Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
sein Gesicht einen Ausdruck herausfordernder Tapferkeit zeigte.
Griffith verspürte einen Anflug von Kummer. „Alan, schlag ihn!“
Dr. Kinneson hob rasch die Hand und versetzte dem widerspenstigen Burschen einen exakt platzierten Hieb auf den Hinterkopf. Dieser hörte einen Moment lang auf, sich zu wehren – gerade lange genug, um Thurman die Zeit zu geben, um die Frau von ihm wegzuzerren.
„Sie ist so gut wie tot“, sagte Griffith eindringlich, während er sich fragte, warum um alles in der Welt jemand an so einer festhalten wollte. „Sehen Sie denn nicht, dass sie kein Mensch mehr ist? Sie ist eine von Birkins Puppen, eine dieser erbärmlich mutierten ewig Gierigen. Ein Zombie. Eine unausgebildete Trisquad-Einheit!“
Noch während Griffith sprach, trat ein hochinteressanter Wandel der Ereignisse ein. Die Frau wand sich in Thurmans Griff, drehte sich um – und mit einer schnellen Bewegung sprang sie nach vorn und biss Louis ins Gesicht. Den Mund voll mit einem großen, blutigen Teil seiner Wange, zog sie den Kopf wieder zurück und begann, herzhaft zu kauen.
„Karen, Grundgütiger … nein!“
So erschüttert er auch klang, der junge Mann machte keine Anstalten, etwas zu unternehmen. Ebenso wenig wie Louis. Der Doktor stand ruhig da, Blut lief ihm übers Gesicht, aber er sah der T-Virus-Drohne nur zu, wie sie herzhaft das zarte Stück Fleisch verschlang.
Griffith war wie vom Donner gerührt. „Sieh sich das einer an“, sagte er leise. „Keine Anzeichen von Schmerz, keine Gefühlsregung … Lächle, Louis!“
Thurman lächelte sogar dann noch, als die Frau ihn abermals anging und seine vorgestülpte Unterlippe erwischte. Mit einem schmatzenden Laut riss die Lippe ab – das entstellte Lächeln wurde noch breiter. Immer mehr Blut strömte. Die Frau kaute.
Erstaunlich. Absolut atemberaubend.
Der junge Mann zitterte. Sein dunkler Teint war mit einem krankhaft blassen Ton unterlegt. Ihm schien nicht zu gefallen, was er sah, und Griffith begann zu ahnen, dass die Frau eine Freundin von ihm war.
Zu dumm. Perlen vor die Säue geschmissen …
„Alan, ergreife unseren jungen Mann hier und halte ihn gut fest.“
Der Junge wehrte sich nicht, zu sehr lähmte ihn, was ihm entsetzlich erscheinen musste. Die Frau erwischte noch ein Stück von der Wange, und Louis’ Lächeln geriet ins Wanken, vermutlich aufgrund eines verletzten Muskels.
So gerne Griffith auch weiter zugesehen hätte – auf ihn wartete Arbeit. Die anderen Freunde des jungen Mannes mochten es schaffen, die Ga7er zu erledigen – und wenn ihnen das gelang, kamen sie womöglich, um nach ihrem klugen jungen Kameraden hier zu suchen.
Doch bis dahin wird er mein kluger junger Kamerad sein …
Griffith ging zu einem Tresen und nahm eine vorbereitete Spritze auf. Mit einem Finger tippte er dagegen, dann wandte er sich dem schweigsamen Gast zu und fragte sich, ob er ihm seinen genialen Plan zur Gefangennahme seiner Freunde offenbaren sollte. Taten das nicht immer die „Schurken“ in den Filmen?
Er zog es nur kurz in Betracht und entschied sich dann dagegen – er hatte das immer für eine alberne Passage in der Handlung gehalten. Außerdem war er selbst alles andere als ein billiger Schurke! Sie waren in sein Sanktuarium eingedrungen und bedrohten seine Pläne, weltweiten Frieden zu stiften. Es stand außer Frage, wer in dieser Geschichte die Rolle der Bösewichte übernahm …
Der junge Latino verfolgte noch immer das bizarre Mahl. Vor Bestürzung stand sein Mund weit offen. Karen verschluckte Thurmans Nase und verursachte eine ziemliche Sauerei. Er, Griffith, würde sich ihrer entledigen müssen, ehe Thurmans Arme nachgaben – doch bis dahin blieb noch reichlich Zeit.
Griffith trat rasch vor, rammte die Injektionsnadel in den kräftigen Arm des jungen Mannes und schob den Kolben nach vorn.
Erst jetzt setzte sich der Kerl zur Wehr – sein erschrockener Blick richtete sich auf Griffith; sein Körper wand und drehte sich. Einer von Alans Armen schien ein bisschen nachzugeben, dennoch hielt er den zappelnden Latino weiter fest genug im Griff.
Griffith grinste ihm kopfschüttelnd ins Gesicht. „Entspannen Sie sich“, sagte er besänftigend. „In ein paar Sekunden werden Sie nichts mehr spüren.“
Langsam, zu langsam, wichen sie in die Grotte zurück, von der aus sie aufgebrochen waren. Die Echsenkreaturen folgten ihnen, und sie taten es überaus vorsichtig, um nicht in ihr Blickfeld zu geraten. Dabei erfüllten ihre grausigen
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