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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Zufall eine entscheidende Rolle spielen, auch wenn einige meiner Kollegen versuchen, alle Erfolge als die Früchte ihrer beruflichen Kompetenz erscheinen zu lassen«, fuhr Luc fort und lächelte. Seine Art lebte von einem Kontrast, der Sara faszinierte: Dem kultivierten Benehmen stand das etwas grobschlächtige Aussehen gegenüber. Unter der rauen Oberfläche offenbarte sich ein sensibler, empathischer Mann.
    »Ich gestehe offen, dass mir der Zufall zu Hilfe gekommen ist«, sagte Luc. »Bea wurde in der Nähe des Festivalpalastes von einem Auto angefahren. Sobald sie nach der Knieoperation aus der Narkose aufgewacht war, konnte ich mit ihr sprechen. Für die Brechung der Manipulation war das der entscheidende Augenblick. Der durch den Unfall verursachte Schock und die Narkose haben die Abwehrmechanismen geschwächt, die der Kult aufgebaut hatte.«
    »Und?«
    »Bea zeigte sich kooperationswillig, wenn auch noch etwas verwirrt. Sie war in Jacob Weinstaub verliebt, der mit einem anderen Sektenmitglied in der Unglücksmaschine auf dem Weg nach Frankfurt war.«
    Sara merkte, wie ihre Aufregung wuchs.
    »Je mehr ich mit dem Neuen Morgen vertraut werde, umso mehr fasziniert er mich«, sprach Luc mit ernster Stimme weiter. »Diese Leute haben fast mit Gewalt versucht, zu Béa ins Krankenhaus vorzudringen. Ich habe sie im Morgengrauen in eine Privatklinik in Nizza gebracht.
    Nachdem ich von dort zurückgekommen war, fuhr ich sogleich zur Wohnung von Weinstaub, wo sich die Amerikaner mit ihren Aktentaschen drängelten. Ich erkundigte mich, was passiert sei, aber sie machten den Mund nicht auf.«
    »Sie klingen mehr nach einem Privatdetektiv als nach einem Psychologen.« »Ein Privatdetektiv muss etwas für Spannung übrig haben. Das habe ich nicht. Darf ich fragen, in welcher Branche Sie tätig sind?«
    »Ich bin Meeresarchäologin. Entschuldigen Sie, ich habe mich nicht einmal vorgestellt. Mein Name ist Sara Lindroos.«
    »Sie meinen Lara?« Luc lächelte.
    »Pardon?«
    »Lara Croft. Archäologin. Sie sind die blonde Ausgabe von Angelina Jolie«, sagte Luc, und Sara lächelte in sich hinein, als sie den Mann erröten sah.
    »Den größten Teil des Jahres verdiene ich mir meine Brötchen als Tauchlehrerin.« »Sie tauchen im Meer, und ich tauche in die Seele der Menschen ein. Hier in der Gegend gibt es wohl viel Interessantes für Meeresarchäologen?«
    »Ja. Aber wenig, für das man Geld bekommt.«
    »Darf ich noch fragen, wie Ihre ehemalige Freundin heißt, von deren Wohnung die Männer zu Weinstaubs Haus gefahren sind?«
    Sara überlegte kurz. Sie wollte vorsichtig sein, fand aber keinen Grund, die Information zu verschweigen. Denn dann käme nie Klarheit in die Sache. »Tina Carabella.« Lucs Augen wurden schmäler. »Carabella heißt das zweite Mitglied des Neuen Morgens, das bei dem Flugzeugunglück ums Leben kam ... Und laut Béa war sie die Freundin von Weinstaub ...«
    »Seine Freundin? Das muss ein Missverständnis sein.«
    »Wissen Sie mehr darüber?«
    »Das kann nicht wahr sein ...«
    »Wie haben sie Frau Carabella kennen gelernt?«
    Sara spürte das Blut aus ihrem Gesicht weichen. »Wir haben eine Zeitlang zusammengewohnt, als ich hier kurzfristig eine Wohnung brauchte. Dann ... haben sich unsere Wege getrennt.«
    »Dass sie einer Sekte angehörte, wussten Sie nicht?«
    Sara schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Oft wissen es nicht einmal die nächsten Angehörigen. Schon gar nicht bei einer Sekte wie dem Neuen Morgen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der Neue Morgen ist wie Scientology äußerst gut organisiert und straff geführt. Was auch kein Wunder ist, wenn man an die Behauptungen über gewisse gewalttätige Züge denkt.«
    Sara spielte nervös mit einem Kugelschreiber. »Das kann nicht wahr sein«, flüsterte sie erneut.
    Luc zog einige Blätter Papier aus der Tasche und faltete sie auseinander. Es war eine Art Dossier über den Neuen Morgen. Sara überflog die Zeilen, in denen das Wichtigste über die Ziele, die Organisationsform und Formen von Fehlverhalten gegenüber den Mitgliedern zusammengefasst war. Was sollte sie Christian sagen, wenn er sie anrief? Luc schaute Sara ernst an und sagte leise: »Das Sonderbarste von allem ist, dass auf der Passagierliste der Unglücksmaschine, die von der Fluggesellschaft veröffentlicht wurde, der Name Weinstaub fehlt.«
    Sara blickte von den Unterlagen auf und sah Luc verdutzt an.
    »Dennoch ist Béa davon überzeugt, dass Jacob Weinstaub mit Regus Air geflogen ist«,

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