Reiterhof Birkenhain 04 - Ein starkes Team
jagte die steile Treppe herauf. In der Hand hielt er einen dünnen Metallstab, mehr als drei Meter lang.
»Hier ist das Mörderteil«, sagte er schwer atmend. »Jetzt haben wir alles im Griff.«
»Von dem Gerät wird das Heu auch nicht kühler«, sagte Kubi ganz richtig. »Aber zumindest weiß man, wann direkte Gefahr droht.«
Der Schmied zeigte Bastian, wie man die Heusonde mitten ins Heu steckte. Am Handgriff verkündete ein winziges Display die Temperatur. Ungefähr wie bei einem Fieberthermometer für Riesen.
»49,5 Grad«, las Bastian ab. »Mist, dass Benno nicht wegkonnte. Er fährt heute mit einem Kollegen Rettungseinsätze für die Feuerwehr. Reiner Zufall, dass ich ihn überhaupt angetroffen habe. Er sagt, wenn es deutlich über 55 Grad warm wird, kann es brenzlig werden.«
»Brenzlig ... sehr treffend«, wiederholte Conny trocken, »wenn es um die Selbstentzündung von Heu geht.«
»Ich würde einen Teil der Ballen auf den Hof werfen«, sagte Kubi.
»Am schlimmsten ist nämlich dieser Druck. Der erhöht die Hitze noch.« »Aber das schöne frische Heu . . . das wird doch schmutzig«, wandte Luisa ein. »Das kann man doch nicht mehr verfüttern. Herr Jensen macht uns die Hölle heiß, wenn wir sein teures Futter so behandeln... « »Was glaubt ihr, was für eine Hölle hier oben tobt«, sagte Eberhard Kubelik düster, »wenn der Heuboden Feuer fängt. Dagegen sieht meine Esse aus wie ein müder Gartengrill.« Mit der Esse meinte Kubi seinen großen Kohlenbehälter, in dem er Hufeisen zum Glühen brachte.
Eine halbe Stunde später kletterte das Thermometer bereits auf 52,8 Grad.
Der Schmied war gegangen, und alle Pferde, bis auf Paula und Fuchsi, waren auf die Weide gebracht worden. Axel steckte immer noch mit seiner Gruppe im Gelände.
Inzwischen hatten sich auch Theresa, Merle und Sophie an der Feuerschutztür vor dem Heuboden eingefunden, außerdem Olivia und Ilona von den Killerbienen sowie Steffi Keck. Aufgeregt diskutierten sie, was zu tun sei. Bastian mit seinem Riesen-Thermometer war der Star auf Jensens Dachboden.
Als er nach weiteren 20 Minuten die Metallspitze ins Heu steckte, gab es einen einstimmigen Beschluss: Wenn die Hitze jetzt mehr als 55 Grad betrug, wollte man anfangen die Heuballen herunterzubringen und sie auf den Hof zu werfen.
Mit angehaltenem Atem starrten die Mädchen und Steffi Keck auf das Display in Bastians Hand.
Wieso dauerte das diesmal so lange?
Vielleicht, weil das Heu sich schon abgekühlt hatte? Hoffentlich. Das würde ihnen eine Menge Arbeit ersparen. Man musste nämlich mit jedem einzelnen Heuballen den umständlichen Weg über die Treppe und durch die Stallgasse nehmen. Dabei wäre es kinderleicht gewesen, das Heu einfach durchs Dachfenster nach draußen zu werfen. Aber dank der blödsinnigen Stapelaktion war dieser Weg ja verbaut.
Endlich! Das Resultat.
55,2 Grad Celsius.
Ein allgemeines Aufstöhnen begleitete das Ergebnis. »Hiermit erkläre ich den Heuboden zur Intensivstation«, verkündete Bastian.
Er zog den Metallstab aus dem Heu und brachte ihn im Vorraum hinter der Waschmaschine in Sicherheit. Conny verschwand nach unten und kam wenig später mit einer Trittleiter zurück.
»Wir kommen ja sonst gar nicht an die oberen Ballen heran«, sagte sie und klappte die Leiter auseinander. Sie kletterte die Stufen hoch, zerrte den ersten Heuballen vom Stapel herunter und warf ihn auf den Boden.
»Wie viele hat er denn gebracht?«, rief sie aus der Höhe.
»Ungefähr 300«, war Jules Antwort.
»Was? Und die sollen wir alle nach unten bringen?« »Quatsch. Erst mal . . . sagen wir . . . hundert«, schlug Bastian vor.
»Dann messen wir noch mal Fieber bei dem Stapel, der darunter liegt.«
Conny und Bastian wechselten sich auf der Trittleiter ab. Zuerst lief die Rettungsaktion überhaupt nicht. Wie wenig Übung man doch darin hatte, Heuballen zu transportieren. Normalerweise warf man sie bei Bedarf durch die Luke im Boden auf die Stallgasse. Fertig.
Und nun dieses Affentheater treppauf, treppab. Wer einen Ballen, der immerhin das Maß von 80 x 50 x 30 Zentimeter hatte, vor sich trug, sah nur noch wenig. Wer gleich zwei beförderte, konnte gar nichts mehr sehen. Und so stolperte man übereinander, über Heuballen und über Treppenstufen. Luisa rutschte sogar vier Stufen tief hinunter, als sie es mit zwei Ballen versuchte. Nur weil Steffi Keck gerade von unten kam und sie auffing, ging die Sache glimpflich ab. Ein wahres Wunder, dass an diesem Morgen
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