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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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stehen geblieben, um sich das seltsame Treiben anzusehen.
    Sara ließ den Citroen weiter rollen. Ihre Neugier wuchs immer mehr. Mittelpunkt der Handlung schien die Haustür eines massiven Stadthauses im Art-nouveau-Stil zu sein. Zwei Männer mit Aluminiumkoffern kamen heraus und stiegen in den Wagen, der vor der Tür wartete.
    An Saras Stoßstange hing ein ungeduldiger kleiner Smart, darum konnte sie nicht länger trödeln. Sie fuhr bis zur nächsten Kreuzung und bog auf die belebte Avenue de Grasse ein. Sogleich erspähte sie vor einer Bank einen freien Parkplatz und stellte ihren Wagen ab.
    Sie überlegte, was sie tun sollte, nahm dabei die Audiokassette, die sie bei Tina mitgenommen hatte, aus der Tasche und schob sie in den Autokassettenrecorder. Man hörte ein starkes Rauschen, dann sagte eine weibliche Stimme: »Tina....« Sara drehte den Ton lauter.
    »Ich weiß, dass du alles versucht hast. . . Mach dir keine Vorwürfe.«
    Die Stimme verlor sich in der Ferne. »Allein ich bin schuld. Vergiss das nicht. . .«
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21
    Christian sah sich in der Straße mit den halb verfallenen Kiosken um, aber Rebecca war zur vereinbarten Zeit nicht erschienen. Er war noch immer beunruhigt, aber auch stolz darauf, seine Nerven unter Kontrolle gehabt zu haben.
    Wie war die Flamme des Feuerzeugs angegangen? Hatte der Mörder seinem Opfer das Feuerzeug in die Hand gedrückt, mit der Absicht, die Spuren seiner Tat durch das Feuer zu tilgen? Oder hatte der Täter das Opfer überrascht und so schnell hingerichtet, dass die Flamme des Feuerzeugs noch weiterflackerte, nachdem das Lebenslicht des jungen Mannes bereits erloschen war?
    Christian begriff, dass er unbedingt zur Polizei gehen musste, um über die Ereignisse der Nacht zu berichten, bevor die Polizei zu ihm kam. Aber wenn sie ihn stundenlang auf dem Präsidium festhielten und verhörten? Das war möglich, sogar wahrscheinlich. Es konnte sein, dass sie ihn danach gar nicht mehr freiließen. Zumindest würden sie die Kassette beschlagnahmen. Und ob sie seinen verzweifelten Erklärungsversuchen Glauben schenken würden?
    Rebecca war noch immer nicht zu sehen. Christian ging zum Marktplatz und stieg die Treppen zum Rathaus hinauf. Die Eingangstür war verschlossen. Es sah aus, als wären die Medienvertreter dabei, den Platz zu verlassen. Die Kameras wurden abgebaut und mit den übrigen Gerätschaften in Lieferwagen verstaut. Die Strahlen der Morgensonne griffen nach den Wolken, die träge über die Berge hinwegzogen, und tauchten zugleich die Häuserfassaden in goldenes Licht. Immer stärker pulsierten Angst und Stress in Christians Adern. Die Vorstellung, dass die Polizei mittlerweile bei dem ermordeten jungen Mann war, die Nachbarn verhörte und Fingerabdrücke nahm, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er hatte eine Reihe falscher Entscheidungen getroffen, das war ihm klar, aber nun konnte er sie nicht mehr rückgängig machen.
    Er ging auf einen Kameramann zu, der gerade einen Mercedes-Geländewagen belud. Auf der Seite des in Deutschland zugelassenen Wagens stand dezent »SAT 1«. »Entschuldigen Sie, wissen Sie zufällig, wo ich eine Hi8-Kamera finden könnte?« »Am ehesten in einem Elektrogeschäft, würde ich sagen.«
    »Sind solche Geräte noch auf dem Markt?«
    »In diesem Teil der Welt bestimmt. Digitalkameras sind teuer«, sagte der Kameramann.
    Christian war sich mittlerweile sicher, in Pjevac nicht das richtige Modell auftreiben zu können. Er musste also nach Podgorica fahren - oder womöglich nach Budva, Kotor oder Cetinje. Aber er konnte von Pjevac nicht weg, bevor er sich nicht bei der Polizei gemeldet hatte, und das wiederum erschien ihm ganz unmöglich.
    »Gibt es etwas Neues über das Schicksal der Passagiere?«
    »Nichts Offizielles. Die nächste Pressekonferenz ist um zehn.«
    »Wohin fahren die ganzen Leute?«
    »Man hat uns zu verstehen gegeben, dass demnächst eventuell Kameraflüge zu dem Wrack erlaubt sein könnten. Die Rettungsmaßnahmen werden langsam heruntergefahren.«
    Das zu hören tat Christian weh, auch wenn es ihn nicht überraschte. Aber was für eine Formulierung: Herunterfahren. Er wandte sich ab und sah verzweifelt auf seine Armbanduhr, deren Zeiger ganz und gar nicht zu einer Besserung seines Gemütszustands beitrugen. 9.20 Uhr. Er müsste zur Polizei gehen und berichten, was bei dem jungen Mann vorgefallen war.
    In der Ferne hörte man vom Meer her das Geräusch eines Hubschraubers. Waren mittlerweile Opfer gefunden worden? Allein

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