Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
nicht rein«, sagte ich zu Ducasse, und mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust. Sein Arm blieb fest um meine Schulter gelegt. Ich versuchte, mich von der Lethargie zu befreien, die von mir Besitz ergriffen hatte, aber ich fühlte mich immer noch unkonzentriert und wie im Traum.
»Ein andermal vielleicht«, murmelte Ducasse in mein Ohr. »Ihr seid müde, Herrin, nicht wahr?«, fragte er.
Kaum hatte er es erwähnt, fühlte ich mich tatsächlich müde, geradezu schläfrig. »Ich glaube, ich würde mich gern für einen Moment hinlegen«, gab ich zu.
»Gehen wir dort hinein«, schlug Ducasse vor und führte mich auf eine weitere Tür zu. Der Raum, in den wir traten, war wie alle anderen nur schwach beleuchtet. An einer Wand brannte ein Kaminfeuer hinter einem Rost, vor dem ein weicher, dicker Teppich mit samtenen Kissen ausgebreitet lag. Ducasse führte mich zum Kamin, kniete sich auf den Teppich und zog mich zu sich herab. Dann küsste er mich, ohne sich darum zu kümmern, dass ich den Kuss nicht erwiderte. Er streichelte mein Gesicht, strich meine Haare zur Seite, zog mir den Pullover über den Kopf und glitt mit den Händen über meinen Körper, während ich wie in Trance neben ihm kniete.
Er flüsterte mir die ganze Zeit über zu, wie viel Vergnügen er mir bereiten konnte und wie glücklich ich sein würde. Dann murmelte er: »Ihr müsst durstig sein. Im Spielzimmer gibt es genug Blut zu trinken. Das würde Euch sicher gefallen. Aber mit mir habt Ihr ein viel schmackhafteres Mahl, Herrin. Mein Blut ist warm und reichhaltig. Meine Herrin ist durstig, nicht wahr?«, schmeichelte er, und seine Augen fixierten die meinen.
Mit einem Mal überkam mich ein unglaubliches Verlangen nach Blut. Eine Dringlichkeit überfiel mich, die mich für jeden anderen Gedanken blind machte. Ich musste trinken. Ein dunkles Wesen, wütend und bestialisch knurrend wie ein Löwe auf der Jagd, ergriff von mir Besitz. Mein Mund öffnete sich, meine Zähne wurden lang und spitz, und ein Fauchen entfuhr meiner Kehle.
Ducasse presste seinen Körper gegen den meinen, und seine mich umschlingenden Arme wurden zu Fesseln, denen ich nicht zu entrinnen vermochte. Mit einer Hand umfasste er meinen Hinterkopf und zog ihn zu sich, bis meine Lippen seinen Hals genau an der Stelle berührten, an der die Ader direkt unter der Haut pulsierte. Ein Schauer der Vorfreude rann durch meinen Körper.
Ducasse legte sich vor mir auf den Boden und zog mich zu sich herunter. Als ich mich auf ihm ausstreckte und meine Hände sein Gesicht umschlossen, stöhnte er laut auf. Ich bog seinen Kopf zurück, bis sein weißer Hals entblößt vor mir lag. Dann stöhnte auch ich auf, schlug meine Zähne in seine Haut und trank gierig.
Als alles vorbei war, kehrte mein Abscheu zurück. Mein Mund war voller Blut, und kleine rote Rinnsale rannen an meinem Kinn und aus der Wunde an Ducasses Hals hinab. Ich wich vor ihm zurück. Er hatte mich in seinen Bann gezogen, so dass ich nicht die nötige Kraft aufbringen konnte, um mich ihm zu widersetzen. Ein grausamer, unwiderstehlicher Hunger hatte mich davongerissen, und nun war ich übersättigt.
Entsetzt wurde mir bewusst, dass mein Appetit auf Blut stetig wuchs. Reichte es zuvor, wenn ich einmal am Tag ein Glas aus meinem Blutbankvorrat trank, verspürte ich nun einen rasenden Durst. Blut aus dem Kühlschrank vermochte diese Begierde nicht zu stillen. Der Drang, von lebender Beute zu trinken, ließ das Monster in mir frei, das ich zu zähmen versucht hatte. Ich hasste Ducasse, aber ich begehrte ihn auch. Ich verachtete seine Existenz, aber der bloße Anblick seines Körpers machte mich rasend vor Lust.
Ich betrachtete ihn. Seine Augen waren glasig und seine Hautfarbe wächsern, aber er atmete tief und gleichmäßig. Zum Glück hatte ich ihn nicht umgebracht, sondern in eine Schattenwelt geführt, in der er aufhörte, Mensch zu sein – auch wenn ich nach wie vor den Verdacht hegte, dass er ohnehin nicht vollständig menschlich war. Aber ich hatte ihn noch nicht zu einem Vampir gemacht. Er war immer noch mein Geschöpf, mein Sklave, der freudig sein Leben geben würde, um mich mit Blut zu versorgen. Wenn ich ihn nicht leer trank, würde er sich schon bald in einen von uns verwandeln. Und hinter seinem hübschen Gesicht, unter seiner perfekten Haut, spürte ich einen korrupten und bösen Geist. Wenn ich ihn zu einem Vampir machte, ließ ich damit auch das Böse frei.
Kapitel 13
Wenn ich wählen müsste zwischen
dem Betrug
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