Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
gewinnen können. Die anderen Russen sind abgehauen. Ihren Maulwurf haben sie erschossen, bevor er plaudert.«
Paatsama und Railo schauten verdutzt auf den Toten. So brutal war bislang nicht gespielt worden.
»Dann sind finnische Zivilisten aufgetaucht«, fuhr Hellevig fort. »Und Polizisten. Wir waren gezwungen, die Finnen als Geiseln zu nehmen, damit wir die Fahrt fortsetzen können. Wir hatten keine andere Wahl, wie ihr sicher verstehen werdet.«
Paatsama seufzte gereizt. »Wir haben hier einen Toten. Das kann man nicht unter den Teppich kehren.«
»Alles wird sich klären. Aber wir fahren jetzt mit unserer Ladung weiter.« Hellevig schaute Railo fest in die Augen.
Railo antwortete nicht. Die Spannung zwischen den Männern wuchs von Sekunde zu Sekunde.
»Habt ihr nicht verstanden?«, fragte Hellevig. »Wenn wir hierbleiben und bekannt wird, was wir geladen haben, kommt noch viel mehr ans Tageslicht. Die Situation lässt sich nur glaubwürdig auflösen, wenn ihr behauptet, unter gar keinen Umständen das Leben der finnischen Geiseln gefährden zu wollen, und uns deshalb fahren lasst. Und ihr erlaubt niemandem, uns zu folgen. In Helsinki lassen wir die Finnen frei. Und ihr sorgt dafür, dass die übereifrige Polizei sich nicht einmischt.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Railo leise und trat mit Paatsama zur Seite, um sich mit ihm zu beraten.
Polizeiobermeister Sainio schaute erstaunt auf die Männer, die sich vor dem Fahrzeug unterhielten. Der grauhaarige Mann, der aus dem Vito gestiegen war, wirkte gepflegt und sah kein bisschen wie ein Krimineller aus, der leichtfertig mit der Waffe herumfuchtelt. Die SiPo-Beamten benahmen sich ihm gegenüber, als würden sie ihn kennen, worauf ja auch schon die Tatsache hingedeutet hatte, dass Paatsama namentlich angefordert worden war. »Wer ist der Mann, mit dem Paatsama gekommen ist?«, fragte ein Kollege von Sainio.
»Keine Ahnung. Noch jemand von der SiPo, nehme ich an.«
»Mit welcher Vollmacht führen die hier Verhandlungen?«
»Weiß ich nicht. Angeblich geht es um die nationale Sicherheit. Wie es aussieht, stehen wir massiv im Revier der Sicherheitspolizei.«
Die SiPo-Männer entfernten sich von dem Vito, der Grauhaarige setzte sich wieder ans Steuer. Sainio registrierte die nervösen und ernsten Mienen bei Paatsama und seinem Kollegen, als sie von der Lichtung kamen. »Sie können Ihre Leute abziehen«, sagte Paatsama zu Sainio. »Eine Verhandlungslösung ist nicht in Sicht. Das ist ein Fall für die Zentralkripo.« »Wir haben hier eine Geiselnahme und einen Toten ...«
»Ich habe der Zentralkripo bereits Meldung gemacht. Sie ziehen jetzt ab.« »Ich ziehe überhaupt nicht ab, bevor ich nicht mit Keloniemi gesprochen habe«, erwiderte Sainio und griff zum Funkgerät. Paatsama seufzte verärgert. Von seinem Versteck aus verfolgte Tero bestürzt den Rückzug der Polizisten, die im Schutz des Waldes den Vito umstellt hatten. War es das, worauf Toomas angespielt hatte? Dass die Finnen die Schweden bei allem, was mit der Estonia zu tun hatte, unterstützten? Tero hätte nie geglaubt, dass Toomas' Behauptung so wörtlich zu nehmen war. Aber ging es hier nicht um die Gripen-Schmiergelder? Die Finnen hatten doch wohl nicht auch dabei die Finger im Spiel?
Roni und Kimmo befanden sich noch immer im Vito, der sich nicht vom Fleck rührte. Der Mann von der SiPo stand mit seinem älteren Kollegen neben dem Weg.
Tero machte sich zum Handeln bereit.
Paatsama sah den Polizeifahrzeugen nach, die sich auf dem Feldweg entfernten.
»Sie werden das nicht auf sich beruhen lassen«, sagte Railo neben ihm. »Bist du sicher, du wirst die Zentralkripo überzeugen können?«
»Wir tun jetzt das, was getan werden muss. Danach kümmern wir uns um alles Weitere.«
Paatsama gab Hellevig am Steuer des Vito ein Handzeichen. Unverzüglich ließ der Schwede den Motor an und fuhr los. Er ließ das Fenster ein Stück herunter und hielt neben Paatsama und Railo an. »Danke. Fahrt uns nach und stellt sicher, dass unsere Freunde und Helfer in Uniform nicht auf die Idee kommen, uns zu behindern. Wenn ich anhalte, fahrt ihr an uns vorbei und braucht euch nicht mehr um uns zu kümmern.«
»Bei uns in Finnland geht das nicht so einfach.« Paatsama versuchte, in den Wagen hineinzuspähen, aber der Fensterspalt war zu schmal, und die verdunkelten Scheiben ließen auf der Waldlichtung keinen Einblick zu. »Wir bleiben so lange an euch dran, bis die finnischen Geiseln in unserer Obhut
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