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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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reichte sie dann mit einem Nicken an Helste weiter. Helste kehrte zur Einsatzleitung zurück, Sohlman dicht auf seinen Fersen.
    »Was da wohl drauf ist?«, fragte Artto mit Blick auf die Kassette. »Die lassen uns wie die Hammel an der Leine laufen.«
    »Haben wir eine andere Möglichkeit, als das hier zu senden?«, fragte Helste. Er musste sich offensichtlich beherrschen, um ruhig zu bleiben. »Wir stimmen also zu?«, fragte Sohlman ungläubig.
    »Verdammt noch mal, natürlich stimmen wir zu«, fauchte Artto. »Wir sind mit allem einverstanden«, kommentierte Sohlman sarkastisch. »Mit allem. Vorerst jedenfalls. Wenn du keinen besseren Vorschlag hast.«
    »Du bekommst meinen Vorschlag in spätestens einer Viertelstunde«, erklärte Sohlman selbstsicher.
    »Ihr könnt von mir aus weiter diskutieren, ich bringe das jetzt zum ÜWagen, bevor es knallt«, sagte Helste und verließ mit der Kassette das Fahrzeug. Sohlman war eindeutig in seinem Element. Hoffentlich würde das keine Probleme mit sich bringen.
    Im Ü-Wagen überreichte Helste die Kassette dem Regisseur.
    »Sie verlangen, dass das hier gesendet wird. Aber wir schauen vorher kurz, was drauf ist.«
    Der Regisseur drehte die Kassette in den Händen. »Wir haben kein VHSGerät. Wir können uns das nicht ansehen. Ganz zu schweigen davon, dass wir es von hier aus nicht in den Äther schicken können.«
    Helste starrte den Regisseur schockiert an: »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    Vasa stand ungeduldig vor dem Fernseher. Warum hatte die Übertragung nicht längst begonnen?
    Er sah auf die Uhr und ging zum Polizeidirektor hinüber. »Hoffentlich sind Ihre Stellvertreter ihrer Aufgabe gewachsen.«
    Der Mann schaute Vasa ruhig in die Augen. »Ich glaube, das sind sie.« »Ich habe ihnen eine Videokassette gegeben und verlangt, sie landesweit zu senden. Das Ultimatum ist vor einer Minute abgelaufen. Einer Ihrer Untergebenen spielt gerade mit Menschenleben.«
    »Ich glaube nicht, dass die Absicht besteht, die Forderung nicht zu erfüllen ...«
    In dem Moment klingelte Vasas Handy. Er führte es ans Ohr und fragte scharf: »Warum ist die Übertragung nicht zu sehen?«
    »Im Übertragungswagen gibt es keinen VHS-Recorder, weil das eine veraltete Technik ist. Es wird eine Weile dauern, bis wir die Kassette ins Sendezentrum gebracht haben. Dort wird ihr Inhalt dann auf...«
    »Unsinn«, unterbrach Vasa. In seiner Erinnerung blitzten die Ereignisse von Riihimäki auf: wie die Geisel ihm entwischte, wie sein Vater seine Medikamente brauchte, an die er, Vasa, nicht gedacht hatte. Das Schuldgefühl wegen seiner Fehler und der schlechten Vorbereitung hatte in den letzten Wochen an ihm genagt, und er war fest entschlossen, diesmal alles richtig zu machen. Niemand würde sagen können, ihm seien bei der Planung der Geiselnahme Fehler unterlaufen.
    »Ihr versucht auf Zeit zu spielen«, erboste sich Vasa. »Ihr habt fünf Minuten, dann erschießen wir die Botschafterin der Vereinigten Staaten. Anschließend lichten wir die Reihen eurer Minister. Einer nach dem anderen. Fünf Minuten.«
    Vasa brach das Gespräch ab und sah den Polizeidirektor unverwandt an. Dann ging er zehn Schritte weiter und blieb vor der Botschafterin der Vereinigten Staaten stehen. Er drückte ihr den Lauf seiner Waffe an die Stirn.
    »Schieß!«, rief Danilo. »Erschieß die Hure!«
    »Halt die Schnauze!«, schrie Vasa zurück. Danilos Benehmen ging ihm immer mehr auf die Nerven. Danilo hatte sich nie für Politik interessiert, sein Hass war nur Theater - ein Teil des Films, als dessen Action-Held er auftrat.
    Aber im Prinzip stimmte Danilos Einstellung gegenüber der Amerikanerin, ermahnte sich Vasa selbst. Er musste sich etwas beruhigen.
    »Am 24. März 1999 habt ihr den Krieg gegen Jugoslawien begonnen«, sagte Vasa zu der Botschafterin, deren Versuch, keine Miene zu verziehen, von dem schlimmen Zucken ihres linken Auges zunichte gemacht wurde. Vasa sprach deutlich und sachlich wie ein Staatsanwalt. »Euer Angriff ist erfolgt ohne eine Entscheidung des UN-Sicherheitsrates und sogar gegen die Bestimmungen eures eigenen NordatlantikVertrags. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Angriff, Frau Botschafterin?« Im Saal herrschte absolute Stille. Die Amerikanerin starrte mit von Angst erfüllten Augen an Vasa vorbei.
    »Über die Luftangriffe war ich anderer Ansicht«, sagte sie. »Sie waren überstürzt, ich habe das schon damals kritisiert...«
    »Scheißdreck!« Vasa stieß den Lauf seiner Waffe so heftig gegen die

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