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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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kam man nicht sicher genug heran. Beide Fahrzeuge waren in Stockholm gemietet worden.
    Der Stunden zuvor angehaltene Landrover war in die Garage der Zentralkripo gebracht worden. Jankovic hatte den Wagen auf seinen eigenen Namen angemeldet.
    Unter den Polizisten, die um die Residenz herum auf den Beinen waren, befanden sich auch Einsatzgruppen des SK Bär: Scharfschützen und Technikexperten, außerdem die so genannte »Tebo«, die wichtigste finnische Terror-Bomben-Einheit, deren Roboter bereits in einem zivilen VW-Bus auf seinen Einsatz wartete.
    Der Aufwand schien hoch, aber alles war relativ. In London oder Washington wären Sondereinheiten gerade dabei gewesen aus Sperrholz und Pappe die wichtigsten Innenräume der Residenz in Originalgröße nachzubauen und darin so lange den Zugriff zu trainieren, bis jeder Mann seinen Platz und sein Ziel kannte.
    Auch die finnische Sondereinheit verfügte über eine ordentliche Ausbildung und eine Ausrüstung, die an diesem Abend besonders überzeugend aussah: schwarzer Komponentenhelm, eine ähnliche, das Gesicht verbergende Kommandohaube, wie sie auch die serbischen Geiselnehmer trugen, großer Augenschutz, schwarze kugelsichere Westen mit Taschen und Halterungen, an den Hosen Seitentaschen und Befestigungsriemen, gebundene knöchelhohe Schuhe mit dünnen Sohlen, schwarze Handschuhe.
    Die Männer machten sich in ihren eigenen Fahrzeugen fertig, vor Blicken geschützt. Das Sondereinsatzkommando war in drei Schichten organisiert, seine Angehörigen erledigten trotz ihrer Spezialausbildung normale Polizeiarbeit im Bezirk Helsinki, bis sie alarmiert wurden. Drei Bereitschaftspolizisten mit Helmen und Plastikschilden kamen Johanna entgegen. Jenseits der blinkenden Blaulichter gähnte der menschenleere Senatsplatz. Man hatte ihn komplett geräumt, die Schaulustigen waren bis in die Straßen hinter dem Dom abgedrängt worden, und danach hatte man die gesamte Umgebung abgeriegelt. Auf dem Platz standen jetzt die Einsatzzentrale Hio der Rettungsleitstelle Helsinki, die Rettungseinheit Hu, mehrere Standard Krankentransportfahrzeuge, eine Ärztestation und eine pharmazeutische Einheit. Wenn man die Voraussetzungen für die Erstversorgung in dieser Weise organisierte, war das so, als würde man vorab schon die Niederlage eingestehen, aber es war unumgänglich. Das interne Telefonnetz der Behörden, das den Namen VIRVE trug, stand unter extremer Belastung.
    Johanna sah Helste die Treppen vor dem Regierungsgebäude am Senatsplatz herunterkommen. In den Fenstern des neoklassizistischen Baus brannten Kerzen zur Feier des Unabhängigkeitstages. In einigen Räumen war mittlerweile aber auch das elektrische Licht angegangen. »Die Sitzung der Vertreter der Ministerien beginnt in etwa einer Stunde, sobald alle zusammengetrommelt sind«, sagte Helste.
    »Wer von uns geht hin?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Die Lage war kompliziert, wesentlich komplizierter, als Johanna es sich noch kurz zuvor vorgestellt hatte. Die gesamte Führung des Landes, sämtliche hohen Entscheidungsträger, waren im Präsidentenpalast gefangen. Was die Führungsverantwortung der Polizei betraf, so hatte es da schon immer Probleme gegeben, aber jetzt war man nicht mehr weit vom totalen Chaos entfernt - und das, obwohl die aktuelle Lage eine lückenlose Verantwortungskette erfordert hätte.
    »Ich glaube nicht, dass es aus den Ministerien Anweisungen hageln wird«, sagte Johanna.
    Helstes Miene straffte sich. »Das hier ist etwas für Profis. Da würden die Ansichten von Politikern ohnehin nicht ins Gewicht fallen.«
    Das war eine glatte Lüge, und das wussten sie beide. Schulter an Schulter gingen sie in Richtung Einsatzzentrale.
    »Wir haben sämtliche Botschaften am Hals«, sagte Helste verärgert. »Die Amerikaner sind außer sich. Die Russen drängen uns Experten aus Moskau auf. Briten und Franzosen haben >ihrer Besorgnis Ausdruck verliehene Das AA kümmert sich um sie, so gut es geht.«
    »Hoffentlich bringen sie im AA auch einen Krisenstab zustande.« Das Auswärtige Amt würde man noch brauchen, nicht nur, um die diplomatischen Beziehungen zu pflegen, das war sicher.
    »Jankovic wird bald die Befreiung seines Vaters verlangen«, sagte Johanna. »Und wer weiß, was noch alles. Aber das werden wir sicher in Kürze erfahren.«
    »Was habt ihr aus dem Bildmaterial des Fernsehens herausholen können?«
    »Sechs oder sieben schwer bewaffnete Männer, den Gesten und Bewegungen nach ehemalige Soldaten, jedenfalls zum

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