist.« Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden – den Mann anzurufen. Aber das hatte Zeit. Vermutlich war es nur eine interessante Fußnote zu der Geschichte. Viel interessanter war die Frage, wer Martin Trojan war. Jedenfalls einer, der auch mit verschiedenen Identitäten spielte. Ein einsamer Jäger – wonach?
    »Hat das irgendwas mit dieser Geschichte zu tun?« Sie legte das Buch zurück. »Und wer ist

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