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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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aufmunternd. »Ein andermal... Aber ich bin überzeugt davon, dass Mila von den Ereignissen in Riihimäki so gut wie nichts weiß. Nach dem Den Haager Tribunal hat sie den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen. Mit dem Verhältnis zu ihren Brüdern ist es nicht anders. Anscheinend verdächtigt sie Vasa, an der Aktion beteiligt gewesen zu sein, will aber ihrem Bruder gegenüber loyal bleiben. Jedenfalls bis zu einem bestimmten Punkt. Ich glaube jedoch, man könnte sie dazu bringen, diesen Punkt zu überschreiten.«
    Johanna streckte sich, um Notizblock und Stift aus ihrer Handtasche zu nehmen, die sie aufs Bett geworfen hatte. »Erzähl mir, was genau Vasa über die MP5 gesagt hat.«
    »Er war dabei, einen Handel abzuschließen. Er sagte etwas Ähnliches wie: Eine MP5 kommt in Frage. Aber so einen Preis zahle ich nicht.«
    »Und die Kerle in der Reifenhalle? Gib mir noch mal den Namen der Firma.«
    Timo schrieb ihn auf. »Alle sahen serbisch aus. Ich werde Navarro morgen darüber berichten. Der soll mit seiner Porzellanmalerei ein bisschen kürzertreten und stattdessen mal den Club aus der Reifenhalle genauer unter die Lupe nehmen. Und an deiner Stelle würde ich ziemlich aktiv in Vasas Richtung weiterermitteln.«
    »Alles hängt von den Ressourcen der schwedischen Polizei ab - und von ihrem Willen, sie einzusetzen.«
    »Ich werde das Ganze auch noch mit Malmsten in Brüssel besprechen«, sagte Timo und seufzte tief. Bengt Malmsten war der schwedische TERAVertreter, und Timo kam nicht sonderlich gut mit ihm aus, vor allem weil der Mann die Angewohnheit besaß, ewig um den heißen Brei herumzureden, ohne zu einem Entschluss zu kommen.
    Die Lampe vor dem Pressbyrä-Zeitungskiosk im Sockenvägen schaukelte an ihrem Stahlseil im Wind. Vasa trat aus dem Kiosk heraus und ging zu seinem Auto, das er zwanzig Meter weiter geparkt hatte. Er blickte sich verstohlen um, aber auf der Straße war es ruhig, immerhin war es bereits elf Uhr am Abend.
    Im Auto tauschte er die SIM-Karte seines Handys gegen die PrepaidKarte aus, die er gerade am Kiosk gekauft hatte.
    Er überlegte noch einen Moment, dann schrieb er eine SMS: DIE ROUTINEMÄSSIGEN SICHERHEITSMASSNAHMEN IN ESKILSTUNA MÜSSEN SOFORT GEÄNDERT WERDEN!
    Diese Nachricht schickte er an einen Mitarbeiter der Firma Securitas, den er bei der Vorbereitung des Überfalls beschattet hatte. Anschließend setzte er wieder seine eigene SIM-Karte ein und stieg aus dem Wagen, um die Prepaid-Karte in einen Abfalleimer zu werfen.
    Leichten Mutes fuhr Vasa nach Hause. Nun stand der Aktion in Helsinki nichts mehr im Wege. Die Operation würde den Namen 6/12 tragen. Und sie würde ganz Finnland auf den Kopf stellen.
    Zu Hause nahm Vasa das Material, das er über die Residenz des finnischen Präsidenten gesammelt hatte, zur Hand. Es war eine Menge, und er hatte sich gründlich mit dem Gebäude und der Umgebung vertraut gemacht. Alle Informationen waren auch auf Schwedisch, der zweiten offiziellen Sprache Finnlands, zugänglich gewesen. Das Objekt war nach der Art eines Pariser Adelspalais gebaut worden, ionische Säulen zierten seine Fassade.
    Besonders interessierte sich Vasa für die Innenräume, deren Grundzüge Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts geschaffen worden waren, als der Bau zum Palast für den Zaren umfunktioniert wurde. Vasa studierte genau den großen, von Galerien gesäumten Staatssaal, der im Zuge der zweiten Erweiterung von 1908 neben dem Spiegelsaal entstanden war, mit Verbindung zum Speisesaal. Es gab dort vier in der Decke eingelassene Fenster, und die umlaufende Galerie ruhte auf korinthischen Säulenpaaren.
    Das nächste Mal war der Palast*zwischen 1919 und 1922 renoviert worden. Damals hatte man die oberste Etage zur Wohnung des Präsidenten umgebaut. Wichtiger war für Vasa jedoch der in den 30er Jahren zur Mariankatu hin angelegte Seiteneingang samt Empfangshalle. Bei den Reparatur- und Renovierungsmaß-nahmen Anfang der 70er Jahre war die bauliche Grundstruktur erhalten geblieben. Im Sommer 2005 hatte man dann im Palast sämtliche Rohre erneuert.
    Vasa überprüfte auch die unmittelbaren Nachbarn der Residenz, den Obersten Gerichtshof in der Helenankatu sowie das Wirtschaftsministerium in der Aleksanterinkatu. Von dort aus schien es keinen Zugang zur Residenz zu geben, so wie es Vasa auch vermutet hatte.
    Er wusste, dieselben Pläne und Zugangswege würden am Abend des nächsten Unabhängigkeitstages vom Sonderkommando Bär der finnischen Polizei studiert

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