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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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langer Unterbrechung wurden wieder Flüge gestartet, aber die zweite Maschine stürzte bei einer Flugschau ebenfalls ab, mitten in Stockholm. Von einem Exportgeschäft wagte man da gar nicht mehr zu träumen, weshalb es lange so aussah, als bliebe der schwedische Staat der einzige Kunde von Gripen International. Die Marktlage war kompliziert, aber die Technik an sich wurde überall bewundert. Ende der Neunzigerjahre gelang es endlich, die fieberhaft ersehnten Exportverträge abzuschließen.
    Die bedeutendste Eigenschaft des JAS-38 Gripen war ein System, das Datenlink genannt und ursprünglich in Schweden erfunden wurde. Wegen der Nähe zur Sowjetunion waren schwedische Militärflugzeuge immer anfällig für sowjetische Störmaßnahmen gewesen. Deshalb baute man bereits in den Sechzigerjahren ein absolut geheimes, vom Boden zur Maschine funktionierendes Verbindungssystem in die Draken-Maschinen ein. Das System war so geheim, dass es versteckt im Cockpit angebracht wurde und im Funk-und Telefonverkehr nicht erwähnt werden durfte. Ebenso top secret war das erste von Maschine zu Maschine funktionierende System in den Viggen-Flugzeugen Anfang der Achtzigerjahre. Auf dieser Kette von Erfahrungen, der weltweit längsten in der Branche, basierte das supermoderne System des Gripen.
    Einen großen Teil der operationalen Fähigkeiten der schwedischen Streitkräfte hatte man um diesen Datenlink herum konstruiert, und nun war ausgerechnet das Kernstück dieses Systems in Linköping gestohlen worden. Etwas Schlimmeres konnte man sich nicht vorstellen. Bengtsson war kein Ingenieur, aber er hatte mehr als einmal die glühende Begeisterung der Experten erlebt. Das Tactical Information Datalink System, kurz TIDLS, war in der Lage, mehrere Kampfflugzeuge in einer reziproken Linkschaltung zusammenzuführen. Seine Reichweite betrug fünfhundert Kilometer, und es war äußerst unanfällig gegen Störungen. Das einzige Mittel, sich in die Verbindung einzuschalten, bestand darin, eine Störmaschine in die Lücke zwischen zwei Gripen hineinfliegen zu lassen. Das System konnte von allen vier miteinander verbundenen Maschinen die Koordinaten und die Geschwindigkeit im Verband anzeigen sowie weitere Daten liefern, etwa zum aktuellen Stand der Treibstoffvorräte und der Bewaffnung. Ein visueller Kontakt zwischen den Maschinen war nicht mehr nötig, und das System verlieh dem Gripen die gleichen Eigenschaften, wie sie Kampfflugzeuge hatten, die von keinem Radar erfasst werden konnten. Zu den taktischen Vorteilen des TIDLS gehörte auch, dass der Pilot in der jeweils besten Position den Angriff durchführte und die Daten seiner Attacke zeitgleich an die drei anderen Kampfflugzeuge übermittelt wurden. Die Maschinen konnten sich der Taktik des »stillen Angriffs« bedienen, bei der eine Maschine, die näher am Objekt dran war, die Radarbeobachtung einer anderen, in größerem Abstand zum Objekt fliegenden Maschine übernehmen und somit einen Überraschungsangriff fliegen konnte. Dank des einzigartigen Datenlink-Systems wurde ein Verband von Gripen-Maschinen praktisch zu einer kompakten Waffe, zu einer Art Superzerstörer. Darüber hinaus konnte man sämtliche Daten aus dem Cockpit in einen Simulator am Boden einspeisen und somit realistisches Schulungsmaterial der Extraklasse anbieten.
    Weil der Datenlink zu den entscheidenden Trümpfen bei den Verkaufsverhandlungen zählte und weil es nun wahrscheinlich schien, dass man wegen Hellevig ausgerechnet diesen Trumpf verlieren würde, musste alles Denkbare zur Stabilisierung der Lage unternommen werden. Bengtsson studierte die Karte von Südostfinnland, auf der er die Koordinaten des Fahrzeugs eingezeichnet hatte. Er kannte die Gegend und war schon mehrmals nach Utti geflogen, um von dort unter anderem zu einer Radar-und Funküberwachungsstation der Finnen in unmittelbarer Nähe der russischen Grenze zu fahren. Die nachrichtendienstliche Arbeit dieser Station gehörte zu den am besten gehüteten Militärgeheimnissen Finnlands.
    Der Blick auf die Karte bestätigte Bengtsson die unerbittliche Wahrheit: Das Datenlink-System und die anderen Komponenten sollten höchstwahrscheinlich so schnell wie möglich über die Grenze nach Osten gebracht werden.
60
    Der Beamte, der im zivilen Polizeiauto dem Mercedes Vito auf der Fernstraße 6 folgte, hörte verwundert den Befehl aus der Zentrale, den Anweisungen der SiPo sei unbedingt Folge zu leisten. Die Einsatzleitung läge bei der SiPo, und daher solle man ihr

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