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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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Schwester Shelley zu überreden, den Hausmeister wegen der Lampe anzurufen. Ihrer Meinung nach war er ein arbeitsscheuer Widerling. Doch als Mr Shade sofort seine Hilfe anbot, nachdem Shelley Annabels Namen erwähnt hatte, war die Schwester fast ein wenig paranoid geworden. Es hatte Annabel richtig gutgetan, zur Abwechslung mal jemanden vom Personal verunsichert zu sehen.
    »Und? Behandelt man dich hier auch gut?« Der Hausmeister legte seinen Schlüsselbund in den Werkzeugkasten und bestieg die wacklige Leiter.
    Annabel umklammerte die Neonröhre und starrte auf den grau glänzenden Metallkasten, der neben ihr auf dem Tisch stand. »Was? Ja, doch, die meisten hier sind wirklich anständig. Auch Dr. Parker war… sehr nett zu uns.«
    »Das ist gut. Kann mir aber vorstellen, dass du trotzdem lieber woanders wärst, was?« Mr Shade war jetzt oben auf der Leiter und drehte mit geschickten Handgriffen die defekte Lampe aus der Fassung. Der Blick, den er ihr in diesem Moment zuwarf, verwirrte Annabel. Sei nicht paranoid! Er kann unmöglich wissen, was wir vorhaben.
    »Ja, natürlich«, sagte sie.
    Ihr fiel auf, dass der Mann sich die Haare gekämmt und dass sich zwischen die Ausdünstungen von Putzmitteln und Waschbenzin eindeutig der markante Duft eines Rasierwassers geschlichen hatte; und das, obwohl sein ungepflegter Bart immer buschiger wurde. Außerdem trug er einen sauberen Kittel. Wollte er bei ihr einen guten Eindruck machen oder bereitete er sich nur aufs Wochenende vor? Ein komischer Kauz.
    Obwohl der Hausmeister mit ihnen auf dem Buntglasfenster abgebildet war und somit eine wichtige Rolle zu spielen schien, konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen, welche. Ihn in ihre Pläne einzuweihen, kam daher nicht infrage.
    Annabel stieg ein paar Stufen die Leiter hoch, in der einen Hand immer noch die neue Röhre. Jetzt oder nie, dachte sie. Da hörte sie jemand auf dem Flur schreien.
    »Haltet sie! Haltet sie endlich auf, ihr unfähigen Tölpel!«
    Es war unverkennbar Schwester Shelleys Stimme. Aber sie schien nicht nur stinksauer zu sein, sie klang auch beunruhigt, fast sogar ängstlich. Annabel warf dem Hausmeister einen besorgten Blick zu. Er zuckte mit den Schultern.
    Vor Aufregung vergaß Annabel völlig, was sie eigentlich vorhatte. Nämlich in einer spektakulär ungeschickten Aktion die neue Lampe zu schrotten, damit der Hausmeister sie mit dem Werkzeugkasten und dem Schlüsselbund alleine lassen würde, um eine neue zu holen. Aber dazu kam sie nicht mehr.
    Weitere Schreie folgten, näherten sich schnell, wurden lauter und Annabel bekam es nun wirklich mit der Angst zu tun. Sie sah sich hektisch um und der kleine Raum kam ihr auf einmal wie eine tödliche Falle vor. Nun ließ sie die Tür nicht mehr aus den Augen.
    Was dann geschah, dauerte nur wenige Sekunden. Doch Annabel erschien es wie eine Ewigkeit.
    Als Erstes sah sie, wie ein Pfleger rückwärts und mit den Füßen in der Luft an der Tür vorbeiflog und hart auf den Boden prallte, fast, als hätte ihn ein Bus erwischt. Dann stand plötzlich eine Frau in der Tür.
    April Fay.
    Genau die April Fay, die angeblich heute Morgen in eine andere Klinik verlegt worden war. Annabel erstarrte bei ihrem Anblick und der war noch unheimlicher als beim ersten Mal. April Fay stand breitbeinig da, leicht nach vorn gebeugt und wie zuvor verdeckten die langen Haare einen Teil ihres Gesichts – ein beängstigender Ausdruck des Hasses lag darin. Die Arme hingen seitlich an ihrem Körper herunter und die Hände waren zu Klauen gekrümmt. Sie sah aus wie ein Raubtier kurz vor dem Sprung. Und auf einmal stürmte sie los.
    Annabel schaffte es gerade noch, sich aus ihrer Erstarrung zu lösen und von der Leiter zu springen. Sie hielt die Neonlampe wie ein Schwert schützend vor sich. Doch es nützte nichts. April schlug sie ihr mit einer unglaublich schnellen Bewegung aus der Hand. Sie krachte gegen die Wand und zerbarst in kleine Stücke. Dann wurde sie von der Frau bei den Schultern gepackt und hart gegen die Stufen der Leiter gedrückt. Keine Chance mehr für den Hausmeister abzusteigen, um Annabel zu helfen. Sie hörte ihn leise fluchen.
    Trotz ihrer Panik bemerkte Annabel, dass Aprils Handgelenke vollkommen wund gescheuert waren. Getrocknetes Blut klebte an ihrer Haut und an ihren grauen Ärmeln und zwei Fingernägel der rechten Hand waren abgebrochen. – Es war also alles eine Lüge, hämmerte es durch Annabels Kopf. Sie haben sie nicht verlegt. Sie haben sie irgendwo in

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