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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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unglaublich tolle Beine.«
    »Und ist das Dekolleté nicht zu tief?«
    »Für Sie oder für ’ne Nonne?« Für eine Neunzehnjährige war sie ganz schön schlagfertig.
    »Nein, ehrlich.« Ich zog den Ausschnitt etwas höher.
    »Ich bin ehrlich!« Sie trat vor und zog ihn sanft wieder nach unten. »Also echt, Sie sehen fantastisch aus. Ist Ihnen klar, dass Sie die Schwester von Sandra Bullock sein könnten?«
    Das kriege ich ständig zu hören. Nicht, dass ich Sandra Bullock nicht mag, ich halte sie für eine wirklich gute Schauspielerin, aber wenn man jahrelang immer nur diejenige ist, die ihr ähnlich sieht, wünscht man sich irgendwann ein eigenes Gesicht. »Was ist mit meinem Po, wirkt der nicht zu groß?«
    Sie kicherte. »Nein. Und selbst wenn, Männer stehen auf dicke Pos. Sie müssen dieses Kleid unbedingt kaufen!«
    »Gilley wäre stolz auf mich«, brummte ich, als ich mich wieder zum Spiegel umdrehte und die Schultern straffte, um mir den Anschein des Selbstbewusstseins zu geben, das man brauchte, um so was tagtäglich zu tragen.
    »Wer?«
    Ich seufzte. »Niemand. Okay, ich nehme es. Aber nur für den Fall der Fälle: Was für Umtauschbedingungen haben Sie?«
    Viel später, als Gilley dabei war, bei mir zu Hause das Abendessen zu kochen, führte ich ihm das Kleid vor. Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Ruf die Feuerwehr«, keuchte er.
    »Was?«, fragte ich entsetzt.
    Er hob einen imaginären Telefonhörer ans Ohr. »Feuerwehr?«, fragte er. »Kommen Sie schnell. Die Frau hier ist so heiß, die brennt gleich!«
    »Ich wusste es!«, rief ich und eilte wieder Richtung Schlafzimmer. »Morgen früh gebe ich es zurück.«
    Hinter mir näherten sich rasche Schritte. Gerade als ich mich umdrehen wollte, hörte ich im Nacken das Schnappen einer Schere.
    »He!«, schrie ich und fuhr herum. Vor mir stand Gilley, in der einen Hand die Schere, in der anderen das Preisschild. »Was machst du da, bitte schön?«
    Er grinste. »Wenn du dieses Kleid zurückgibst, gebe ich dir eigenhändig eins hinter die Löffel.«
    »Das passt doch gar nicht zu mir!«, jammerte ich und tastete nach dem Reißverschluss. »Ich weiß überhaupt nicht, warum ich’s gekauft habe!«
    »Weil du vielleicht zum ersten Mal in deinem Leben vernünftig warst?«, fragte er. »M.J., du warst schon mit sechs so eine Art alte Jungfer. Wirds nicht langsam Zeit, dass du mal alle Bedenken beiseite wirfst und ein bisschen Spaß hast?«
    »Also gut«, erklärte ich aus dem Schlafzimmer, während ich das Kleid über den Kopf zog und wieder in meine Jogginghose schlüpfte. »Dann verrat mir nur eins: Was ist, wenn ich diesen Typen abscheulich finde? Dann hab ich ein Vermögen für ein Kleid ausgegeben, das ich nie wieder tragen werde.«
    Aus dem Flur hörte ich einen schweren Seufzer. »Kapierst du nicht, dass es nicht nur um die eine Verabredung geht?«, fragte Gil.
    Ich kam aus dem Schlafzimmer. »Was soll das heißen?«
    »Das Kleid steht dafür, dass du endlich mal den Hintern hochkriegst und Neuland betrittst. Wie ich es dir schon seit … ach, immer schon versucht habe einzutrichtern.«
    »Aha.« Ich schenkte mir ein Glas Wein ein. »Wieso ist es denn so wichtig, dass ich besagten Hintern hochkriege? Ich fühle mich wohl da, wo ich sitze.«
    »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum gehst du immer so auf Nummer sicher?«
    Darüber musste ich ziemlich lange nachdenken. Schließlich sagte ich: »Weil es einfacher ist. Ich war eigentlich immer glücklich damit, alles mit dir zu unternehmen und meine Energie in unser Geschäft zu stecken.«
    »Das nehme ich dir nicht ab, M.J.«, sagte Gil. »Ich glaube, du hattest solche Angst davor, dein wahres Ich zu leben – ja, dasjenige, das mit den toten Leuten redet –, dass du dir jede Chance auf Liebe verbaut hast. Seit der Highschool lautet dein Motto: ›Ich werde ja sowieso zurückgewiesen, warum soll ich es überhaupt erst versuchen?‹.«
    »Wenn du schon von der Highschool anfängst – die war für dich auch kein Zuckerschlecken.«
    Gil grinste mich frech an. »Die Sache ist die, Schatzi, wir sind nicht mehr auf der Highschool. Erwachsene sind üblicherweise viel aufgeschlossener und toleranter gegenüber Leuten wie uns.«
    Ich lächelte ihn an. »Leuten wie uns?«
    »Ungewöhnlichen Leuten wie uns.« Er ging zum Herd, um die Pflaumensauce umzurühren.
    »Gil, wie bin ich bloß in diese Misere geraten?«, fragte ich.
    »Tja, nicht, dass ich nicht versucht hätte, dich zu was anderem zu überreden.«
    In

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