Rendezvous mit einem Mörder
herankommen?«
»Das ist schon etwas schwieriger.« Sein Grinsen jedoch zeigte, dass er die Herausforderung genoss.
»Außerdem ist es ein Verbrechen. Hör zu, Roarke – «
»Warte einen Moment.« Er drückte einen Knopf, und ein Keyboard glitt aus der Konsole. Mit einiger Überraschung sah Eve, wie seine Finger über die Tastatur flogen. »Wo hast du das gelernt?« Trotz des obligatorischen Tipp-Kurses kam sie mit dem Keyboard nicht gerade gut zurecht.
»Hier und da im Verlauf meiner vergeudeten Jugend musste ich eben auch mal tippen«, erklärte er geistesabwesend. »Ich muss die Sicherheitsschranken durchbrechen. Das wird ein wenig dauern. Warum schenkst du uns nicht noch etwas Wein ein?«
»Roarke, ich hätte dich nicht um eine solche Sache bitten sollen.« Von Gewissensbissen geplagt, trat sie auf ihn zu. »Ich kann einfach nicht zulassen, dass du – «
»Pst.« Mit vor Konzentration gerunzelter Stirn manövrierte er sich durch das Sicherheitslabyrinth des Finanzamtes.
»Aber – «
Sein Kopf schoss hoch, und er sah sie ungeduldig an. »Wir haben die Tür bereits geöffnet. Jetzt gehen wir also entweder hindurch oder aber wir machen einen Rückzieher.«
Eve dachte an drei Frauen, deren Tod sie nicht hatte verhindern können. Weil sie nicht genug gewusst hatte. Nickend wandte sie sich wieder ab, und das Klappern der Tasten drang erneut an ihre Ohren.
Sie schenkte den Wein ein und trat vor die Bildschirme. Alles war, wie es sein sollte, dachte sie erbost. Hohe Kreditwürdigkeit, prompte Begleichung aller Schulden, vorsichtige und, wie sie annahm, eher bescheidene Investitionen. Sicher gab er ungewöhnlich viel für Kleider, Schmuck und Essen aus. Aber es war kein Verbrechen, wenn man einen teuren Geschmack hatte. Nicht, wenn man dafür bezahlte. Noch nicht einmal das Zweithaus auf Long Island verstieß gegen irgendein Gesetz.
Einige seiner Spenden waren für einen angeblich moderaten konservativen Politiker ziemlich gewagt, aber auch sie waren durchaus legal.
Sie hörte, dass Roarke leise fluchte und drehte sich zu ihm um. Er jedoch hockte immer noch vor seinem Keyboard, und es war, als hätte er sie vollkommen vergessen. Seltsam, sie hätte nicht gedacht, dass er die technischen Fähigkeiten besaß, den Computer über die Tasten zu bedienen. Feeney zufolge war dies eine Kunst, die im Grunde nur noch von technischen Angestellten und Hackern beherrscht wurde.
Doch hier saß er, der reiche, privilegierte, elegante Roarke, und klapperte auf seinem Keyboard, wie man es für gewöhnlich höchstens von schlecht bezahlten, überarbeiteten Bürodrohnen kannte.
Einen Moment lang verdrängte sie alle Gedanken an die Arbeit und sah ihn lächelnd an.
»Weißt du, Roarke, irgendwie bist du wirklich süß.«
Sie merkte, dass sie ihn mit diesen Worten zum ersten Mal wirklich überrascht hatte. Er hob den Kopf und starrte sie ehrlich verwundert an. Dann jedoch verzog er den Mund zu einem Lächeln, und ihr Puls begann zu rasen.
»Das wird als Lob nicht reichen, Lieutenant. Denn soeben habe ich die von dir gewünschten Daten ausfindig gemacht.«
»Wirklich? Ohne Scheiß?« Aufgeregt wirbelte sie zu den Bildschirmen herum. »Los, zeig schon.«
»Bildschirme vier, fünf und sechs.«
»Hier ist die Zeile mit den zu versteuernden Einkünften.« Sie runzelte die Stirn. »Erscheint mir durchaus plausibel – gemessen an seinem Gehalt.«
»Außerdem gibt er noch ein paar Zinsen und Dividenden aus seinen Investitionen an«, Roarke rief die nächsten Seiten der Steuererklärung auf. »Ein paar Honorare für Auftritte und Reden. Den hier gezeigten Daten zufolge lebt er zwar hart an der Grenze, aber doch noch im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten.«
»Verdammt.« Sie leerte ihr Weinglas in einem schnellen Zug. »Was für Daten sollte es denn sonst noch geben?«
»Für eine intelligente Frau ist das eine unglaublich naive Frage. Ganz sicher hat er irgendwo noch heimliche Konten. Doppelte Buchführung ist eine traditionelle und durchaus bewährte Methode, um verbotene Einnahmen zu verstecken.«
»Wenn man verbotene Einnahmen hätte, weshalb sollte man dann so dumm sein, sie auch noch zu dokumentieren?«
»Das ist eine Frage, die sich der Menschheit seit Jahrhunderten stellt. Aber die Leute tun es. O ja, sie tun es. Ja«, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage bezüglich seiner eigenen Buchführungsmethoden. »Ich tue es natürlich auch.«
Sie bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Davon will ich gar
Weitere Kostenlose Bücher