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Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Titel: Reise mit Hindernissen nach England und Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich zurechtzufinden. Die Zimmer waren ausgesprochen schäbig und erinnerten an alte Provinzhotels, wie man sie noch in Amiens oder Blois findet.
    Nachdem sie ihr Gepäck abgestellt und ihren Türschlüssel, der allgemeinen Gepflogenheit entsprechend, im Schloß steckengelassen hatten, ging Jacques, dem Jonathan auf den Fersen folgte, in den recht hübschen Salon hinunter, in dem das Abendessen serviert wurde: Kaltes Roastbeef, Schinken und zwei Pinten eines vorzüglichen schottischen Ales, das in silbernen und mit dem Stadtwappen geschmückten Krügen schäumte, war alles, was zur Verfügung stand.
    Jacques aß mit wahrem Heißhunger, denn seit dem morgendlichen Frühstück in Liverpool hatte er nichts mehr zu sich genommen; bei ihm dauerte das Souper länger als bei Jonathan, der damit beschäftigt war, über eine riesengroße, an der Wand des Speisesaals hängende Schottlandkarte nachzugrübeln; gegen ein Uhr morgens kehrten sie in ihre Zimmer zurück. Jacques konnte, bevor er sich schlafen legte, dem Wunsch nicht widerstehen, sein Fenster zu öffnen, das auf die Prinzenstraße hinausging. Der strömende Regen fiel in eine tiefe Dunkelheit; das Auge konnte draußen im Freien nichts erkennen, außer einem weiten, leeren Raum, an dessen Ende hoch oben eine Vielzahl heller Punkte leuchtete. Jacques konnte sich dieses Phänomen nicht erklären und schlief nach seiner Ursache suchend ein.
    Bei den ersten Sonnenstrahlen sprang er aus dem Bett, und Jonathan klopfte an die Tür. Jacques stürzte auf seinen Balkon; Princes Street lag breit und prachtvoll vor seinen Augen, rechter Hand trug eine beachtliche Anhöhe, zu deren Füßen sich herrliche Gärten erstreckten, das Schloß von Edinburgh auf ihrem Kamm; vor ihm, über einer Eisenbahnstation, reckten erstaunlich große Häuser ihre zehn, mit Fenstern übersäten Stockwerke in die Höhe: Sein Blick umfaßte die ganze Altstadt, die hoch oben auf diesem zur linken Seite hin abfallenden Hügel hockte; darüber konnte man am Horizont einen Berggipfel gewahren, auf den Jacques mit dem Finger deutete.
    »Das wird unser erstes Ausflugsziel sein«, sagte er.
    »Keineswegs«, antwortete Jonathan, »wir beginnen mit einem Rundgang um die Zitadelle, dann werden wir irgendwo zu Mittag essen, und anschließend können wir uns diesen doch recht steilen Aufstieg erlauben!«
    Jacques schloß sich den Überlegungen seines Freundes an, und so brachen sie zu zweit an einem Tag auf, der wunderschön zu werden versprach.
    Die Prinzenstraße zieht sich durch die schluchtartige Senke, die Alt-und Neustadt voneinander trennt; sie hat auf ihrer linken Seite keine Nebenwege und führt an der Eisenbahnstation entlang und am Gitter einer öffentlichen Parkanlage mit wundervollen Rasenflächen im mittleren Teil der Straße. Ein hundertfünfzig Fuß hohes Gebäude stellt an seinen Ecken, seinen Kranzgesimsen, seinen vielen Türmchen und seinem spitzen Turmhelm die zahllosen Blüten des Flamboyantstils zur Schau. Es ist das Denkmal von Sir Walter Scott. Die Statue des großen Schriftstellers, der in einer nachdenklichen Haltung dasitzt, befindet sich in der Mitte der niedrigsten Plattform, unter dem Scheitel eines Spitzbogengewölbes; diese Statue aus weißem Marmor genießt eine gewisse Berühmtheit, und das Gesicht des weithin bekannten Schriftstellers besitzt feine und intelligente Züge. Dieses für seine Bestimmung doch übermäßig große Denkmal zieren noch zahlreiche andere Statuen, die Walter Scotts sympathische Helden darstellen; in den vier Nischen des unteren Teils kann man die Dame vom See, Fürst Charles von Waverley, Meg Merrilies und den Letzten Spielmann sehen, wenn nicht gar bewundern.
    Die Prinzenstraße setzt sich zwischen dem Gitterzaun des Princes Street Garden und einer Reihe niedriger Häuser fort, die mit ihren Namen wie Queen’s Hotel, Gibb’s Royal Hotel, Caledonian Hotel und Campbell’s North British Hotel fast alle für die Reisenden bestimmt sind; zwischen den Gartenanlagen erheben sich die Royal Institution, in griechischem Stil, und die Nationalgalerie in etruskischem Stil. Diese verschiedenen, vom Standpunkt der Kunst aus mehr oder weniger gelungenen Bauwerke haben mit allen Monumenten Englands und Schottlands eines gemein, nämlich daß sie zur Gänze fertiggestellt und sorgfältig instand gehalten sind; sie weisen keine unvollendeten Gesimse auf, keine Verzahnungssteine am Mauerende, denen nur allzuoft ein paar Zähne fehlen, keine häßlichen Gerüste, die noch

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