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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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einen Micha Duda zu sprechen. Sie glaubte mir kein Wort, als ich ihr versicherte, dass es hier keinen Micha Duda gäbe und dass ich auch niemanden kenne, der so heiße. Ich hatte einen Moment das Gefühl, dass sie mich gleich anspringen würde, doch sie stampfte mit dem Fuß auf, weinte noch lauter und lief davon.“
    „Wohin?“
    „Von hier aus zur Villa rüber – vielleicht, um dort nach diesem Duda zu fragen. Ich weiß aber nicht, ob ihr dort jemand geöffnet hat, weil in diesem Moment Kundschaft kam.“
    „Wissen Sie, wer in der Villa wohnt?“
    „Keine Ahnung. Haralabidi kennt die Leute, glaube ich. Haralabidi ist mein Chef. Aber er ist bis Ende nächster Woche in Patras.“
    „Würden Sie ihn freundlicherweise anrufen und fragen?“ Rehbein reichte ihr sein Handy.
    Sie versuchte es. Vergeblich.
    „Er ist nicht daheim. Wäre auch ein Wunder um diese Zeit. Ich kann Ihnen gern seine Nummer geben. Rufen Sie ihn am späten Nachmittag oder gegen Abend an. Berufen Sie sich auf mich, auf Katja Klein.“
    Rehbein reichte ihr seine Karte, bedankte sich und ging. Die Schwarz hatte hier nach Duda gefragt. Und da gab es das kleine Messingschild am Eingang der Villa mit der Eingravierung R.+ D. Irrte er sich auch nicht? Um sicher zu gehen, lief er wieder zur Villa hinüber, wo sich noch immer auf sein Klingeln nichts regte, doch R. + D. stimmte. Hans Rehbein kratzte sich am Kopf. R. + Duda? Dieser Name war schon früher aufgetaucht. In dem aufsehenerregenden Tagebuch des ermordeten Schülers! Nachdenklich ging er zu seinem Auto zurück. Ob Theresas Opa diesen Duda kannte oder irgendwas über den wusste, den die Schwarz hier zu finden glaubte? Spontan fuhr er erneut nach Fischbach. Es war einer der wenigen Tage im Juni, der so sommerlich war wie früher, zu der Zeit, da er als Knirps mit anderen Knirpsen in der Mainkur den Wasserfall der Schleuse herunterpurzelte und prustend zum Ufer kraulte. Dass das streng verboten war, hatte den Spaß noch verdoppelt. Das waren noch Zeiten! Die freundliche, aber bestimmte Stimme der jungen Frau entriss ihn abrupt seiner kleinen Schwelgerei.
    „An der nächsten Kreuzung links einbiegen, bitte!“
     
    Der alte Mann war nicht zu Hause.
    „Der ist beim Frühschoppen in der ‚Kupferkanne‘, meistens bleibt er gleich da bis zum Mittagessen“, sagte die Frau, die einen Stock höher wohnte und mit Einkaufstüten behängt an Rehbein vorbeikam, als er vergeblich an der Wohnungstür läutete. Er bedankte sich, trug ihre Tüten rauf und begab sich in die „Kupferkanne“. Opas Hündchen lag brav unterm Tisch zu Füßen seines Herrn. Schwarz erkannte Rehbein sofort wieder und bedeutete ihm, sich zu ihm zu setzen.
    „Auch ein Stöffche?“, fragte er.
    Rehbein lachte. „Keinesfalls! Lieber ein Glas Wasser.“
    „Wenn Sie mal nur keine Wasserleber davon kriegen“, witzelte der Alte und winkte die Kellnerin herbei, „stellen Sie sich vor, die Kerle von der Computerfirma behaupten glatt, sie hätten das Gerät nicht abgeholt.“
    „Vermutlich sagen sie die Wahrheit. Ich fürchte, das waren Diebe, die haben Sie ausgetrickst.“
    „Wie hätte ich darauf kommen sollen. Sie sagten, Theresa habe sie telefonisch beauftragt … Sie wird außer sich sein.“
    „Wissen Sie, wo sie steckt? Sie ist nicht in der Klinik.“
    „Keine Ahnung. Die Polizei wollte das auch schon von mir wissen. Wieso eigentlich? Sie kann doch stecken, wo sie lustig ist, als erwachsener Mensch und freier Bürger.“
    „Machen Sie sich keine Sorgen um sie?“
    „I wo, die kann gut auf sich aufpassen. Theresa war schon öfter mal paar Tage nicht da, ist aber immer wiedergekommen ... Ich seh durch die Küchentür, dass soeben das Sauerkraut mit Stich aufs Feuer gestellt wird. Es ist schon gar, wird nur heiß gemacht. Falls Sie mitbestellen wollen, geht das gerade noch.“
    Warum eigentlich nicht, dachte Rehbein, der sich ohnehin in Ruhe mit dem alten Herrn unterhalten wollte. Er nickte und sagte: „Warum eigentlich nicht.“ Schwarz gab der Bedienung Bescheid.
    „Herr Schwarz, sagt Ihnen der Name Duda etwas?“
    Der Alte stellte sein Glas zurück, das er eben zum Mund führen wollte, und starrte seinen Besucher fassungslos an.
    „Duda? Michailowitsch Duda? Ist der wieder hier, in Deutschland?“
    „Das weiß ich nicht. Wo sollte er denn vernünftigerweise sein?“
    „Wo der Pfeffer wächst oder noch besser in der Hölle.“
    Der Alte verstummte, fixierte die Abschlussleiste der Vertäfelung an der Wand gegenüber.

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