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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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schauten sich an. Dann nickten sie.
    Sie wären nicht überrascht gewesen, wenn sich hinter der Tür ein schwarzes Loch aufgetan hätte. Eines, durch das man wie Alice im Wunderland in eine andere Welt hätte gelangen können. Aber hinter der Tür befand sich keine geheimnisvolle fremde Welt. Nur ein von sechs dünnen Blechwänden umschlossener Raum. Und alles, was er enthielt, waren ein Büchereiausweis und ein Blatt Papier mit einer weiteren Botschaft.
    Michael nahm die Gegenstände heraus. Das Papier war alt und fleckig, genau wie das in Willowsend. Michael warf einen kurzen Blick darauf, gab es weiter an Annabel und untersuchte den Ausweis.
    Annabel las die Botschaft laut vor: » Die Medizin ist der Schlüssel. « Sie schaute die anderen an, die ebenso ratlos und enttäuscht aussahen, wie sie sich gerade fühlte. »Was, zum Teufel, soll das nun wieder bedeuten?« Wütend knallte sie die Tür des Schließfaches zu. Doch es ging im allgemeinen Lärm der Halle unter.
    »Kennt einer von euch eine Karole Helpid?«, fragte Michael. »Das ist der Name, auf den der Ausweis ausgestellt ist. Er ist für die London Library.«
    »Für die Bibliothek? Zeig mal.« Auch Eric konnte nur den Kopf schütteln. »Weiß der Geier, wer das ist. – Und was sollen wir jetzt damit anstellen?«
    »Entweder die Besitzerin des Ausweises finden oder in die Bibliothek gehen«, sagte Michael und seufzte.
    Annabel wandte sich ab. Hört das denn nie auf?
    Sie spürte, wie ihre Kräfte nachließen und nur eine müde innere Stimme sie davon abhielt, sich still in eine Ecke zu verkriechen und auf das Ende des Ultimatums zu warten.
    Doch die Stimme wurde von Stunde zu Stunde leiser und sie wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis sie endgültig verstummte.
    »Telefonbuch«, sagte sie knapp und machte sich auf den Weg in die Halle, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Sie brauchten nicht lange, um die öffentlichen Fernsprecher zu finden. Annabel schlug ein Telefonbuch vom Großraum London auf und suchte nach einem entsprechenden Eintrag. Ihre Miene verfinsterte sich zusehends, während sie mit dem Zeigefinger über die Seite fuhr.
    »Na großartig. In ganz London gibt es keine Karole Helpid. Oder sie hat kein Telefon.«
    »Dann bleibt nur die Bibliothek«, sagte Michael.
    Als sie das Gebäude verließen, fiel Annabels Blick auf ein großes Schild mit der Aufschrift Liverpool Street Station . Sie blieb abrupt stehen und starrte das Schild an.
    Und da war es wieder, dieses Gefühl, dieses leichte Kribbeln auf der Kopfhaut, das sie schon einmal bei der Ankunft in Willowsend gespürt hatte. Es kam ihr vor, als hätte die dünne Haut unter ihren Haaren Kenntnis von etwas, das ihrem Verstand bisher entgangen war.
    »Hey, Anna, ist irgendwas?«, fragte Michael. »Wir sollten die U-Bahn nehmen, wenn wir… Anna?«
    Aber Annabel reagierte überhaupt nicht. Stattdessen ging sie noch dichter an das Schild heran. »An irgendwas erinnert mich das verdammte Ding. Aber ich komme nicht… Moment… wartet… das gibt’s doch nicht.«
    Annabel durchfuhr es wie ein Blitz. Es war nur ein einzelnes Wort, das sich in ihr Bewusstsein drängte, doch es löste eine Kettenreaktion aus, bei der sich Gedanken und Bilder wie von Zauberhand aneinanderfügten und zum ersten Mal Ordnung in das Chaos brachten.
    »Wir müssen sofort in ein Spielwarengeschäft«, sagte sie aufgeregt. »Oder in ein Kaufhaus.« Gehetzt sah sie sich um. »Da hinten auf der anderen Straßenseite ist ein Marks & Spencer!« Sie ignorierte ihre Fragen und die Verwirrung auf den Gesichtern von Michael und Eric und rannte los.
    Das kann kein Zufall sein. Aber was ist, wenn ich recht habe?
    Als ihr klar wurde, dass sie soeben den ersten brauchbaren Hinweis entdeckt haben könnte, rannte sie noch schneller. Annabel stürmte durch die Drehtür des Kaufhauses und steuerte auf die nächstbeste Verkäuferin zu. »Haben Sie eine Spielwarenabteilung?«
    »Zweiter Stock auf der linken Seite. Gleich da vorne sind die Roll…«
    Annabel ließ die Verkäuferin mitten im Satz stehen und spurtete los. Ungeduldig drängelte sie sich an ein paar Leuten mit vollen Einkaufstüten vorbei.
    »Hey! Pass gefälligst auf, Mädchen!«
    Michael rief ihr hinterher: »Anna! Bleib doch mal kurz stehen! Was ist denn passiert?«
    Aber sie schüttelte nur verbissen den Kopf und rannte weiter. Erst musste sie Gewissheit haben.
    Die Rolltreppe brachte sie in den zweiten Stock. Annabel hielt sich links. Hastig und mit verkniffenem

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