Reizimpuls Todesschläfer
angesehen hatten.
Wir wußten, wie schwierig eine nochmalige Auswertung der marsianischen Aufzeichnungen war. Nunmehr hatte man aber noch andere Grunddaten zur Verfügung. Unter Umständen wurden dadurch Fragmentbegriffe geklärt, die unsere Experten bisher nicht einordnen konnten. Wenn es aber jemand schaffte, dann waren es die Männer und Frauen vom Zeitballett. Jedermann wußte, wie entscheidend die genaue Terminangabe über den bevorstehenden Untergang des Inselkontinents war. Wenn er zerbrach, mußte es sofort zu den ersten Flutwellen kommen. Danach würden die gigantischen Eismassen nahe der Barriere von Lur zu reagieren beginnen.
Die Meeresenge erstreckte sich zur Zeit zwischen dem spanischen Kap S. Vincent und der östlichsten Spitze des atlantischen Festlands. Der sogenannte »Schlund von Lur« war nur siebenhunderteinundvierzig Kilometer breit.
Dort stauten sich die aus dem Norden herantreibenden Eisberge und Treibeisfelder bis zu einer Höhe von dreitausend Meter. Die nach Süden führende Meeresstraße zwischen der atlantischen Ostküste und der nordafrikanischen Westküste erweiterte sich nur allmählich. Sie bildete einen Trichter, dessen schmalste Stelle der Schlund von Lur war.
Dort würden infolge nuklearer Massenreaktionen und der freiwerdenden thermischen Energien innerhalb von wenigen Stunden titanische Eismassen abschmelzen.
Der Nordatlantik war kilometertief zugefroren. Eisgebirge ungeheuren Umfanges bedeckten Skandinavien und Europa. Dort würden durch die atomar aufgesprengten Magmamassen des Erdinnern zahllose Vulkane ausbrechen. Glutorkane würden über das erstarrte Land fauchen; aber nicht nur einige Stunden lang, sondern wochenlang. Dort, wo Atlantis in den Fluten versinken mußte, würden Feuerstürme aus dem Packeis hervorbrechen.
Alle Faktoren führten zum überaus schnellen Abschmelzen der seit Jahrzehntausenden angewachsenen Gletscher.
Dadurch würde die alles zerstörende Große Flut entstehen, die letztlich die gesamte Erde überspülen mußte. Nur die Hochgebirge würden davon verschont bleiben.
Jedermann im Stützpunkt Er Rif mußte erkennen, daß wir nicht tatenlos den Untergang abwarten durften. Entweder konnten wir noch einige Minuten vor der entscheidenden Aufschlagsexplosion mit dem Zeitdeformator in unsere Epoche zurückstarten, oder wir waren verloren. Das Höhlensystem des achthundertsechsundfünfzig Meter hohen Dschebel Musa an der Straße von Gibraltar mußte blitzschnell vollaufen. Auch das Mittelmeer würde innerhalb weniger Stunden seinen Wasserstand angeglichen haben. Das war noch ein Glück für die in den Randgebieten lebenden Völkerschaften, denn dieses gewaltige Becken fing sehr viel Wasser auf. Danach aber würden auch die afrikanischen Küsten und Kleinasien überschwemmt werden.
Ich gab Hannibal ein Zeichen und ließ ihn wissen, daß ich meine Empfangsbereitschaft abblocken wollte. Wenn sich Kiny meldete, würde mich der Kleine aufmerksam machen.
»Okay, steig aus«, gab er telepathisch durch. »Die brauchen verteufelt lange. Bist du sicher, daß wir nicht mehr viel Zeit haben?«
»Ganz sicher. Das ist wieder diese eigentümliche Vorahnung. Etwas stimmt nicht mit unseren Daten. Du sollst aber jetzt nicht senden.«
»Unsinn, ich hänge mit halber Leistung auf Empfang. Wo sind wir?«
»Um das festzustellen, möchte ich mich anderweitig konzentrieren. Ruhe jetzt.«
»Hedschenin könnte sich ruhig einmal melden«, sendete er trotz meiner Mahnung weiter. »Er ist schon informiert und sollte daher wissen, wie
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