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Reise in die arabische Haut

Reise in die arabische Haut

Titel: Reise in die arabische Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea M Ben Habibi
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Erscheinung. Sicherlich laufe ich bald mit einem offenen Rücken durch die tunesische Region. Als Jadda mich fertig massakriert hat, bespritzt sie mich mit ihrem Wassereimer. Ihr macht die Planscherei riesig Spaß. Mich hindert die immense Schwüle am Vergnügen.
    Dankbar, dass sie an meinem Rücken eine dünne Hautschicht gelassen hat, beginne ich zaghaft mit dem Vater unser. Die mir zugedachte Behandlung verlief zwar ultrakrass, aber ich fühle mich um Jahre verjüngt.
    Als Gegenleistung verpflichte ich mich, Jaddas Körper zu reinigen. Jadda kennt keine Scheu und zieht ihr Hemd aus. Ich gehe wesentlich zärtlicher mit ihr um, als sie mit mir. Doch sie besteht auf die harte Tour und drängt mir ihren Kratzlappen auf.
    Nach einer Stunde mit etlichem Wasserverbrauch steigen wir aus dem Pool und fühlen uns sauber und erlahmt wie nie zuvor. Wir ziehen uns an und verlassen langsam die Kabine. Die heiße Witterung, die unter freiem Himmel herrscht, übermannt uns wie knallhartes Winterwetter. Wir zwei sind eben Feuer gewöhnt.
    Der Bademeister sorgt dafür, dass wir uns auf der Bank im Vorhof  niederlassen und warten, bis sich unser Gebein der Normaltemperatur angepasst hat.
    Niemand ist auf offener Straße zu sehen. Wir vermuten, dass sich die anderen Herrschaften weiterhin im Hammam verlustieren. Weil wir Zeit im Überfluss haben, bummeln wir schrittweise an den Ständen entlang. Jadda schenkt mir ein getöpfertes, blau verziertes Kohlegefäß mit Weihrauch bestückt, damit ich schlechte Gerüche ausräuchern kann. Die Gabe nehme ich mit nach Deutschland, um vorhandene negative Energien in Rauch aufzulösen.
    Jadda kauft eine teure Flasche Coca Cola, die Echte. Begeistert leeren wir die Flasche innerhalb weniger Minuten. Walda und Töchter traben an. Was für ein Glanz. Wir sind alle allesamt runderneuert. Ali Baba, der nur kurz gebadet hat, liegt im Auto und hält ein Nickerchen.
    Am Himmel vollzieht sich soeben ein gigantisches Schauspiel. Viele kleine Vögel bilden sich zu einer Gruppe zusammen und fliegen in einen Baum. Neue Kolonnen schwärmen heran und besetzen die gleichen Äste. Der Himmel verfinstert sich vor lauter Piepmätzen. Hitchcock ist mit seinem Vogel-Thriller nichts gegen diese Darstellung.
    »Der Baum wird unter der gesamten Vogellast zusammenbrechen«, mutmaße ich, weil ich nicht fassen kann, dass so viele Vögel in einem Baum Zuflucht suchen.
    Nachdem kein Federvieh mehr am Himmel fliegt, fallen die ersten Regentropfen. Im Himmel rumoren Donnerschläge. Blitze schießen auf die Erde.
    Der faradaysche Käfig bietet uns Sicherheit, denn solches Unwetter kenne ich nur aus der Zeitung. Ein Tsunami von oben, der sich über das Land ergießt. Es platscht in Strömen, der Scheibenwischer kämpft gegen diese Wassermassen an und verliert innerhalb vier Minuten an motorischer Kraft.
    Nach einer Dreiviertelstunde fallen nur noch vereinzelt Tropfen, sodass wir uns an die Heimfahrt wagen können.
    Ali Baba zuckelt auf den überschwemmten Straßen dahin. Jamila erklärt mir, dass viele Tunesier vor einem Unwetter die Kanaldeckel auf den Gassen anheben, damit das Wasser besser abfließen kann. Leider vergessen sie oft, die Abwasserkanäle wieder zu verschließen, sodass manchenorts Autos mit den Reifen stecken bleiben.
    »Wahda, wahda, baba.«
    Ich bitte meinen Schwiegervater sorgsam aufzupassen, denn nach Panne steht mir nicht der Sinn.
    Gegen Abend, die Sonne erhellt erneut den gesamten Horizont, genießen wir ein ausgiebiges Abendmahl, bevor sich jeder schachmatt in seine Höhle verzieht. Ich schlafe durch, bis der Muadhin mich am frühen Morgen auffordert, endlich aufzustehen.

Teezeremonie beim Hadschj
     
    Ich vermisse das Meer an diesen warmen Tagen. Wie gern würde ich auf einer Liege unter einem Palmblätterdach der Sonne frönen.
    »Was habe ich dir getan, Allah, dass Du mich fernab des Meeres dahin vegetieren lässt?«
    Heute überrascht mich Jadda mit einer sympathischen Idee. Wir beehren den alten Jadd, den Vater von Ali. Gelegenheit naht, meinen junggebliebenen Opa kennenzulernen.
    Diese Stippvisite gestaltet sich diffiziler als gedacht. Jadda bindet mir ein weites, geblümtes Kopftuch kunstvoll um die Haare. Um ihr zu gefallen, habe ich mir sporadisch Kopftücher im Hof umgebunden. Daraus ist jetzt eine Verpflichtung entstanden. Selber schuld. Die Haarbedeckung ist in diesem Haushalt up to date.
    Jadda tarnt sich mit der glänzenden Seidenburka. Da ihre Hüfte noch nicht  intakt ist, stütze

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